"Ganz eigener Geschmack"
Umstritten: Fleischer macht Waschbären zu Wurst
Jäger und Fleischer Michael Reiss stellt aus Waschbären Wurst, Frühstücksfleisch und Hackbällchen her und will so der Waschbärplage entgegenwirken.
Die Waschbärpopulation in Deutschland wird laut "Welt" auf etwa zwei Millionen Tiere geschätzt – es herrscht eine Waschbärplage. In den meisten Bundesländern unterliegen die Tiere dem Jagdrecht und dürfen unter bestimmten Voraussetzungen bejagt werden. Michael Reiss, Jäger und Metzger aus dem deutschen Kade, tut genau das. Und stellt im Anschluss Hackbällchen, Waschbär-Reh-Salami und weitere Produkte her.
Als Reiss mitbekam, dass die als Schädlinge getöteten Waschbären oft entsorgt werden, fragte er die örtlichen Behörden, ob er das Fleisch verwenden dürfe, erzählt er gegenüber CNN. Der Jäger, der in seinem Hofladen und Onlineshop "Wildererhütte" Wildprodukte vertreibt, habe die Idee zu Waschbärbällchen entwickelt, als er über ein besonderes Produkt für die internationale Lebensmittelmesse "Grüne Woche" nachdachte. Weitere Produkte folgten. Und sie fanden sowohl bei der "Grünen Woche" als auch in Reiss' Hofladen großen Anklang.
Deshalb sind Waschbären ein Problem
Waschbären durchwühlen Mülltonnen, nisten sich in Dachböden ein und können erhebliche Schäden an Gebäuden verursachen. Zudem stellen sie eine Bedrohung für die in Deutschland heimische Tierwelt dar, indem sie Nester von Vögeln plündern, Amphibien und Reptilien fressen. In bestimmten Gebieten können sie den Bestand gefährdeter Arten erheblich beeinträchtigen.
Wie schmeckt Waschbärfleisch?
Auf der Website der Wildererhütte liest man: "Das Waschbärfleisch hat einen ganz eigenen Geschmack, den man gar nicht so einfach beschreiben kann – es ist lecker". Kunden seien nach anfänglicher Skepsis nach dem Probieren mehr als begeistert gewesen: "Ein Produkt für alle Neugierigen!"
"Stressfreie Einzeljagd"
Neben Gewichtsangaben und Beschreibungen zu Inhaltsstoffen gibts im Webshop der Wildererhütte noch den Reiter "Informatives", bei dem man Informationen zur Herkunft findet: "Unser Wildbret stammt von stressfrei in der freien Natur aufgewachsenen, durch Einzeljagd erlegten Tieren", liest man hier. Zum größten Teil stammen diese aus Reiss' Revier oder auch aus umliegenden Revieren der Region.
Das Waschbärwild sei frei von Medikamenten und durch die begrenzte Verfügbarkeit ein besonders exklusives Lebensmittel. Ein Hinweis für jene, die sich vielleicht Gedanken über Gesundheitsrisiken von in der Wildnis geschossenem Fleisch machen.
Die invasive Art bedrohe die in Deutschland heimische Tierwelt stark und müsse deshalb bejagt werden, liest man im Onlineshop außerdem. "Wir geben der Bejagung einen weiteren Sinn, indem das Fleisch zu tollen Produkten verarbeitet wird".
Jagd ist umstritten
Es gibt Waschbär-Hackbällchen, Wurst, Leberwurst, Frühstücksfleisch und Soljanka – eine säuerlich-scharfe Suppe der osteuropäischen Küche. "Nach einem alten Rezept von Oma". Dafür werde das komplette Tier verarbeitet, denn: "das zarte Knochenfleisch eigne sich sehr gut".
Laut ZDF ist die Effektivität der Bejagung von Waschbären umstritten, da diese bei erhöhtem Jagddruck oft mit höherer Nachkommenschaft reagieren. Naturschutzorganisationen wie der Nabu betonen, dass der Schutz der Lebensräume seltener Arten im Vordergrund stehen sollte und nicht die Jagd von Waschbären.
Auf den Punkt gebracht
- Ein Metzger und Jäger aus Kade, Michael Reiss, verarbeitet Waschbären, die als Schädlinge gelten, zu verschiedenen Fleischprodukten wie Hackbällchen und Salami.
- Trotz anfänglicher Skepsis finden seine Produkte großen Anklang, wobei die Jagd auf Waschbären in Deutschland umstritten bleibt, da Naturschutzorganisationen den Schutz der Lebensräume seltener Arten betonen.