Neue Wege

"Uns bleibt keine Wahl" – ORF stampft ZIB-Sendung ein

Mit klassischem Fernsehen sind die jungen Menschen nicht mehr zu erreichen. Der ORF bringt die "Zeit im Bild" deshalb jetzt auch auf YouTube.

Roman Palman
"Uns bleibt keine Wahl" – ORF stampft ZIB-Sendung ein
Stefan Lenglinger und Kathrin Pollak moderierten die ZIB3, jetzt sollen sie die "ZIB erklärt" auf YouTube übernehmen.
Screenshot ORF

Die "Zeit im Bild" wagt einen weiteren Sprung aus Fernsehkastl. Nachdem bereits 2021 ein eigener TikTok-Kanal gestartet wurde, wird die Nachrichtensendung ab Montag auch auf YouTube zu sehen sein. Das berichtet der "Standard".

Der Plan des ORF: Täglich sollen auf der weltbekannten Videoplattform vier bis fünf Beitrage aus den vielen ZIBs hochgeladen werden. Dazu soll es einmal die Woche einen eigens produzierten Erklärbeitrag gegeben. Diese "ZiB erklärt" wird von Stefan Lenglinger und Kathrin Pollak präsentiert, sollen über zehn Minuten Themen hintergründig beleuchten.

Die erste Folge am Donnerstag soll auch einen persönlichen Bezug zum Küniglberg haben: Es geht um Aufklärung über KI-generierten Fake-Videos der ORF-Stars Armin Wolf und Armin Assinger, mit denen Betrüger gutgläubige Bürger abzocken. "Heute" berichtete über diese Masche bereits früher ausführlich.

Bewusstseinsbildung über die Gefahr von KI-generierten Inhalten steht für die Sendungsverantwortlichen ganz oben auf der aktuellen Themenliste. "Darauf fallen extrem viele Leute herein", sagt die Social-Media-Chefin des ORF, Irina Oberguggenberger, im Interview mit dem "Standard".

"Würde nicht sagen, dass wir das megagerne tun"

Sie bezeichnet diese Info-Offensive abseits des linearen TV-Programms als notwendigen Schritt: "Wir müssen es tun, wenn wir unseren ORF-Auftrag ernst nehmen wollen und Angebote für alle schaffen wollen." Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der alle Menschen erreichen müsse, seien eigene Angebote in den Sozialen Medien "alternativlos".

ORF-Social-Media-Chefin Irina Oberguggenberger auf einem Archivbild aus dem Jahr 2017.
ORF-Social-Media-Chefin Irina Oberguggenberger auf einem Archivbild aus dem Jahr 2017.
Thomas Ramstorfer / First Look / picturedesk.com

Deshalb richtet sich die "Zeit im Bild" auf YouTube vorrangig an junge Menschen bis 30, die mit klassischem TV nicht mehr viel anfangen und vielleicht auch den ORF, dessen Marken und Moderatoren nicht kennen.

"Es ist die Nutzungsrealität in Österreich, dass jüngere Menschen Inhalte auf Social Media konsumieren. Teilweise erreiche ich sie nicht mehr über unsere linearen Angebote", erklärt Oberguggenberger: "Uns bleibt keine andere Wahl. Ich würde nicht sagen, dass wir das megagerne tun."

Aus für ZIB3, Team macht jetzt YouTube

Damit das gelingt, wurde die ebenfalls an ein jüngeres Publikum gerichtete "ZIB 3" eingestampft und durch eine "ZIB Flash" ersetzt – seit Juni gab es bereits Meldungen über die Einstellung des Spätformats. Für Oberguggenberger war dieser Schritt notwendig, um den vollen Fokus auf den neuen YouTube-Kanal richten zu können und diesen nicht nur "nebenbei" zu betreiben: "Wir verschieben nun Ressourcen, Journalismuspower vom Linearen ins Digitale."

Damit will der ORF auch der Flut an Fake News in den Sozialen Medien entgegentreten: "Gerade dort müssen wir auch sein mit unseren geprüften journalistischen Inhalten, müssen einordnen und erklären."

Dabei soll auch im neuen ZIB-Kanal das gesamte Angebot werbefrei bleiben: "YouTube wird kein Geld an uns verdienen", so die klare Ansage der Social-Media-Chefin.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der ORF verlagert seine Nachrichtensendung "Zeit im Bild" (ZIB) verstärkt ins Digitale und startet ab Montag einen eigenen YouTube-Kanal, um jüngere Zielgruppen zu erreichen, die klassisches Fernsehen kaum noch nutzen
    • Die Social-Media-Chefin des ORF, Irina Oberguggenberger, betont, dass dies ein notwendiger Schritt sei, um den öffentlich-rechtlichen Auftrag zu erfüllen und der Verbreitung von Fake News entgegenzuwirken
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