Tat im religiösen Wahn

"Über hundert Messerstiche" – 3 Frauen in Wien getötet

Er soll drei Frauen auf dem Gewissen haben. Nun steht der 27-jährige Afghane vor Geschworenen. Sie müssen über seine Einsweisung entscheiden.

Christian Tomsits
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    Hier wird der mutmaßliche Killer in den Gerichtssaal geführt.
    Hier wird der mutmaßliche Killer in den Gerichtssaal geführt.
    Denise Auer

    Er soll am 23. Februar in einem Rotlicht-Studio ein schreckliches Blutbad angerichtet haben, nun wurde Ebdullah A. (27) am Wiener Landesgericht bewacht von bewaffneten Justizbeamten vorgeführt – seit seiner Verhaftung legte der Afghane sichtlich zu, kam in dicker Daunenjacke in den großen Schwurgerichtssaal.

    Schockierende Details der Anklage

    Die Staatsanwältin sprach von "über hundert Messerstichen", die der 27-Jährige mit zwei extra gekauften Küchenmessern "nach dem Freitagsgebet in einer Moschee" drei wehrlosen Sexarbeiterinnen zugefügt haben soll – wir berichteten. Die Opfer seien regelrecht "aufgeschlitzt worden". Der Afghane habe sich "im Blutrausch" befunden. "Der furchtbare Anblick am Tatort schockierte selbst erfahrene Ermittler", so die Staatsanwältin.

    Zum Motiv des 2021 über Bulgarien und Ungarn ins Land gekommenen Mannes meinte die Anklägerin: Er habe angegeben, eine christliche Flüchtlingshelferin aus den Niederlanden, die er auf dem Weg nach Österreich kennengelernt hatte, hätte "ihn verhext". Sie habe eine sexuelle Beziehung mit ihm führen wollen, was der strenge Moslem ohne Ehe jedoch rigoros ablehnte und seinen inneren Konflikt befeuerte. Im Koran sei der illegal aus Kärnten nach Wien gekommene dann offenbar auf Suren gestoßen, die seine Ängste vor der Hölle und Rachegelüste schürten.

    Verteidiger Philipp Springer sprang seinem Mandanten zur Seite. Er käme aus der "Oberschicht", stamme von Ex-Regierungsarbeitern ab, die in den Iran ausgewandert waren. Er sei der Klügste seiner Familie gewesen. In Europa habe er sein Informatik-Studium beenden sollen. "Doch er gleich nach seiner Ankunft hatte er es schwer, erlebte massive psychische Belastungen", die seinen unglaublichen Hass auslösten.

    Exorzist sollte helfen – "Ich wurde verhext"

    Die Familie aus Teheran habe aus der Ferne sogar einen Exorzisten beauftragt, um ihn zu helfen. Doch das half natürlich nichts: "Er bestreitet nicht, dass die Tragödie so passierte, wie vorgetragen." Damals sei er jedoch in einem Zustand gewesen, der "unvorstellbar abnormal" war und er habe sich nicht mehr kontrollieren können. Nun sei das aufgrund der Medikamente anders. Bei seiner Einvernahme bestand der als Betroffener geführte Angeklagte auf einen Dolmetscher: "Ich wollte in Österreich leben…", murmelte der Mann. Dann gab er Einblicke in seine wirre Welt: "Ja, diese Flüchtlingshelferin hat mich wirklich verhext", sagte er zur Richterin. "Das ist bewiesen", behauptete er. Durch Lesen des Korans habe er das bekämpft.

    Geschworene müssen nun über die Einweisung des 27-Jährigen entscheiden. In seinem 65-seitigen Sachverständigengutachten hatte Gerichtsgutachter Peter Hofmann eine düstere Prognose für den 27-Jährigen gezeichnet. Vom schwer Schizophrenen gehe "große Gefahr" aus, er befinde sich nach wie vor im religiösen Wahn. Die Unschuldsvermutung gilt.

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      iStock, Privat (Montage: "Heute")

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      Auf den Punkt gebracht

      • Ein 27-jähriger Afghane steht in Wien vor Gericht, weil er beschuldigt wird, drei Frauen in einem Rotlicht-Studio mit über hundert Messerstichen getötet zu haben.
      • Die Geschworenen müssen nun über seine Einweisung entscheiden, während der Angeklagte behauptet, er sei von einer christlichen Flüchtlingshelferin verhext worden und habe im religiösen Wahn gehandelt.
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      Akt.