Vor Jahrhundert-Beben tauchten mysteriöse Lichter auf

Ein verheerendes Erdbeben erschütterte am letzten Freitag das nordafrikanische Land Marokko. Wie inzwischen mehrere Userinnen und User auf X (ehemals Twitter) sowie Tiktok berichten, waren kurz vor der Katastrophe, die mehr als 2.800 Todesopfer forderte, seltsame Lichter am Himmel zu sehen.

"Hartnäckiges Rätsel, das nie ganz geklärt wird"

Das Phänomen ist Forschenden bekannt, jedoch ist bisher unklar, warum die Lichter manchmal beobachtet werden können. "Die Menschen haben sich schon immer über sie gewundert", sagt Karen Daniels, Physikerin an der North Carolina State University, gegenüber der New York Times. "Es ist eines dieser hartnäckigen Rätsel, die sich halten und nie ganz geklärt werden."

Um die sogenannten Erdbebenlichter eingehender zu studieren, wäre es nötig, Erdbeben besser voraussagen zu können. Doch nach heutigem Stand ist dies beinahe unmöglich. Das macht es entsprechend schwierig, das Phänomen mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen – und die einzigen existierenden Aufnahmen stammen von Amateuren, die rein zufällig zugegen waren.

Dabei existiert auch die Annahme, dass die Lichter jeweils nur zufällig vor den Beben beobachtet wurden und kein eigentlicher Zusammenhang besteht. Gemäß einer Studie von 2014 existieren 65 Berichte von Lichtern, die vor Erdbeben beobachtet wurden.

Die Berichte wurden zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert aufgezeichnet. Große Variation gibt es bei den Beschreibungen der Lichter: Ob hoch oder tief am Himmel, nur kurz aufleuchtend wie ein Blitz oder minutenlang schwebend – viel Einheitlichkeit scheint es nicht zu geben. Auch bei der Farbe gehen die Berichte auseinander.

Seit es mehr Kameras und auch Dashcams in gewissen Autos gibt, können Erdbebenlichter häufiger aufgezeichnet werden. Eine sehr deutliche Aufnahme stammt aus dem Jahr 2021 aus Mexiko und entstand vor einem Erdbeben der Stärke sieben auf der Richterskala.

Verschiedene Annahmen

Theorien zu den Ursprüngen des Phänomens gibt es mehrere. So wurden sie bereits auf statische Aufladung zurückgeführt, die durch Reibung der tektonischen Platten entstehen soll. Doch scheint die Erklärung wenig plausibel, denn statische Elektrizität entsteht üblicherweise durch die Reibung zweier unterschiedlicher Materialien. Andere Annahmen gehen davon aus, dass das Aufleuchten auf Stromleitungen zurückgeht, welche durchgeschüttelt werden und Lichtbögen erzeugen.

Doch Karen Daniel hält es auch für gut möglich, dass die Lichter überhaupt nichts mit den tektonischen Ereignissen zu tun haben. "Dinge, die wir verstehen, geben uns Halt, und Dinge, die wir nicht verstehen, ängstigen uns", sagt die Physikerin. "Ich denke, das ist einer der Gründe, warum wir von diesem Phänomen so fasziniert sind."