Politik
Von "Voodoo-Ökonomie" und "Zwangsneurose"
Grüne und BZÖ werden sich wohl nicht in einer Dreierkoalition einfinden. Dies zeigte sich Donnerstag TV-Duell zwischen Grünen-Chefin Eva Glawischnig und BZÖ-Chef Josef Bucher. Die Diskussion über Arbeitsmarkt, Schulden, Privatisierungen, Tempo 80 oder Patchworkfamilien verlief unaufgeregt und weitgehend sachlich. Kleinere Angriffe bleiben aber nicht aus: Bucher attestierte Glawischnig eine "Zwangsneurose". Diese warf dem BZÖ "Voodoo-Ökonomie" vor.
Grüne und BZÖ werden sich wohl nicht in einer Dreierkoalition einfinden. Dies zeigte sich Donnerstag TV-Duell zwischen Grünen-Chefin Eva Glawischnig und BZÖ-Chef Josef Bucher. Die Diskussion über Arbeitsmarkt, Schulden, Privatisierungen, Tempo 80 oder Patchworkfamilien verlief unaufgeregt und weitgehend sachlich. Kleinere Angriffe bleiben aber nicht aus: Bucher attestierte Glawischnig eine "Zwangsneurose". Diese warf dem BZÖ "Voodoo-Ökonomie" vor.
Die Nationalrats-Sitznachbarn Eva Glawischnig und Josef Bucher gingen mit gegenseitiger Sympathiebekundung ins Wahlduell. Danach zeigte sich aber bald, dass es inhaltlich wenig Gemeinsames gibt. Glawischnig attackierte Bucher in seinem Kernthema Wirtschaft: Steuern senken und dabei gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen und das Defizit beheben, das gehe sich nicht aus. Das sei "Voodoo-Ökonomie", befand sie. Bucher wiederum bezeichente Glawischnig als Personifikation der Reglementierungssucht der Grünen und riet ihr: "Befreien Sie sich endlich von dieser Zwangsneurose!"
"Frau Dohnal" machte die Väter pleite
Auch in Sachen Familienpolitik kamen die beiden Kontrahenten auf keinen grünen Zweig. Bucher befand, dass es heutzutage viele Patchworkfamilien gebe und man diese gesellschaftlichen Realitäten zu akzeptieren habe, wie die ÖVP. In diesem Zusammenhang kritisierte er die Familienpolitik von "Frau Dohnal" - gemeint ist Österreichs erste Frauenministerin Johanna Dohnal. "Vor Frau Dohnal waren die Frauen arm. Nach Frau Dohnal waren die Männer pleite", befand der BZÖ-Chef flapsig. Ob diese polemische Analyse der modernen Familienpolitik hilft, die sich das BZÖ auf die Wahlkampf-Fahnen geschrieben hat, sei dahingestellt.
Das BZÖ und die Korruptionsvorwürfe
Glawischnig konfrontierte Bucher mehrfach mit dem Thema der Korruptionsvorwürfe und -prozesse - etwa der Causa Hypo oder dem laufenden Telekom-Verfahren. Und schloss eine Koalition mit den Orangen, wenig überraschend, auch kategorisch aus. Der Grund: wegen der "korruptiven Vorwürfe", weshalb dem BZÖ auch "so viel Vertrauen bei den Wählern verloren" gegangen sei. Dies ließ sich Bucher nicht gefallen. Es gebe keine Verfahren gegen das BZÖ, "niemand vom BZÖ wird gerichtlich verfolgt, ich habe für Sauberkeit gesorgt", konterte er. Nur ehemalige BZÖ-Politiker würden strafrechtlich verfolgt.
Personifizierte Reglementierungswut
Und der BZÖ-Chef revanchierte sich mit dem Vorwurf, dass die Grünen immer versuchen würden, "in die Lebensfreiheit der Menschen einzugreifen", "Sie wollen immer nur Regeln und Auflagen und Vorschriften machen und trauen den Menschen immer weniger zu" - etwa mit der Forderung nach Tempo 80 auf Landstraßen. "Sie sind ein lebendes Beispiel" für Reglementierungen in allen Bereichen, hielt er Glawischnig vor.
Die verteidigte einerseits angesprochene Haltungen - wie jene zu Tempo 80 - und konterte andererseits ein wenig untergriffig. Sie hielt Bucher ein Taferl vor mit Männchen, von denen viele durchgestrichen waren - überschrieben mit "Demnächst - Bucher allein zu Haus". Also eine Anspielung darauf, dass dem BZÖ in dieser Legislaturperiode neun von 21 Abgeordneten abhanden gekommen sind. Und kommentierte dies ein wenig höhnisch: "Sehr liberal ... wenn nicht einmal die eigenen Leute Ihnen vertrauen und das Boot gewechselt haben, wie sollen Ihnen die Wähler vertrauen?"
Streitthema Wirtschaft contra Umweltschutz
Insgesamt gab es wenig inhaltliche Übereinstimmung zwischen Grün und Orange. So vermisste Glawischnig den Umweltschutz im Wahlprogramm des BZÖ, Bucher Verständnis für die Nöte der Wirtschaft bei den Grünen. Er hielt ihnen auch vor, "immer auf der Bremse" zu stehen, wenn es etwa um den Ausbau der Wasserkraft gehe - während deren Chefin wiederum einige Vorschläge des BZÖ, etwa zur Privatisierung von OMV, Post oder Verbund, für "brandgefährlich" erklärte.
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