Die Gefahr, dass die Lobau ihren internationalen Nationalparkstatus verliere, werde "immer drohender", schreibt der Österreichische Naturschutzbund (Landesgruppe Wien) in einem Offenen Brief an Wiens Bürgermeister Michael Ludwig.
Im Herzstück des Gebiets, der Unteren Lobau, schreite "die Verlandung der Gewässer in beängstigender Geschwindigkeit" voran. Damit gingen das "typische Landschaftsbild" und all jene Tier- und Pflanzenarten verloren, durch "deren Existenz das Gebiet als nationalparkwürdig deklariert" werden konnte, so die Naturschützer.
Warum geht es in dem Konflikt? Ums Trinkwasser für Wien. Die Wiener Umweltschützer kritisieren dabei die eine langjährige Meinung als falsch – dass nämlich eine "Dotation (Wasserzuführung, Anm.) der Unteren Lobau mit Wasser aus der Neuen Donau die Brunnen und damit die Wiener Wasserversorgung hygienisch in Gefahr" bringen würde.
Vielmehr bräuchten die Brunnen der Lobau rasch eine Aufbereitungsanlage. Die Notwendigkeit, das Wasser sämtlicher Wiener Grundwasserwerke technisch aufzubereiten, sei "seit Jahrzehnten unbestritten", heißt es weiter.
„Wien erspart sich eine Aufbereitungsanlage, gefährdet damit die eigene Wasserversorgung und lässt dafür die Lobau zugrunde gehen.“Maria Hoi-LeitnerPräsidentin Naturschutzbund / Wien
Wien habe die Lobau "eigenhändig zum Sterben verurteilt". Denn vor knapp zwanzig Jahren sei der geplante Bau einer zentralen Wiener Grundwasser-Aufbereitungsanlage "aus für uns unerkennbaren Gründen" wieder abgesagt worden, so der Naturschutzbund.
Wien erspare sich eine Aufbereitungsanlage, gefährde damit die eigene Wasserversorgung und lasse dafür "unbekümmert die Lobau zugrunde gehen", kritisiert der Naturschutzbund (Landesgruppe Wien, Präsidentin Maria Hoi-Leitner).
Die Stadt Wien sei sich der Problematik der zunehmenden Austrocknung der Lobau bewusst und suche Wege, um "die Situation des Wasserhaushalts in der Aulandschaft zu verbessern", erwidert Wiens Forst- und Klimadirektor Andreas Januskovecz auf "Heute"-Anfrage.
Kein Wasser aus der Donau: Aufgrund des Hochwasserschutzdammes und der in der Lobau situierten Trinkwasserbrunnen der Stadt Wien sei eine "vollständige Wiederherstellung der Konnektivität mit der Donau allerdings nicht möglich", so der Experte der Stadt Wien.
Der Bau einer – von den Naturschützern vehement geforderten – Wasseraufbereitungsanlage sei für Januskovecz "aufgrund der bisherigen Entwicklungen des Wasserbedarfs und der positiven Entwicklung der Wasserqualität der Donau sowie der Lobau" noch nicht notwendig.
Die Stadt Wien arbeite in der Expertengruppe "Untere Lobau braucht Wasser" an "Lösungsmöglichkeiten zur Verlandung". Aktuell werde ein "wasserwirtschaftlicher Versuch mit unterschiedlichen Dotations-Mengen" durchgeführt, der "das mögliche Risiko für die Wasserversorgung der Stadt Wien" berücksichtige, heißt es weiter.