Gesundheit
Was Impfweltmeister anders machen
Impfprogramme laufen dort besonders gut, wo die Bevölkerung noch weiß, wie schlimm sich früher fehlende Impfungen ausgewirkt haben.
Laut "Our World in Data" sind aktuell 70 Prozent der österreichischen Bevölkerung vollimmunisiert, 2 Prozent teilimmunisiert. Mittels der Impfpflicht, die im Februar 2022 in Kraft treten soll, sollen die annährend 100 Prozent geschafft und die Pandemie damit beendet werden. Wer sich weigert, für den wird's richtig teuer. Mehr dazu HIER.
Wie bewegen andere Länder die Bevölkerung zum Impfen? Wir haben uns die Top 5 der Welt punkto Impfquote näher angesehen. Was ist das Geheimnis dieser Länder und was kann Österreich von ihnen lernen?
Platz 5 belegt das südamerikanische Chile mit einer Gesamteinwohnerzahl von 19 Millionen. Davon haben 87 Prozent der Bevölkerung eine, 83 Prozent zwei und sogar über 40 Prozent bereits die dritte Impfung bekommen. Obwohl das Land punkto Infektionen und Todesfälle zu den am stärksten getroffenen zählt, hat es Chile geschafft, eine gute Impfkampagne auf die Beine zu stellen. Weil: Das Land hat Erfahrungen mit großen Impfkampagnen seit 1978 das Nationale Impfprogramm ins Leben gerufen wurde. Daher sind des die Bürger gewohnt, regelmäßig geimpft zu werden. Das zeigen die 99 Prozent Impfquote bei der Grippe-Impfung im Jahr 2020.
In Chile wurde in Sporthallen, Stadien, Schulen, Supermärkten und auf Parkplätzen geimpft. Gleichzeitig wurde eine Impfpflicht für Gesundheitspersonal etabliert.
Zugelassen sind: BioNTech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca, Johnson & Johnson, Sputnik und Sinovac.
Portugal auf Platz 4 wurde hart von der Krise gebeutelt. Bei 10 Millionen Einwohnern hatte Portugal während der Pandemie 18.339 Covid-Todesopfer zu beklagen. Das Land war lange in einem harten Lockdown, der streng kontrolliert wurde. Hinzu kam eine straff organisierte Impfkampagne, geleitet von einem ehemaligen Marineoffizier. Die Kampagne führte zu einer der besten Impfquoten weltweit: 89 Prozent haben eine, 88 Prozent zwei Impfdosen erhalten.
Geimpft wird mit BioNTech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Johnson & Johnson. Es wurde priorisiert geimpft.
Aufgrund des Handelsembargos, das die USA über die 11 Millionen-Insel verhängt hatte, setzte Kuba seit Beginn auf eigene Impfstoffe. So wurden bis zum 18. November 89 Prozent der Bewohner (inkl. Kinder ab 2 Jahren) entweder mit Soberana02 oder Abdala geimpft. Dabei drohte das Impfprogramm zuerst zu scheitern. Erste durch eine internationale Spende von 6 Millionen Spritzen konnte die Bevölkerung immunisiert werden. Eine Impfpflicht scheint auf Kuba nicht nötig, denn öffentliche Impfkritik gibt es nicht.
Laut offiziellen Angaben verstarben auf der Karibikinsel 8.299 Menschen an Corona.
Singapur verfolgt eine Zero Covid-Strategie. So sollen durch sehr strenge Maßnahmen die Infektionszahlen auf null gebracht werden. Für vollständig Immunisierte wurden die Maßnahmen nach und nach gelockert. Seit dem 8. Dezember 2021 müssen Ungeimpfte die Spitalskosten im Falle einer Covid-Erkrankung selbst zahlen. Mehr dazu HIER.
Bemerkenswert ist die ausgefeilte Covid-Informationspolitik: Der Staat geht streng gegen Fehlinformationen vor. Dazu nutzt er sein 2019 erlassenes Fake News-Gesetz . So musste eine lokale Website, nachdem sie nachweislich Falschinformationen über Impfstoffe verbreitet hatte, diese für Leser deutlich als unwahr kennzeichnen.
Zugelassen sind die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer, Moderna, und CoronaVac. Ältere und medizinisches Personal wurden zu Beginn priorisiert geimpft. Neben Impfzentren setzt Singapur auch auf mobile Impfteams. Von 6 Millionen Einwohnern haben 93 Prozent eine, 92 Prozent zwei und 13 Prozent drei Impfungen bekommen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben 667 Menschen an Corona.
An den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) kann sich wohl jedes andere Land der Welt ein Beispiel nehmen. Sage und schreibe 98 Prozent der 10 Millionen Einwohner haben eine, 88 Prozent zwei und 30 Prozent drei Impfdosen erhalten. Laut WHO starben 2.144 Menschen an Covid-19. Geimpft wird mit Sinopharm, BioNTech, Moderna, AstraZeneca und Sputnik.
Entscheidend für den großen Impferfolg ist laut Analyse der Fachzeitschrift "Vaccine" die effektive Kommunikation der Regierung: Fehlinformationen wurden bekämpft, um der Bevölkerung klar zu machen, dass Impfen mit dem Islam vereibnbar ist, arbeiteten die Gesundheitsbehörden mit religiösen Führern zusammen und es wurde die Kampagne #togetherwerecover ins Leben gerufen. Hinzu kommen umfassende Social Media-Strategien, die die User über Impfung informierten und die eigene offizielle Covid-19-Kontaktverfolgungs-App "Al Hosn". Sie dient auch als offizielles Impfregister.
Allerdings sind in den VAE Bürgerrechte wie Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit stark eingeschränkt. Dadurch kamen Impfkritiker gar nicht zu Wort.