Ukraine

Wagner-Chef wollte russische Truppen verraten 

Jewgeni Prigoschin habe angeboten, russische Stellungen zu verraten, falls sich die ukrainischen Soldaten aus Bachmut zurückziehen.

20 Minuten
Jewgeni Prigoschin soll dem ukrainischen Geheimdienst ein Angebot gemacht haben.
Jewgeni Prigoschin soll dem ukrainischen Geheimdienst ein Angebot gemacht haben.
Screenshot/Telegram

Ende Januar, als seine Söldnertruppen im Kampf um die zerstörte Stadt Bachmut zu Tausenden starben, machte der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, der Ukraine offenbar ein aussergewöhnliches Angebot. Schon in den Monaten zuvor wurde Prigoschins Kritik an der russischen Militärführung immer lauter: So beklagte er, dass seine Wagner-Kämpfer keine Munition mehr erhalten würden, und drohte mit einem Rückzug aus Bachmut. Das Angebot, das "Putins Koch", wie Prigoschin wegen seiner Catering-Firma auch genannt wird, Anfang des Jahres ukrainischen Militärs unterbreitet haben soll, würde in Russland wohl als Hochverrat gelten.

Angebot: Russische Stellungen gegen ukrainischen Abzug 

Wie die "Washington Post" berichtet, habe Prigoschin gesagt, wenn die ukrainischen Befehlshaber ihre Soldaten aus dem Gebiet um Bachmut abzögen, würde er Kiew Informationen über russische Truppenstellungen geben, die die Ukraine nutzen könnte, um sie anzugreifen.

Prigoschin übermittelte laut des Berichts den Vorschlag seinen Kontakten im ukrainischen Militärgeheimdienst, mit denen er während des Krieges geheime Kontakte pflegte, wie aus bisher unveröffentlichten Dokumenten des US-Geheimdienstes hervorgeht, die auf der Chat-Plattform Discord veröffentlicht wurden.

Zwei ukrainische Beamte bestätigten, dass Prigoschin mehrmals mit der ukrainischen Geheimdienstdirektion gesprochen habe. Ein Beamter sagte, der Wagner-Chef habe das Angebot bezüglich Bachmut mehr als einmal unterbreitet, aber Kiew habe es abgelehnt, weil die Beamten Prigoschin nicht vertrauten und seine Vorschläge für unaufrichtig hielten.

Washington und Kiew trauen Prigoschin nicht 

Laut einem US-Beamten habe es in Washington ähnliche Zweifel an Prigoschins Absichten gegeben. In einem Interview mit der Washington Post im Mai wollte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski die Kontakte mit Prigoschin nicht bestätigen. "Dies ist eine Angelegenheit des [militärischen] Geheimdienstes", so der ukrainische Präsident.

Dass Prigoschin angesichts der andauernden Kämpfe in Bachmut langsam aber sicher frustriert ist, war in den letzten Wochen immer wieder deutlich zu sehen. So drohte er in einem Video, in dem er neben unzähligen getöteten Wagner-Söldnern steht, mit einem Rückzug aus der Stadt, die sich laut seinen Plänen spätestens am 9. Mai, als Russland den "Tag des Sieges" feierte, in russischer Hand befinden sollte.

In der Vergangenheit berichtete er zudem von Truppen der russischen Armee, die aus Bachmut desertiert sein sollen, und äußerte Zweifel an der Fähigkeit des russischen Staates, seine Grenzen und Bevölkerung zu schützen. "Die Ukraine greift unsere Grenzregionen erfolgreich an", beklagte Prigoschin in einer Video-Botschaft am 9. Mai.

1/51
Gehe zur Galerie
    <strong>22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen.</strong> Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – <a data-li-document-ref="120073911" href="https://www.heute.at/s/so-will-neos-chefin-die-mindestsicherung-neu-aufsetzen-120073911">und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.</a>
    22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen. Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.
    Helmut Graf