Wirtschaft

"Unfair", "Ärgert mich so" – Billa-Chef platzt Kragen

Rewe-Boss Marcel Haraszti fordert eine permanente Senkung der Mehrwertsteuer ein. Gleichzeitig donnert er gegen die österreichische Regierung.

Rewe-Chef Marcel Haraszti will eine Senkung der Mehrwertsteuer – und die garantiert an Kunden weitergeben.
Rewe-Chef Marcel Haraszti will eine Senkung der Mehrwertsteuer – und die garantiert an Kunden weitergeben.
picturedesk.,com; "Heute"-Montage

Die Teuerung setzt den Österreicher weiter massiv zu. Längst sind es nicht mehr nur die horrenden Energiepreise, auch das Einkaufen im Supermarkt ist deutlich teurer geworden. Die Regierung hat sich neben einem noch nicht wirkenden Maßnahmenpaket für Energiekonzerne bisher vorrangig mit Einmalzahlungen durch diese Krise geschummelt – etwas, das die Inflation noch weiter anfacht.

Einer, der eine klare Vorstellung davon hat, was die Regierung Sinnvolles gegen die Teuerung machen könnte, ist Rewe-Chef Marcel Haraszti (47). Unter seiner Führung arbeiten rund 46.600 Handelsangestellte in den Supermärkten und Drogerien von Billa, Bipa und Adeg. Zwischen ihm und der türkis-grünen Koalition gibt es spätestens seit dem gefloppten Lebensmittelgipfel böses Blut.

Dieser sei "großteils politischer Aktionismus" gewesen, Rewe hätte nicht einmal die Gelegenheit bekommen, die eigenen Maßnahmen gegen die Teuerung vorzulegen. "Mister Billa", wie der Manager auch oft genannt wird, beteuerte, dass man die gestiegenen Energiekosten und Mietpreise für die Filialen nicht an die Kunden weitergegeben habe und dennoch sogar hunderte Artikel seit Jahresbeginn im Preis gesenkt habe.

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    Die <a data-li-document-ref="100269940" href="https://www.heute.at/s/zahlen-zu-viel-experte-macht-jetzt-knallharte-ansage-100269940">Teuerung</a> bei Lebensmitteln plagt Österreich. Nun scheinen die Sorgen auch bei der Regierung angekommen zu sein – heute startet der erste Gipfel.
    Die Teuerung bei Lebensmitteln plagt Österreich. Nun scheinen die Sorgen auch bei der Regierung angekommen zu sein – heute startet der erste Gipfel.
    HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

    "Ist einfach unfair"

    "Während der Corona-Zeit sind wir für die Regierung immer 'Gewehr bei Fuß' gestanden. Und dann werden wir beim Lebensmittelgipfel nicht einmal angehört. Es fand keine Diskussion zu den Maßnahmen statt. Das ärgert mich so. Dass wir nun als Buhmann dastehen, ist einfach unfair."

    Die aufkommende Kritik, dass sich die Handelskonzerne in der Teuerungskrise eine goldene Nase verdienen würden, lässt ihm den Kragen platzen: "Es ist eine grobe Falschdarstellung, dass wir die großen Profiteure seien. Dass die Regierung uns so darstellt, weisen wir aufs Schärfste zurück", donnert Haraszti in einem Interview mit der "Kronen Zeitung". Die Gewinnmargen im Einzelhandel seien hingegen mit 0,5 bis 1 Prozent "wirklich minimal".

    Nun spricht sich der Supermarkt-Boss für einen drastischen Schritt aus und gibt gleichzeitig ein Versprechen ab. "Ich bin für eine Senkung nach dem deutschen Modell, permanent auf sieben Prozent. Was die Politik verstehen sollte: Wir wollen Maßnahmen, die unseren Kunden einen Mehrwert bringen. Die Mehrwertsteuersenkung wäre ein Mehrwert."

    Im selben Atemzug könne er "garantieren", dass sein Handelskonzern diese Preissenkung direkt und transparent zu Gunsten der Kunden an dieselben auch weitergeben werde.

    Ob er manchmal heimlich bei Spar einkaufe? "Nein, ich kaufe prinzipiell nur in unseren Ketten ein."

    Seit 2016 Rewe-Chef in Österreich

    Der Rewe-Österreich-Chef, der 2016 die Agenden übernommen hatte, wurde im September 1975 in Wien geboren. Seine Eltern kamen 1956 ins Land, in jenem Jahr also, als die Sowjets den ungarischen Volksaufstand blutig niederschlugen. Der neue Job beendete für Haraszti ein 15-jähriges "Nomadentum", das ihn in die Ukraine (Billa), nach Rumänien (Billa), Litauen und Lettland (IKI) sowie zuletzt zu Rewe Süd nach Bayern führte. Haraszti ist mit einer Litauerin verheiratet. Er hat zwei Kinder (3, 5), ist Austria-Fan, "passionierter passiver Sportler" und lässt den Tag in der Regel um fünf Uhr früh beginnen.

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      privat, iStock