Politik
Umfrage-Beben: FPÖ in Wien verdreifacht, SPÖ bei 35 %
Die rot-pinke Rathauskoalition hat zwei Jahre vor der nächsten Wien-Wahl keine Mehrheit hinter sich – das zeigt eine brandaktuelle "Heute"-Umfrage.
Exakt 1.049 Tage ist die "Punschkrapfen-Koalition" aus SPÖ und Neos heute im Amt. Doch wie schmeckt den Wienern die Arbeit der Stadtregierung? Um das herauszufinden, hat "Heute" ziemlich genau zwei Jahre vor der nächsten Landtagswahl eine große Umfrage (813 Befragte, Schwankungsbreite ± 3,4 Prozent) bei "Unique Research" in Auftrag gegeben. Das Ergebnis ist brisant – so steht Stand heute nämlich die Mehrheit der Wiener Bevölkerung nicht mehr hinter Rot-Pink. Die Details:
SPÖ verliert
Michael Ludwig ist zwar nach wie vor der mit Abstand beliebteste Politiker in der Hauptstadt, die Wiener SPÖ muss aber deutlich Federn lassen. "Unique Research" schätzt die Rathaus-Roten nur noch auf 35 Prozent hoch – das wäre ein Minus von satten 6,6 Prozent im Vergleich zur Wahl 2020 und das schlechteste Ergebnis aller Zeiten. Die SPÖ könne sich "der multiplen Krisen der letzten Jahre nicht entziehen", analysiert Meinungsforscher Peter Hajek. Kleingarten-Affäre, Turbulenzen in der Bundespartei und die Teuerungskrise samt Mieterhöhungen im Gemeindebau drücken das Ergebnis. "Aufgrund der Schnelllebigkeit unserer Zeit kann die Situation zum voraussichtlichen Wahltermin im Herbst 2025 gänzlich anders aussehen – wohlgemerkt in alle Richtungen", so Experte Hajek.
FPÖ verdreifacht sich
"Im Aufwind" befinden sich laut dem Meinungsforscher indes die Blauen um Dominik Nepp. "Er konnte viele Wähler aus dem türkisen Blümel-Lagerzurückgewinnen." Nach dem Ibiza-Skandal und mit rechter Konkurrenz in Form von Heinz-Christian Strache rasselte die FPÖ 2020 bekanntlich auf 7 Prozent herunter. In der aktuellen "Heute"-Umfrage präsentiert sich die FPÖ wieder mehr als drei Mal (!) so stark und kommt derzeit bei 23 Prozent zu liegen. Auch, wenn der Wert der Freiheitlichen nicht ganz an Straches Glanzzeiten (30,79 Prozent bei der Wien-Wahl 2015) heranreicht, ist ihnen Platz zwei de facto sicher.
Marco Pogo überholt ÖVP
Ein Wiener Phänomen bleibt der Sänger Marco Pogo. "Unique Research" weist ihm in der derzeitigen Gemengelage 12 Prozent aus – größere Segmente davon kommen von der SPÖ. Die Bierpartei von Dominik Wlazny hatte vor drei Jahren mit 1,8 Prozent den Einzug in den Gemeinderat noch deutlich verfehlt, war bei der Bundespräsidentenwahl aber schon auf 10,7 Prozent in der Hauptstadt gekommen. "Sofern kein ganz grober Schnitzer in den nächsten zwei Jahren passiert, wird die Bier-Partei klar in den Wiener Gemeinderat einziehen", meint Peter Hajek.
Vizebürgermeister-Partei ohne Amtsbonus
Bescheiden hingegen die derzeitigen Umfragewerte der ÖVP. Die Schwarzen um Stadtrat Karl Mahrer werden um mehr als zehn Prozent zurechtgestutzt und dürfen derzeit nur noch mit zehn Prozent in der Wählergunst rechnen. Hieße: Platz vier. Der von Gernot Blümel 2020 erreichte zweite Rang mit 20,43 Prozent scheint deutlich außer Reichweite. Grüne und Neos liegen jeweils bei 8 Prozent. "Die Grünen haben deutlich Wähler an linke Konkurrenz – KPÖ, Pogo und SPÖ – verloren", analysiert Meinungsforscher Hajek. Außerdem fehle durch die Doppelspitze eine klare Identifikationsfigur wie eins Maria Vassilakou oder Birgit Hebein. Die Kommunisten würden mit 3 Prozent an der 5-Prozent-Hürde scheitern.
Ludwig ist rotes Asset
Michael Ludwig und dann lange nichts – so kann man das Ergebnis der (fiktiven) Bürgermeister-Direktwahl beschreiben. 37 Prozent würden den Stadtchef ein weiteres Mal direkt ins Rathaus befördern, wenn dies möglich wäre. Damit liegt Ludwig sogar besser als seine Partei, die SPÖ. Sensationell auf Platz zwei: Bierpartei-Chef Dominik Wlazny (12 Prozent). Auch hier im (blauen) Aufwind: FPÖ-Landesparteichef Dominik Nepp mit 11 Prozent. Desaströs: Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr von Neos (nur vier Prozent sehen ihn als Bürgermeister) und Karl Mahrer (ebenfalls 4 Prozent Zustimmung). Judith Püringer (1 Prozent) schrammt an der Messbarkeits-Grenze.