Aufruf zu modernem "Kreuzzug"

Warum Christen gegen die Öl-Industrie kämpfen sollen

Der Weltkirchenrat fordert weltweit knapp 600 Millionen Christen in 120 Ländern auf, gegen die Verursacher des Klimawandels energisch vorzugehen.
Bernd Watzka
26.03.2025, 06:01

Klingt nach modernem "Kreuzzug" gegen die (Klimawandel-)Ungläubigen: Der mächtige Ökumenische Rat der Kirchen hat Christen auf der ganzen Welt ermutigt, rechtliche Schritte gegen Umweltverschmutzer und deren Geldgeber einzuleiten.

Im neuen Handbuch zur Klimagerechtigkeit legt der Weltkirchenrat praktische Möglichkeiten dar, wie Glaubensorganisationen dazu beitragen können, junge Menschen und künftige Generationen vor der Klimakrise zu schützen – und dagegen zu kämpfen.

Verschmutzer "zur Rechenschaft ziehen"

Basierend auf den christlichen Lehren zu Verantwortung und Gerechtigkeit werden "strategische" Rechtsstreitigkeiten als Instrumente dargestellt, um "Hoffnung zu schaffen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen".

Viele religiöse Führer hatten sich bereits zur Klimakrise geäußert, darunter auch Papst Franziskus, der 2015 eine eindringliche Enzyklika veröffentlichte und die Katholiken weiterhin zum Handeln auffordert.

"Lobbyarbeit allein reicht nicht"

Laut Ökumenischem Rat, der evangelische, katholische, anglikanische und orthodoxe Kirchen auf der ganzen Welt vertritt, werde es "immer deutlicher, dass Lobbyarbeit allein" nicht ausreiche, weil die CO2-Emissionen weiterhin zunehmen. Hintergrund sei die "unaufhaltsame Expansion" der fossilen Brennstoff-Industrie.

„Unser Glaube ruft uns dazu auf, alle verfügbaren rechtlichen Maßnahmen zum Schutz unseres Planeten zu ergreifen.“
Handbuch zur KlimagerechtigkeitÖkumenischer Rat der Kirchen

Christen sollen "Mächtigen die Wahrheit sagen"

Es gebe "keinen Widerspruch" zwischen der Nutzung des juristischen Rechts und den christlichen Werten, heißt es in dem Buch. "Tatsächlich ruft uns unser Glaube dazu auf, den Mächtigen die Wahrheit zu sagen und alle rechtlichen Maßnahmen zum Schutz unseres Planeten und seiner Bewohner zu ergreifen."

Moderner "Kreuzzug" gegen Klimawandel-Verursacher?
CC by 4.0

Klagen könnten politische Veränderungen hervorrufen

Das Handbuch weist darauf hin, dass Klimaklagen dramatisch zugenommen haben. Solche Klagen könnten das Verhalten von Unternehmen und Staaten verändern. Zudem veränderten sie den öffentlichen Diskurs.

Klagen richten sich zunehmend gegen Organisationen, die fossile Brennstoffe finanzieren und in diese investieren – darunter öffentliche und private Banken sowie Pensionsfonds.

Erneuerbare Energie soll günstiger werden

Ein "gezielter" juristischer Eingriff, der die Kosten der fossilen Industrie erhöht, könnte "erhebliche Folgen" haben, etwa indem Technologien für erneuerbare Energien billiger werden als fossile Brennstoffe, heißt es in dem Handbuch.

Präzedenzfälle sollen Mut machen

Es gibt bereits Präzedenzfälle für religiös motivierte rechtliche Interventionen zum Klimaschutz. So wird beispielsweise eine Klageder Bewohner einer von Überflutung bedrohten indonesischen Insel gegen den Schweizer Zementhersteller Holcim von der Hilfsorganisation der Kirchen Schweiz unterstützt.

"Wir hoffen, dass es weltweit zu einer Zunahme von Klagen aus moralischen Gründen kommen wird", sagte Frederique Seidel, Programmleiterin für Kinder und Klima beim Ökumenischen Rat der Kirchen.

{title && {title} } bw, {title && {title} } Akt. 26.03.2025, 07:00, 26.03.2025, 06:01
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