Massive Erdrutsche drohen

Unwetter verwüsten Italien – Sturzfluten statt Straßen

Italien wurde am Samstag zum Unwetter-Hotspot Europas. Extreme Niederschläge werden erwartet, Meteorologen warnen vor katastrophalen Folgen.

Roman Palman
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    Unwetterschäden nach Starkregen-Fluten in Siena, Italien, am 18. Oktober 2024.
    Unwetterschäden nach Starkregen-Fluten in Siena, Italien, am 18. Oktober 2024.
    IMAGO/Italy Photo Press

    Europa kommt nicht zur Ruhe. Nach der Sintflut-Katastrophe in Niederösterreich, Tschechien und Polen Mitte September, wurden nun in den letzten Tagen Spanien, Frankreich und auch Norditalien hart von enormen Niederschlägen getroffen.

    Regional wurden unglaubliche 600 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von nur zwei Tagen gemessen: Im Großraum Lyon rauschten Fluten durch Ortschaften, in Ligurien verwandelte sich eine Straßenbrücke in einen riesigen Wasserfall – "Heute" berichtete.

    "Massive Erdrutsche und Überschwemmungen"

    Am Samstag erwischte es die Apenninenhalbinsel gleich noch einmal, dieses Mal wurde auch der Süden schwer getroffen. Die Unwetterlage sei durch ein Tief über dem Tyrrhenische Meer entstanden, meldet Clemens Grohs von Kachelmannwetter Samstagvormittag: "Zwischen Sardinien & Tunesien dreht sich ein Tiefdruckwirbel, der ganz Italien intensive Regen-Güsse bringt. Von Sizilien bis nach Kalabrien mischen Unwetter mit Sturzfluten mit!"

    Gleichzeitig wurde eine Warnung vor der "gefährlichen Unwetterlage" ausgegeben. Die Modellrechnungen zeigen für Kalabrien bis am Montagabend 100 bis 500, in Staulagen vereinzelt bis 600 Liter pro Quadratmeter Niederschlag. Grohs: "Massive Erdrutsche und Überschwemmungen sind zu erwarten!"

    Bilder aus Catania auf Sizilien zeigten später die enormen Auswirkungen. Innenstadtstraßen verwandelten sich in reißende Sturzbäche. aber auch in Messina, Syrakus, Ragusa und Enna fiel viel Regen. In Enna sei zudem ein Felsvorsprung abgebrochen, wie der "Corriere Della Sera" berichtet. Am Flughafen Palermo auf Sizilien am Samstagabend gar nichts mehr.

    Doch auch weiter im Norden, in der Emilia-Romagna, sind die Regenmassen enorm. Oberhuber weiter: "Betroffen ist wieder das Gebiet südlich von Bologna. Wie auch schon beim Hochwasser im September und bereits zwei Mal im vergangenen Jahr."

    Irene Priolo, Präsidentin der Region, teilt mit, dass die Bevölkerung von einigen Gemeinden vorbeugend evakuiert wurden: "Es ist nur richtig, dass die Bürgermeister ihre Bevölkerung schützen, weil die Überschwemmungen heute Abend kommen werden", sagt sie. Bis Mitternacht gilt in der Region die Alarmstufe Rot, da erwartet wird, dass die Niederschläge weiter anhalten. Am Sonntag soll die Alarmstufe voraussichtlich wieder gesenkt werden.

    In den hügeligen Gebieten der Region könne es neben den Überschwemmungen auch zu Erdrutschen und Schlammlawinen kommen, warnen die Behörden. In ganz Emilia-Romagna sind mehr als hundert Freiwillige für den Katastrophenschutz im Einsatz.

    In Cesenatico, einer Stadt an der Adria-Küste, sind bis Samstagabend 140 Millimeter Regen gefallen, wie Bürgermeister Matteo Gozzoli auf Facebook schreibt: "Zahlreiche Straßen sind wegen Überschwemmungen im gesamten Gemeindegebiet gesperrt. Verlassen Sie Ihre Häuser nur im Notfall!"

    Entspannung ist nicht in Sicht: "Auch in den nächsten Tagen ist hier teilweise mit schweren Überflutungen zu rechnen", schreibt ORF-Meteorologe Manuel Oberhuber auf X.

    Es wird schlimmer

    Diese Starkregen-Ereignisse werden durch den fortschreitenden Klimawandel immer schlimmer ausfallen, sagt der deutsche Klimaforscher Stefan Rahmstorf: "Je mehr wir die Erde aufheizen mit unseren fossilen Emissionen, desto mehr Extremregen gibt es. Das ist Physik und die Niederschlagsdaten belegen es". Welche Mechanismen dahinter stecken, erklärt er in einem kürzlich auf YouTube veröffentlichten Videovortrag:

    Auf den Punkt gebracht

    • Süditalien wurde am Samstag von extremen Unwettern heimgesucht, wobei Meteorologen vor katastrophalen Folgen wie massiven Erdrutschen und Überschwemmungen warnten
    • Besonders betroffen sind Regionen von Sizilien bis Kalabrien, wo bis zu 600 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet werden
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