Politik
So reagiert Strache auf den Nazi-Lieder-Skandal
Die Freiheitlichen gehen auf Distanz zu den schweren Vorwürfen gegen ihren Spitzenkandidaten Udo Landbauer. Auch Parteichef Strache schaltet sich ein.
Die Wiener Wochenzeitung "Falter" erhebt in einem Bericht am heutigen Dienstag schwere Vorwürfe gegen den niederösterreichischen Spitzenkandidaten der FPÖ zur Landtagswahl, Udo Landbauer.
Die Burschenschaft "Germania zu Wiener Neustadt", bei der Landbauer seit etwa Jahren Mitglied und in der Zwischenzeit stellvertretender Vorsitzender ist, verlegt ein Liederbuch, in welchem "Judenmorde und das Naziregime verherrlicht werden."
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Die Vorwürfe kommen eine knappe Woche, nachdem bekannt wurde, dass Landbauer 2010 die Organisation "Junge Patrioten - Verein zur Erziehung zu politischer Verantwortung" unterstützte und dadurch ebenfalls für NS-Lieder geworben haben soll.
Landbauer selbst distanziert sich von den Vorwürfen: "Ich bin auf das Äußerste entsetzt und schockiert über jene Text- und Liedpassagen, welche heute zum Gegenstand politischer Diskussionen geworden sind. Als dieses Buch gedruckt wurde, war ich aber erst elf Jahre alt", so der Freiheitliche.
Untersuchungskommission soll aufklären
Er erhalte heute zum ersten Mal Kenntnis von diesen Inhalten und ziehe auch sofort die notwendigen Konsequenzen, ließ die FPÖ in einer Aussendung mitteilen. Im Konkreten bedeute das, "dass ich meine Mitgliedschaft in diesem Bund umgehend ruhend stelle und die Einsetzung einer Untersuchungskommission mit allen auch rechtlichen Konsequenzen fordere, um diese skandalöse Angelegenheit restlos und umfassend zu klären, gegebenenfalls auch vor Gericht", wird Landbauer zitiert.
Die Freiheitliche Partei folgt auf ganzer Linie Landbauers Argumentationslinie. Von verschiedensten Personen innerhalb der FPÖ wurde das selbe Argument gegen eine Verbindung Landbauers zu den nationalsozialistischen Texten aufgebracht – meist im selben Wortlaut.
"Fakt ist, dass Herr Landbauer zum Zeitpunkt der Auflage dieses, vollkommen indiskutablen, Liederbuches gerade einmal elf Jahre alt war und zu diesem Zeitpunkt nicht einmal noch ohne Begleitung Radfahren durfte. Deshalb besteht auch keinerlei Zusammenhang zu ihm und diesem Pamphlet", springt etwa FPÖ-Landesparteisekretär Christian Hafenecker in einer Aussendung für seinen Spitzenkandidaten in die Bresche: "Seit unser Spitzenkandidat Mitglied dieser Burschenschaft ist, waren die betreffenden Texte entweder aus dem Liederbuch entfernt oder geschwärzt, er hatte also keine Kenntnis davon."
Auch Strache geht auf Distanz
Auch FPÖ-Bundesparteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache hat zu den Vorwürfen des "Falter" auf Facebook Stellung bezogen: "Er [Landbauer] soll für einen widerlichen, empörenden und zutiefst abzulehnenden Liedtext verantwortlich sein, den er gar nicht kennt und welcher gedruckt wurde, als er gerade einmal 11 Jahre jung war."
"Solche widerwärtigen und antisemitischen Texte haben in unserer Gesellschaft keinen Platz", geht Strache auf volle Distanz zu dem Liederbuch: "Jeder, der Udo Landbauer kennt, weiß, dass er mit Totalitarismus und Antisemitismus nichts am Hut hat."
Seitens der Freiheitlichen ortet man ein "Scherbengericht" und Generalsekretär Harald Vilimsky bezeichnete den "Falter" als "linksextremes Nischenmagazin". Hafenecker etwa ortet eine "Rufmord"-Kampagne, die den freiheitlichen Spitzenkandidat fünf Tage vor der Wahl demontieren soll. Die politischen Gegner fordern unterdessen den Rücktritt Landbauers ein.
(rcp)