Niederösterreich

Virus brachte Frau vom Bierzelt auf die Intensivstation

Eigentlich war es bloß eine harmlose Party im Bierzelt ... sie wird Caro (35) aus Niederösterreich für immer in Erinnerung bleiben.

Isabella Nittner
Caro aus Niederösterreich steckte sich im Bierzelt mit dem Meningokokken-Virus an, starb fast daran.
Caro aus Niederösterreich steckte sich im Bierzelt mit dem Meningokokken-Virus an, starb fast daran.
iStock, privat ("Heute"-Montage)

Mit 17 Jahren ging die jetzt 35-jährige Caro mit ihrer Clique in ein Bierzelt, um sich die Nacht um die Ohren zu schlagen.

"Es war ganz normales Feiern mit Freunden. Wir haben uns umarmt, waren uns nahe, haben aber nicht geküsst oder so", erzählt die Niederösterreicherin über die Nacht, die ihr gesamtes Leben verändern sollte.

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    Betroffene und Ärzte machen für die Impfung mobil. "Diese Krankheit wollen Sie nicht erleben", sagt Dr. Sprung-Markes (Mitte).
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    Denise Auer

    41,6 Grad Fieber

    Denn schon nach dem besagten Wochenende in den Osterferien wurde sie krank. Fieber, Gliederschmerzen, eine normale Grippe eben, meinte der Arzt. Der Zustand solle weiter beobachtet werden. Doch es ging ihr nicht besser – im Gegenteil. Die Körpertemperatur schoss auf 41,6 Grad in die Höhe, die 17-Jährige begann zu halluzinieren. Beim Gang auf die Toilette klappte sie schließlich bewusstlos zusammen.

    Völlig verzweifelt rief ihre Mutter nochmals den Arzt, dieser anschließend die Rettung. Caro wachte auf der Intensivstation wieder auf. Vier Tage lang schwebte sie in Lebensgefahr, erst nach zehn Tagen stabilisierte sich ihr Zustand so weit, dass sie auf die Normalstation verlegt werden konnte.

    Diagnose: Bakterielle Hirnhautentzündung ausgelöst durch Meningokokken.

    Was sind Meningokokken?
    Meningokokken-Erkrankungen werden von Bakterien namens Neisseria meningitidis hervorgerufen. Diese werden von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen, also z.B. durch Husten, Niesen, Küssen oder das gemeinsame Benutzen von Gläsern. Die Übertragung passiert bevorzugt dort, wo Menschen sehr engen Kontakt haben: in Kindergärten, Schulen, Diskotheken oder auf Partys. Die Ansteckungsgefahr von engen Kontaktpersonen, insbesondere solchen im gleichen Haushalt oder in Gemeinschaftseinrichtungen, ist stark erhöht.
    Quelle: sozialministerium.at

    Niere & Fruchtbarkeit beeinträchtigt

    Erst viel später konnte die nun 35-Jährige aus dem Spital entlassen werden, allerdings mit Langzeitfolgen: Die Niere der Niederösterreicherin arbeitet aufgrund der Infektion vor 18 Jahren immer noch eingeschränkt, ihren Alltag kann sie nur mit Medikamenten bestreiten. Narben am Arm erinnern ebenfalls an die tückische Krankheit, die ihr beinahe das Leben gekostet hätte.

    Auch Unfruchtbarkeit war eine Folge der Krankheit. "Ich hatte lange Zeit keine Regel und die Ärzte meinten, dass ich vermutlich keine Kinder bekommen könne", erzählt sie. Nach einer erfolgreichen Hormontherapie in der Schweiz ist die 35-Jährige jetzt Mutter von drei Söhnen.

    "Die drei sind alle geimpft", betont sie. Denn: Den meisten Eltern läuft das Wort "Meningokokken" bereits im Babyalter ihrer Kinder über den Weg. Gefährdet sind nämlich vor allem Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche. Weil die Impfung nicht Teil des kostenfreien Impfprogramms ist – drei Teilimpfungen gegen Meningokokken B kosten 330 Euro, die Teilimpfung gegen Meningokokken A, C, W und Y 80 Euro – und statistisch gesehen selten auftritt, entscheiden sich aber zahlreiche Eltern gegen die lebensrettenden Stiche.

    "Trotz aller Fortschritte bei der medizinischen Behandlung haben wir ein Plateau bei den Ergebnissen erreicht, bei dem etwa 10 Prozent der Menschen mit einer schweren invasiven Meningokokken-Erkrankung immer noch sterben, manchmal innerhalb von nur 24 Stunden nach der Krankheit."

    Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung

    Dabei ist gerade eine Infektion mit Meningokokken äußerst tückisch sowie mit Langzeitfolgen behaftet und endet manchmal sogar tödlich.

    Das Problem: Eine rasche Diagnose ist schwierig, weil sich eine Meningokokken-Infektion im Anfangsstadium symptomatisch oftmals nicht von einem "normalen" grippalen Infekt unterscheidet. Doch dann geht es schnell, bereits 24 Stunden nach Auftreten von Symptomen, kann es für die kleinen Körper von Kindern zu spät sein, es entwickelt sich eine bakterielle Hirnhautentzündung oder eine Blutvergiftung. Lebenslange Behinderungen oder sogar der Tod sind die Folge.

    Anlässlich des Welt-Meningitis-Tages am 5. Oktober soll die Tücke der Krankheit nun in den Mittelpunkt gerückt werden.

    "Trotz aller Fortschritte bei der medizinischen Behandlung haben wir ein Plateau bei den Ergebnissen erreicht, bei dem etwa 10 Prozent der Menschen mit einer schweren invasiven Meningokokken-Erkrankung immer noch sterben, manchmal innerhalb von nur 24 Stunden nach der Krankheit", so Dr. Alexander Schneider, Oberarzt an der Univ. Klinik für Kinder und Jugendheilkunde Wien.

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