Gesundheit
Omikron – Was wir über die neue Corona-Variante wissen
Mit "B.1.1.529" aus Südafrika haben wir es mit einer weiteren Coronavirus-Variante zu tun. Wir fassen zusammen, was bisher bekannt ist.
Die neue Coronavirus-Variante "B.1.1.529" zieht derzeit alle wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf sich. Die Variante wurde Mitte November erstmals in Botswana gesichtet, wo inzwischen drei Fälle sequenziert wurden. Sechs weitere wurden in Südafrika bestätigt und einer in Hongkong bei einem Reisenden, der aus Südafrika zurückkehrte. Mittlerweile wurden auch Fälle in Israel, Belgien und Österreich bekannt.
Während im Rest von Südafrika die Covid-19-Pandemie im aktuell dort herrschenden Frühling stark gebremst verläuft, sieht man in der Provinz Gauteng seit kurzem einen massiven Anstieg der Neuinfektionen:
Wirken die Impfstoffe gegen die neue Variante?
Ob und wie die bestehenden Corona-Impfstoffe adaptiert werden müssen, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Der Vakzinhersteller BioNTech hat bereits Untersuchungen der neuen Variante in die Wege geleitet und könnte innerhalb von 6 Wochen den Impfstoff anpassen. Mehr dazu HIER.
Letztlich müsse man in Laborversuchen zeigen, wie gut die Impfstoffe dagegen wirken. "Es könnte sein, dass das die erste Variante ist, auf die man den Impfstoff anpassen muss - vielleicht aber auch nicht", so der österreichische Virologe Florian Krammer zur APA. Klar sei, "wenn man einen deutlichen Anstieg von schweren Infektionen unter Geimpften sieht, muss man das schnell anpassen".
Wie unterscheidet sich die neue Variante zu den anderen?
Die Variante B.1.1.529 weist 32 Mutationen im Spike-Protein auf. Das ist der Teil des Virus, den die meisten Impfstoffe verwenden, um das Immunsystem gegen Covid vorzubereiten. Mutationen im Spike-Protein können die Fähigkeit des Virus, Zellen zu infizieren und sich auszubreiten, beeinträchtigen, aber auch Immunzellen den Angriff auf den Erreger erschweren - sprich das Immunsystem umgehen.
Hinzu kommen über ein Dutzend Mutationen in anderen Teilen des Virus. "Das ist eine außerordentlich hohe Zahl, und es sind ungewöhnlicherweise bisher auch keine verwandten Varianten bekannt – es scheint beinahe so, als käme B.1.1.529 aus dem Nichts", so Lars Fischer in einem Artikel auf Spektrum.de.
Ist die neue Variante ansteckender?
Ob die Variante auch leichter übertragbar sei, könne anhand der vorliegenden Daten bisher noch nicht mit Sicherheit gesagt werden. Ein erneuter Anstieg von Infektionen in einem stark durchseuchten Land wie Südafrika lege jedoch nahe, dass dafür zumindest teilweise neue Variationen verantwortlich zu machen seien, meint Wissenschaftlerin Susan Hopkins vom Imperial College in London zur BBC.
Im Gespräch mit "Heute" kann auch Virologin Dr. Redlberger-Fritz zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, ob die neue Mutation etwa schwerer krank mache oder ob sie die Wirksamkeit der Impfstoffe infrage stellt. "Man muss aber betonen, dass wir dieses Virus weltweit sehr engmaschig überwachen." Noch nie sei ein Virus so gut überwacht worden, sagt die Expertin. Aufgrund dieser Überwachung würden solche "Variants of concerns" eben schneller auffallen. Das sind Varianten, die viele Mutationen haben oder Mutationen an Stellen haben, die Einfluss auf die Ansteckbarkeit und/oder Schwere der Krankheit haben könnten. Bei der neuen "B.1.1.529" - Variante sei das nun der Fall.
Für Redlberger-Fritz ist klar: "Je mehr Viren zirkulieren und je höher die Aktivität ist, desto eher kommt es zu solchen Mutationen. Deshalb ist es wichtig, sich impfen zu lassen. Denn nur wenn wir uns alle kollektiv schützen, können wir das Virus zurückdrängen und solche Mutationen verhindern." In Südafrika beträgt die Impfquote nur 42,7 Prozent, bloß ein Viertel der Mitarbeitenden aus dem Gesundheitswesen ist geimpft.
Wird die neue Variante Delta verdrängen?
Das lässt sich noch nicht sagen. Der Anstieg könnte sich auch durch etwas anderes als eine höhere Infektiosität erklären lassen. So waren die Infektionszahlen in Südafrika zuletzt mit rund 300 neuen Fällen pro Tag verhältnismäßig niedrig. Entsprechend war nur wenig Delta, die derzeit auch in Südafrika die dominante Variante ist, vorhanden. "Das heißt: B.1.1.529 könnte auch einfach in dieses Vakuum gekommen sein, in dem es keine wirkliche Konkurrenz gab", so Emma Hodcroft von der Universität Bern im Interview mit der BBC. Andere zwischenzeitlich aufgekommene Varianten hätten immer mit Delta im Wettstreit gestanden und keine Chance gehabt, sich gegen Delta durchzusetzen.