Ukraine
"Eure Neutralität ist eine echte Ar*******position!"
Eine Reporterin hat im Osten der Ukraine Soldaten zu ihrer Meinung zur Schweizer Neutralität befragt. Ähnlich dürften sie über Österreich denken.
Die Schweiz und ihre Neutralität geben auch in der Ukraine zu reden. "20 Minuten"-Reporterin Ann Guenter fragte im Osten der Ukraine Soldaten nach ihrer Meinung über Österreichs Nachbarland. Fazit: Die humanitäre Tradition, auf die sich die Eidgenossen gerne berufen, wiegt in der Außenwahrnehmung nicht so viel, wie wir hierzulande denken mögen. Ein Ergebnis, das sich wohl auch auf Österreich umlegen lässt.
Das hatten die kämpfenden Ukrainer über die Schweizer Neutralität zu sagen:
Infanterist Jewgeni (23): "Ich verstehe euch nicht"
Ich versuche, das anständig zu sagen: Ich verstehe euch nicht. Wie ist es möglich, dass ihr – anders als die Leute in Russland – alle Informationen über diesen Krieg habt und dennoch eure Augen verschließt?
Um Neutralität kann es nicht gehen – die Schweiz hat ja schon den Nazis im 2. Weltkrieg Waffen geliefert. Und ihr profitiert immer noch von eurem Bankensystem und von Konten, gefüllt mit Milliarden russischer Oligarchen. Die Millionen, die die Schweiz immer in humanitäre Hilfe steckt, helfen uns doch gar nicht. Das beendet den Krieg nicht. Waffen und Munition helfen uns tatsächlich.
Vielleicht ist die Schweizer Regierung ja mit Moskau verbandelt, was weiß ich. In dem Fall verdienten es diese Leute nicht, an der Macht zu sein. Eure Neutralität, das ist doch eine echte Ar*******position.
Asow-Kämpfer Yevhen Borovyk (34): "Die News könnt ihr einfach abschalten"
Wir gönnen euch wirklich, dass ihr in einer guten, warmen Welt lebt, dass ihr in Frieden leben könnt.
Wir verstehen, dass ihr lediglich auf Facebook die Nachrichten durchforsten könnt und dass wir euch leidtun. Dann könnt ihr die News einfach abschalten und seid von Komfort, Frieden, Sicherheit und Überfluss umgeben. So ist es schwierig nachzuvollziehen, dass wir jeden Tag die Hölle durchleben. Wir können dem nur mit euren schweren Waffen ein Ende setzen.
Instruktor Mykhailo Poddubnow (40): "Mit humanitärer Hilfe gewinnt man keinen Krieg"
Die Schweiz hat glücklicherweise während 200 Jahren keinen Krieg erleben müssen. Sie behielt ihre Neutralität während der Weltkriege und ich denke nicht, dass sich daran in Zukunft etwas ändern wird. Dennoch wären ihre fortschrittlichen Waffen und Qualitätsmunition von entscheidender Bedeutung für uns.
Alle wissen, dass wir darauf angewiesen sind. Denn wir bekämpfen die riesige Armee Russlands. Wir tun alles, was wir können, doch die Nachfrage nach modernem Kriegsgerät wird nicht abreißen. So bleibt mir nur zu sagen: Schweiz, hilf uns. Mit der humanitären Hilfe, mit den ganzen Kleiderspenden etwa, gewinnt man eben keinen Krieg, dafür braucht es Artillerie und Panzer, allein darum geht es.
Ich verstehe, dass die Schweiz ein neutrales Land ist. Das müssen wir respektieren. Gleichzeitig muss auch die Schweiz verstehen, dass es in diesem Krieg nicht nur um die Ukraine geht, sondern dass dieser Krieg die gesamte Weltordnung betrifft. Alles wegen eines Landes, das im 21. Jahrhundert beschlossen hat, dass es alles machen kann, was es will. Wenn niemand dieses Land stoppt, bricht die globale Stabilität zusammen. Nur Stärke zeigen wird helfen.
Drohneninstruktor Vladlen Ovchar (38): "Es war den Schweizer Geschäftsleuten zu politisch"
In diesem Krieg geht es um die globale Sicherheit. Sie droht zu zerfallen – und das wird auch in der Schweiz spürbar sein. Ich kenne Zürich und Lausanne von meinen Geschäftsreisen. Leider unterstützte nur ein Freund aus Zürich die Sache der Ukraine, die anderen wollten sich nicht engagieren. Es war den Schweizer Geschäftsleuten zu politisch.
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