Ukraine

Geheime Kreml-Umfrage zeigt: Stimmung in Russland kippt

Die russische Armee muss immer mehr Verluste an der Ukraine-Front einstecken. Jetzt beginnt sich die Stimmung in der russischen Bevölkerung zu drehen.

Roman Palman
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    Nach neun Monaten Krieg droht die Zustimmung für die "Spezialoperation" in der Ukraine innerhalb der russischen Bevölkerung zu kippen.
    Nach neun Monaten Krieg droht die Zustimmung für die "Spezialoperation" in der Ukraine innerhalb der russischen Bevölkerung zu kippen.
    YURI KADOBNOV / AFP / picturedesk.com

    Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022 ist nicht nur viel Wasser den Dnipro hinunter sondern auch unglaublich viel Blut geflossen. Bis 11. November sollen laut Schätzungen des ranghöchsten US-Generals auf beiden Seiten je rund 100.000 Soldaten gefallen oder verwundet worden sein.

    Die Materialschlacht nimmt besonders rund um die Kleinstadt Bachmut, Oblast Donezk, im Osten der Ukraine extreme Ausmaße an. Mehrere zehntausende Artilleriegranaten sollen dort auf den jeweiligen Feind täglich abgefeuert werden. 

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      Bilder von der Schlacht um Bachmut im Osten der Ukraine, 2022.
      Bilder von der Schlacht um Bachmut im Osten der Ukraine, 2022.
      Libkos / AP / picturedesk.com

      Obwohl die Stadt als Tor zu den beiden größten noch freien Städten im Oblast Donezk, Kramatorsk und Sloviansk, besondere Wichtigkeit zukommt, ist sie selbst kaum von Bedeutung. Dennoch haben sich die Russen hier festgebissen und versuchen seit Monaten, Bachmut zu erobern. Und das offenbar ohne Rücksicht auf Verluste.

      "Die Russen werfen Männer nach vorn, das sind quasi menschliche Wellenangriffe", beschreibt der britische Militär-Experte Michael Clarke das "Sky News". Aus Gefängnissen rekrutiere Kämpfer und mobilisierte Reservisten würden ohne Rücksicht auf Verluste in den Tod geschickt, hunderte sollen jeden Tag fallen.

      Russen halten an sinnloser Offensive fest

      Für die Beobachter der US-basierten Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW), die den Krieg seit seinem Ausbruch genau analysieren, ist dies unverständlich. Selbst wenn die Russen die Ukrainer zu einem Rückzug aus Bachmut zwingen könnten, würde die Stadt kaum operationale Vorteile für den weiteren Kriegsverlauf bieten, argumentieren die Experten in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Bericht.

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        Die Ukraine ist mittlerweile durchzogen von Schützengräben. 
        Die Ukraine ist mittlerweile durchzogen von Schützengräben.
        Roman Chop / AP / picturedesk.com

        Stattdessen würden die Ukrainer Wladimir Putins Armee hier schon wie bei der Schlacht um Lyssytschansk in einem äußerst brutalen und verlustreichen Kampf binden, der immer neuen Nachschub an Männern und Material erforderlich mache. Ressourcen, die dann wieder an anderen Frontabschnitten fehlen würden, was den Ukrainern neue Möglichkeiten für erfolgreiche Gegenoffensiven böte.

        Bevölkerung will Krieg enden sehen

        Mittlerweile droht auch die Stimmung in Russland selbst zu kippen. Das russisch-oppositionelle Medium "Meduza" berichtete am Mittwoch, dass es Zugang zu den Ergebnissen einer geheimen Umfrage des Kremls erlangt habe. Demnach würde mittlerweile eine Mehrheit von 55 Prozent der befragten Russen Friedensverhandlungen mit der Ukraine bevorzugen, nur noch ein Viertel der Bevölkerung sei für ein Fortsetzen des Krieges.

        Zu einem ähnlichen Ergebnis sei laut ISW auch das unabhängige Meinungsforschungsinstitut "Levada" im Oktober gekommen. Da waren 34 Prozent für ein Weiterkämpfen und 57 Prozent für eine diplomatische Lösung gewesen. 

        Eine frühere Umfrage des Kremls aus dem Juli habe noch ein genau umgekehrtes Bild gezeigt. Damals hätten 57 Prozent für eine Fortführung der "Spezialoperation" gestimmt, nur 32 Prozent seien für Friedensverhandlungen gewesen.

        Dass sich der Wind nun so dramatisch gegen Putin drehen konnte, liegt laut Levada-Chef Denis Volkov an der verhängten Teilmobilmachung. Die zahlreichen Pannen und teils bizarre Jagd der Behörden auf wehrfähige Männer sowie die Rückschläge an der Front selbst hätten die Kriegsmüdigkeit unter der russischen Bevölkerung massiv verstärkt.

        Alle aktuellen Entwicklungen zum Ukraine-Krieg auf einen Blick >

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          Karl Schöndorfer / picturedesk.com