Klimaschutz

Wie ExxonMobil uns über den Klimawandel belogen hat

Wie jetzt bekannt wurde, wusste der Ölkonzern ExxonMobil sehr früh über den Klimawandel Bescheid, täuschte die Öffentlichkeit aber bewusst.

Lydia Matzka-Saboi
Der Mineralölkonzern ExxonMobil betreibt überall auf der Welt Raffinerien – so wie hier im Irak.
Der Mineralölkonzern ExxonMobil betreibt überall auf der Welt Raffinerien – so wie hier im Irak.
Essam al-Sudani/Reuters

Fossile Brennstoffe wie Erdöl und Erdgas treiben die Erderwärmung an. Eine Tatsache, die Mineralölkonzerne lange geleugnet haben. Die Auswirkungen der Klimakrise wurden verharmlost, wissenschaftliche Fakten in Abrede gestellt. Eine neue Studie zeigt nun, wie verblüffend präzise die von ExxonMobil beauftragten Wissenschafter die menschengemachte Klimaerwärmung vorhersagten, ExxonMobil aber bewusst Falschinformationen verbreitete, Desinformationskampagnen gegen die Wissenschaft gefahren ist.

Verbreitung von Falschinformation

ExxonMobil betrieb schon vor Jahrzehnten Klimaforschung, leugnete in der Öffentlichkeit aber jenen wissenschaftlichen Konsens, den seine eigenen Wissenschafter bestätigt hatten. Das deckten Journalistinnen und Journalisten bereits 2015 im Rahmen einer Recherche auf, die auf dem Non-Profit-Nachrichtenportal Inside Climate News veröffentlicht wurde. Spätestens seit 1977 sei die Konzernleitung darüber informiert gewesen, dass die globale Erwärmung eine reale und ernsthafte Bedrohung darstellt.

In der neuen Studie, die im Fachjournal "Science" erschienen ist, wurden die internen Prognosen des Unternehmens aus den Jahren 1977 bis 2003 nun erstmals systematisch und quantitativ auf der Basis von bisher unveröffentlichten Daten aus unternehmensinternen Dokumenten ausgewertet.

 Lesen Sie auch Interview mit Klimaforscher Daniel Huppmann >>>

Die Studie zeigt, wie exakt und fachkundig die internen Prognosen des Ölkonzerns waren. Laut den Analysen der Wissenschaftshistoriker Geoffrey Supran und Naomi Oreskes von der Universität Harvard und des Physikers Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) wusste der Ölkonzern schon vor Jahrzehnten, dass die Verbrennung fossiler Brennstoffe zu einer globalen Erwärmung von etwa 0,2 Grad pro Jahrzehnt führen würde.

Supran, Oreskes und Rahmstorf analysierten 32 interne Dokumente, die von ExxonMobil-Wissenschaftern zwischen 1977 und 2003 erstellt wurden, sowie 72 wissenschaftliche Veröffentlichungen, die von diesen zwischen 1982 und 2014 verfasst bzw. mitverfasst wurden. Dieser Datensatz umfasst laut den Studienautoren alle öffentlich zugänglichen internen Dokumente und Forschungspublikationen des Unternehmens.

ExxonMobil widerspricht eigenen Daten

Die Vorhersagen des Ölkonzerns stimmten laut den Studienautoren mit denen unabhängiger wissenschaftlicher Modelle aus den jeweiligen Zeiträumen überein und seien "mindestens genauso gut" gewesen. In öffentlichen Stellungnahmen zum Thema Klimakrise habe Exxon und später – seit der Fusion mit Mobil Oil 1999 – ExxonMobil aber in jedem dieser Punkte den eigenen Daten widersprochen.

"Was ExxonMobil erstaunlich genau wusste und was ExxonMobil dann bekanntlich leider tat, steht in scharfem Kontrast", so Koautor Rahmstorf in einer Aussendung des PIK. So sage eine Prognose sogar schon 1977 "korrekt voraus, dass die Nutzung fossiler Brennstoffe ein ‚kohlendioxidinduziertes Superinterglazial‘ verursachen würde. Das ist eine Warmzeit, die nicht nur viel wärmer ist als alles in der Geschichte der menschlichen Zivilisation, sondern sogar wärmer als die letzte Warmzeit vor 125.000 Jahren. Durch den unaufhörlichen Ausstoß von Treibhausgasen sind wir heute schon weit auf dem Weg dorthin."

Die aktuelle Analyse verleihe laufenden juristischen und politischen Untersuchungen gegen den Mineralölkonzern zusätzliches Gewicht, heißt es in einer Aussendung der Universität Harvard. Die Ergebnisse bestätigen die Behauptungen von Wissenschaftern, Journalisten, Anwälten und Politikern, schreiben Supran, Oreskes und Rahmstorf in ihrer Studie, dass ExxonMobil die Bedrohung durch die menschengemachte Klimaerwärmung genau vorhergesehen hat und dennoch Lobby- und Propagandamaßnahmen zur Verzögerung von Klimaschutzmaßnahmen einfädelte.

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock