Nahost-Konflikt

Viele Türken boykottieren jetzt israelische Produkte

In der Türkei werden ab sofort in einigen Provinzen israelische Produkte und Unternehmen boykottiert, weil sie Kriegsverbrechen bewerben würden.

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Viele Türken boykottieren jetzt israelische Produkte
Pro-palästinensischer Protest in der Nähe des Luftwaffenstützpunkts Incirlik in der südtürkischen Stadt Adana.
REUTERS

In zahlreichen türkischen Provinzen haben staatliche Einrichtungen und Gemeinderegierungen vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen. Auch in Cafés, Restaurants und Teehäusern auf dem Gelände des türkischen Parlaments dürfen keine Produkte von Firmen mehr verkauft werden, "die offen ihre Unterstützung für die Kriegsverbrechen Israels erklären", hieß es in einem auf der Parlamentsseite veröffentlichten Schreiben am Dienstag. Die Entscheidung gehe auf den Parlamentspräsidenten zurück. Welche Produkte davon genau betroffen sind, blieb zunächst offen.

Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete von Stadtregierungen und Provinzeinrichtungen, die zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen hätten. Der AKP-Politiker Ejder Batur sagte Anadolu, in allen Einrichtungen der 24 von seiner Partei regierten Gemeinden in Istanbul würde kein israelisches Produkt mehr angeboten werden. Auch zahlreiche Universitäten kündigten Anadolu zufolge an, künftig Produkte von Israel unterstützenden Firmen nicht mehr anzubieten.

Angriffe auf Chan Junis und Flüchtlingslager

Bei einem Luftangriff auf die Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens sind indes in der Nacht zum Dienstag mehrere Häuser zerstört worden. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP beobachtete, wie Ersthelfer fünf Leichen – darunter die von drei Kindern – aus den Trümmern zogen. Anwohner machten die israelischen Streitkräfte für den Angriff verantwortlich. Ein AP-Video aus einem nahe gelegenen Krankenhaus zeigte eine Frau, die verzweifelt nach ihrem Sohn sucht und ihn dann weinend küsst, als sie ihn findet – blutverschmiert, aber offenbar ohne schwere Verletzungen.

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    Das israelische Militär fliegt nun fast täglich Vergeltungsschläge auf den Gazastreifen.
    Das israelische Militär fliegt nun fast täglich Vergeltungsschläge auf den Gazastreifen.
    REUTERS

    Ein Mädchen schluchzte neben einem Baby, das in eine Decke eingewickelt auf einer Bahre lag und offenbar tot war. Bei einem anderen Luftangriff wurde ein Haus in Rafah zerstört, wobei nach Angaben der Stadtverwaltung und eines örtlichen Krankenhauses mindestens fünf Menschen, darunter drei Kinder, getötet wurden. Israel hatte Zivilisten zuvor dazu aufgerufen, im Süden Schutz zu suchen, während die Bodenoperationen im nördlichen Gazastreifen ausgeweitet werden. Im Norden wurden unterdessen schwere Kämpfe in Aussenbezirken der Stadt Gaza gemeldet.

    "Es wird von Tag zu Tag schlimmer"

    Das Flüchtlingslager Schati wurde nach Angaben dort lebender Palästinenser in den vergangenen zwei Tagen aus der Luft und vom Meer aus schwer bombardiert. "Es wird von Tag zu Tag schlimmer", sagte Marwan Abdullah, der wie Tausende andere im Al-Schifa-Krankenhaus Zuflucht gefunden hat. Man habe in der Nacht ständig Explosionen gehört. Krankenwagen hätten immerzu Tote und Verletzte aus dem Flüchtlingslager Schati gebracht. An Schlaf sei nicht zu denken gewesen, sagte Abdullah.

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