Gesundheit

Vergünstigte HPV-Impfaktion für 12- bis 18-Jährige

Nur 50 Prozent der Kids und Teens sind gegen HPV geimpft. Ein Catch-Up-Programm bietet die Impfung daher nun zu vergünstigten Konditionen an.

Sabine Primes
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Die Mehrheit hat von HPV-Viren keine Ahnung.
Die Mehrheit hat von HPV-Viren keine Ahnung.
Bild: AFP

Die Covid-19-Pandemie hat bei den Impfungen gegen das Humane Papilloma Virus (HPV) als Erreger von Gebärmutterhals- und anderen Krebsarten in Österreich zum Teil zu einem Totalausfall geführt. Ärzte- und Apothekerkammer starten jetzt ein HPV Catch-Up-Programm für die 12- bis 18-Jährigen, um die HPV-Durchimpfungsrate von Kindern und Jugendlichen zu steigern. Die liegt österreichweit bisher nur bei 50 Prozent. Dass die HPV-Impfung wirkt, zeigt eine Studie aus England, die eine 87-prozentige Schutzwirkung gegen die beiden gefährlichsten Virustypen belegt. "Heute" hat berichtet.

"Eine Impfung verhindert Krebs und hilft, unnötige Operationen zu vermeiden. Es erkranken in Österreich pro Jahr rund 400 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Mit der Impfung könnten daneben auch andere Krebserkrankungen ausgerottet werden", sagte Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferates der Österreichischen Ärztekammer. Human Papilloma-Viren sind die Ursache von allen Zervixkarzinomen (Karzinome des Gebärmutterhalses; Anm.) und auch für Anal-, Penis- und Karzinome des Hals-Nasen-Ohren-Traktes verantwortlich.

Der HPV-Erreger kann sich durch Warzen auf der Haut und im Genitalbereich bemerkbar machen. Die meisten HPV-Infektionen heilen aber unbemerkt aus. Trotzdem kann es auch lange nach einer Infektion zu bösartigen Tumoren kommen - je nach Virus-Typ. Bisher sind über 200 verschiedene HPV-Typen bekannt.
Ansteckung: Mann und Frau können sich gleichermaßen mit HPV anstecken - vor allem über direkten Haut- bzw. Schleimhautkontakt (Geschlechtsverkehr). Ebenfalls möglich ist eine Virusübertragung über infizierte Gegenstände (Sexspielzeug, Handtücher etc.) sowie bei der Geburt (von der infizierten Mutter auf das Kind).
Mögliche Folgeerkrankungen: Je nach HPV-Typ v.a. Hautwarzen, Genitalwarzen (Feigwarzen), Gewebeveränderungen (potenzielle Krebsvorstufen) und Krebs (wie Gebärmutterhalskrebs, Mund-Rachen-Krebs, Analkrebs). Welche Folgeerkrankungen eine HPV-Infektion nach sich ziehen kann, hängt vom Virustyp ab. Etwa 40 HPV-Typen infizieren speziell die Genitalschleimhaut. Sie werden in Gruppen unterteilt, je nachdem, wie wahrscheinlich sie Krebs auslösen können:
Niedrigrisiko-Typen (low-risk-HPV) lösen bei einer Infektion kaum gefährliche Genitalwarzen (Feigwarzen) aus. Zwar gibt es auch hier ein Krebsrisiko, dies ist aber sehr gering (low risk). Die häufigsten Niedrigrisiko-Typen sind HPV 6 und 11.
Hochrisiko-Typen (high-risk-HPV) lösen Gewebsveränderungen (Zellveränderungen oder überschießende, abnorme Neubildung von Zellen) aus, aus denen sich über Jahre ein bösartiger Tumor entwickeln kann, besonders Gebärmutterhalskrebs. Eine HPV-Infektion kann aber auch das Risiko für andere Krebserkrankungen wie Peniskrebs oder Kehlkopfkrebs erhöhen. Die beiden wichtigsten Hochrisiko-HPV-Typen sind HPV 16 und 18.

Vier von Fünf infizieren sich mit HPV

Seit vielen Jahren gibt es eine Impfung, die genau diese Problematik der durch Sexualkontakte übertragenen Humanen Papilloma Viren vermeiden hilft. "Vier von fünf Personen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV", betonte Maria Paulke-Korinek, Impfexpertin des österreichischen Gesundheitsministeriums. "In Österreich gibt es pro Jahr 130 bis 180 Todesopfer durch Gebärmutterhalskarzinome." Wird im Zuge einer Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen (Abstrich) eine Gebärmutterhalskarzinom-Vorstufe entdeckt, ist oft ein gynäkologischer Eingriff notwendig. Das kann zu weiteren Problemen führen. In Österreich gibt es pro Jahr rund 6.000 solcher Operationen mit – zum Beispiel – nachfolgend einem höheren Risiko für Frühgeburten.

Impfung zu vergünstigten Konditionen

Die Impfung ist für Buben und Mädchen vom 9. bis zum 12. Lebensjahr im Rahmen des Kinderimpfprogramms kostenlos verfügbar. Ab dem 15. Lebensjahr gibt es eine Nachimpfaktion zu vergünstigten Konditionen. Die Aktion ist gültig vom 1.3.2022 bis zum 30.6.2023.

Doch weil mit der Covid-19-Pandemie die Impfraten in Österreich – speziell auch die Beteiligung an den HPV-Impfungen – zurückgegangen sind, sollte es jetzt ans Aufholen gehen, so Gerhard Kobinger, Vorstandsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer: "Sehr viele Impfungen sind durch die Pandemie leider ausgefallen." Für alle 12- bis 18-Jährigen werden daher ein Jahr lang HPV-Impfungen zu vergünstigten Konditionen angeboten. Eine Impfdosis kostet 75 statt normalerweise rund 200 Euro in den österreichischen Apotheken, das Impfhonorar beim niedergelassenen Arzt höchstens 15 Euro. Laut Kobinger gibt es für die niedergelassenen Ärzte die Möglichkeit, fünf Vakzindosen als "Starterpaket" im Voraus zu beziehen. Sonst soll die Aktion auf Gutscheinbasis funktionieren.

Drei HPV-Teilimpfungen

Derzeit lauten die österreichischen Empfehlungen auf zwei Teilimpfungen gegen HPV für Mädchen und Buben im Alter bis zu 15 Jahren. Ab dem Alter von 15 Jahren sollte jedenfalls auch noch eine dritte Teilimpfung erfolgen. Die Impfung schützt zusätzlich vor Genitalwarzen. 

Informationen zur Aktion unter https://www.aerztekammer.at/hpv-catch-up.
Die vergünstigte Aktion gilt vom 1.3.2022 bis zum 30.6.2023.

2018 wurden in Österreich laut Statistik Austria 440 Gebärmutterhalskarzinom-Erkrankungen registriert. 133 Frauen erlagen einem solchen Karzinom, obwohl auch bei Ungeimpften eine Diagnose gefährlicher Gewebeveränderungen bereits mit dem Vorstadium durch regelmäßige Abstrichuntersuchungen möglich wäre. Eine groß angelegte Studie aus Großbritannien, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, zeigte eine erreichbare Schutzrate gegen Gebärmutterhalskrebs von fast 88 Prozent.