Wetter-Verschwörungstheorien

Sturmmagier, Hexer – Trump verteufelt Wetterforschung

Mehrere US-Bundesstaaten wollen Experimente in der Atmosphäre kriminalisieren – was seriöse meteorologische Forschungen künftig verhindern könnte.
Bernd Watzka
23.03.2025, 07:43

Verschwörungstheorien zur Wetter-Manipulation reichen Jahrhunderte zurück. Bereits im 9. Jahrhundert verfasste der Heilige Agobard von Lyon eine Schrift mit dem Titel "Über Hagel und Donner", in der er den weit verbreiteten Aberglauben anprangerte, "Sturm-Zauberer" und "Wettermacher" könnten nach Belieben Unwetter heraufbeschwören.

Wetter unterliege nur "göttlicher Macht"

Agobard stützte sich hauptsächlich auf biblische Quellen und zitierte Passagen, die darauf hindeuteten, dass "nur göttliche Macht" das Wetter beeinflussen könne. Er bediente sich aber auch der Logik und fragte sarkastisch, warum vermeintliche, mächtige "Sturmtreiber" ihre Feinde nicht mit riesigen Hagelkörnern erschlugen oder Dürren nicht durch Regenschauer beendeten.

Hexen als Sturm-Beschwörer

Der Glaube an vom Menschen heraufbeschworene Stürme hielt sich hartnäckig. Der britische König Jakob I. ließ Dutzende vermeintliche Hexen verhaften, foltern und hinrichten, weil sie angeblich einen Sturm heraufbeschworen hatten, der sein Schiff 1590 auf seiner Heimreise von Skandinavien beinahe zerstört hatte.

Wissenschaftliche Forschung gefährdet

Solche Unwissenheit mag heute absurd erscheinen. Doch mehrere US-Bundesstaaten, motiviert durch Verschwörungstheorien über "staatlich verursachte Hurrikane" sind dabei, wichtige wissenschaftliche Experimente in der Atmosphäre zu kriminalisieren – und damit in eine Reihe mit dem Hexen-Hokuspokus vergangener Jahrhunderte zu stellen.

Gesetzt verbietet Wolken-Impfung

Der Bundesstaat Tennessee verabschiedete bereits im Vorjahr als erster US-Staat ein Gesetz, das die sogenannte Wolken-Impfung verbietet. Kentucky, Florida, Iowa und Arizona haben ähnliche Gesetzesvorschläge eingebracht, die darauf abzielen, Geoengineering und andere Formen der Wettermodifikation zu verbieten.

Derartige Gesetze könnten legitime meteorologische Forschung verhindern – und gleichzeitig die Paranoia vor Chemtrails und anderen Bedrohungen schüren, befürchten Kritiker der neuen "Klimapolitik" von Donald Trump.

Wolken-Impfung (engl. Cloud Seeding) ist eine bekannte Technik zur Wetterbeeinflussung, bei der Chemikalien in Wolken eingebracht werden, um Niederschlag zu fördern. Häufig verwendete Stoffe sind Silberiodid, Trockeneis oder Salze. Diese Stoffe dienen als Kondensationskerne, an denen Wassertröpfchen in der Wolke kondensieren können, was zu Regen, Schnee oder Hagel führt.

Die 3 bekanntesten Verschwörungstheorien zum Wetter

1
Chemtrails
Diese Theorie behauptet, dass Flugzeuge Chemikalien in die Atmosphäre sprühen, um das Wetter zu kontrollieren oder die Bevölkerung zu beeinflussen. Wissenschaftlich betrachtet sind diese "Chemtrails" jedoch nichts anderes als harmlose Kondensstreifen, die durch kalte Höhenluft entstehen.
2
HAARP
Das "High Frequency Active Auroral Research Program" (HAARP) in Alaska wird oft beschuldigt, das Wetter zu manipulieren oder Naturkatastrophen auszulösen. Tatsächlich dient HAARP der Erforschung der Ionosphäre und hat keinen Einfluss auf das Wetter.
3
Wolken-Impfung als Waffe
Während die Wolken-Impfung tatsächlich eine existierende Methode ist, um Regen zu erzeugen, wird das sogenannte "Cloud Seeding" oft übertrieben dargestellt. Einige glauben, dass sie für großflächige Wetterkontrolle oder sogar als Waffe eingesetzt wird, was unbegründet ist.

Donald Trump bekämpft Klima- und Wetterforschung

Donald Trump hat bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen, die die Klimaforschung beeinträchtigen. Dazu gehören Budgetkürzungen für wichtige Institutionen wie die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und die Environmental Protection Agency (EPA). Dies führte zu Entlassungen und Einschränkungen in der Klimaforschung.

Zensur und politische Einflussnahme

Für Aufsehen sorgt auch die Zensur von "Klima-Begriffen": Wörter wie "Klimawandel" wurden auf staatlichen Websites und in offiziellen Dokumenten entfernt. Dies erschwert nun den Zugang zu wichtigen Informationen. Trump forderte US-Forscher zudem auf, ihre Mitarbeit an internationalen Projekten wie dem Weltklimarat (IPCC) einzustellen.

Zudem wird politische Einflussnahme ausgeübt: Forschungsprojekte werden auf ihre "politische Korrektheit" geprüft. Studien, die nicht mit Trumps Agenda übereinstimmten, wurden gestoppt oder nicht finanziert.

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