Politik
Überraschende Kampfansage von Van der Bellen im ORF
Nach drei Herausforderern für sein Amt stellte sich am Dienstagabend auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen dem "ZIB2"-Interview.
Im Gegensatz zu seinen sechs Herausforderern auf das Amt des Bundespräsidenten tritt Alexander Van der Bellen nur wohldosiert in TV-Sendungen und Interviews auf. Einen solchen Auftritt gab es am späten Dienstagabend in der ORF-"ZIB2" bei Moderatorin Marie-Claire Zimmermann. Die Vorzeichen für die Wahl stehen für Van der Bellen gut – er hat mit 59 Prozent Zustimmung alle Trümpfe in der Hand – dürfte die Präsidentschaft aus aktueller Sicht so gut wie fix in der Tasche haben.
In eine Stichwahl müsse Van der Bellen aktuell nicht, zeigte eine neue "Unique Research"-Umfrage für "Heute". Mit nur 13 Prozent ist FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz noch der stärkste Herausforderer, der frühere "Krone"-Kolumnist Tassilo Wallentin kommt nur auf acht Prozent, keiner kann den Amtsinhaber derzeit ernsthaft gefährden. Dass er sich nicht den TV-Auftritten mit den anderen Kandidaten stellt, brachte ihm indes heftige Kritik der anderen Hofburg-Kandidaten ein.
Aus New York von der UN-Generalversammlung zugeschaltet, fürchtete Van der Bellen nicht, in den Umfragen bis zum Wahltag weiter an Zustimmung zu verlieren: "Ich fürchte mich vor gar nichts und aber freue mich über jede Zustimmung", so der Amtsinhaber. Er würde sich ebenso "sehr freuen", wenn sich bereits am 9. Oktober eine Mehrheit der Wählerinnen und Wähler für ihn entscheiden würden. Sein Sager, die Wahl sei für ihn "ka g'mahte Wiesn", sei ein "Zeichen des Respekts" seinen Mitbewerbern gegenüber, so Van der Bellen, es komme außerdem darauf an, dass die Menschen auch wählen gehen würden.
Doch direkt danach setzte es eine überraschende Kampfansage Van der Bellens, nach der die Wahl doch eine "g'mahte Wiesn" sein könnte. Von der Moderatorin auf die Kritik seiner Herausforderer angesprochen, dass er sich keinen TV-Konfrontationen stelle, erklärte der Bundespräsident: Von den sieben Bundespräsidentschaftskandidaten inklusive ihm selbst kenne man nur einen in der breiten Öffentlichkeit, nämlich ihn selbst. Die Menschen in Österreich hätten sich über fünfeinhalb Jahre lang ein Bild von seiner Amtsführung, seinen Positionen und wie er Krisen bewältigte und meistere, machen können.
Amt könnte durch TV-Konfrontationen geschädigt werden
Der amtierende Bundespräsident ließ im ORF danach noch weiter aufhorchen – auch seine Vorgänger hätten Auftritte im TV-Studio ausgelassen und das Amt könne durch solche TV-Runden "unabhängig von der Person" geschädigt werden, so Van der Bellen. Es gebe gute Gründe für diese Entscheidung und er bitte, "das zu respektieren", so Van der Bellen. Die Möglichkeit, die eigenen Positionen darzulegen, müsse man den Konkurrenten geben, er habe über fünfeinhalb Jahre lang gezeigt, wie er sein Amt ausübe und das tue er mit Freude und Erfahrungswissen auch in heiklen Zeiten, gerne auch in einer zweiten Periode.
In Sachen Ukraine-Krieg und Energie-Krise sprach Van der Bellen von "unerhörten und bislang nicht vorgekommenen Ereignissen" mitten in Europa. Es sei aber nicht seine Aufgabe, in den "erregten" Wortmeldungs-Spiegel einzusteigen, so der Bundespräsident. Er wollte den Bürgern aber auch nichts vormachen: Man werde die kommenden Monate meistern, niemand werde "über Gebühr frieren" müssen und man müsse sich darauf einstellen, dass die Situation noch einige Monate schwierig bleibe. Zu Buh-Rufen bei seinen Wahlkampfauftritten bedauerte Van der Bellen, dass es nicht mehr möglich sei, mit allen Bürgern sachlich zu diskutieren. Und dass sein Alter von 78 Jahren immer wieder Thema sei, konnte Van der Bellen nicht nachvollziehen: Er übe sein Amt mit Freude aus, seine Energie reiche auch für die nächsten Jahre vollkommen aus.