Staatssekretär im Interview
Tursky: "Viel größere Bedeutung für klassische Medien"
Florian Tursky (35) über die "Demokratisierung des Inhalts" im digitalen Zeitalter – auf Social Media und in klassischen Medien. Der "Heute"-Talk.
7,07 Millionen Internetnutzer ab 14 Jahren gibt es in Österreich bereits. Zufrieden mit dem Tempo der Digitalisierung?
Die Österreicher nützen die digitalen Angebote – besonders dann, wenn sie einfach gestaltet und intuitiv zu bedienen sind. Das muss der Anspruch an ein Onlineangebot und auch unser Anspruch als Staat sein.
Jahr für Jahr steigt die Zahl der Internetnutzer in Österreich weiter an. Zuletzt waren es bereits über sieben Millionen Menschen, die zumindest einmal im Monat ein digitales Angebot genützt haben. Da nur Personen ab 14 Jahren für diese Statistik erfasst wurden, dürfte die tatsächliche Zahl nochmals größer sein. Welche Chancen und Risiken ergeben sich? Wie will Österreich zum Online-Land werden. Und: Auf welche digitalen Skills die Regierung setzen möchte, verrät der zuständige Staatssekretär Florian Tursky (35) im großen "Heute"-Interview.
Wo sehen Sie derzeit noch Aufholbedarf?
Bei der Breitbandabdeckung am Land und bei den digitalen Skills. Künstliche Intelligenz und Digitalisierung machen es notwendig, dass wir im Unterricht und bei der Ausbildung künftig auf diese Fähigkeiten setzen.
„Der USP der privaten Medien liegt in der schnellen Reaktionsfähigkeit und der Breite des Angebots“
Was ist mit jenen Menschen, die sich damit schwertun?
Wir haben noch zehn Jahre in der Bevölkerung, wo die Menschen nicht so digitalaffin sind. Wir bieten daher im kommenden Jahr 3.500 Workshops bis hinunter in die Gemeinden an, wo der sichere Umgang mit Smartphones und neuen Technologien erlernt werden kann. Nur weil Digital Natives gut mit dem Smartphone umgehen können, heißt das nicht, dass sie wissen, wie man sich sicher damit bewegt.
Social-Media-Giganten stellen hier gerade alles bisher Gekannte auf den Kopf …
Früher war das Teure der Kanal, nicht der Content. Heute ist es umgekehrt – und es wird viel mehr in guten Content investiert, auch von Medienhäusern wie Ihrem. Eigentlich ist es eine Demokratisierung des Inhalts geworden. Sie können heute innerhalb einer Millisekunde sehen, wie gut Ihre Berichte ankommen, und so viel stärker auf Leserinteressen reagieren.
Video: Der Backstage-Talk mit Tursky
Welche Prognose haben Sie für klassischen Journalismus?
In den kommenden Jahren wird den klassischen Medienhäusern eine viel größere Bedeutung zukommen. Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass das geschriebene Wort inflationär im Internet wurde – jeder konnte etwas schreiben oder bloggen. Bei der Gegenbewegung in den nächsten Jahren wird der Absender wichtig – gerade auch aufgrund der Entwicklungen bei der Künstlichen Intelligenz, wo Bilder und Videos generiert werden können. Wichtig wird: Wer steht dahinter, und wer garantiert für die Echtheit der Informationen oder Bilder.
Die Regierung räumt dem ORF künftig noch mehr Rechte ein. Für viele Private ist das eine existenzielle Bedrohung.
Es ist mir bewusst, dass das Spannungsverhältnis in Österreich besonders groß ist. Die ORF-Novelle sieht auch Einschränkungen für das Onlineangebot des Öffentlich-Rechtlichen vor. Das ist wichtig, damit Private einen USP haben. Den sehe ich schon – nämlich in der schnellen Reaktionsfähigkeit und der Breite des Angebots, das abgebildet werden kann. Das bleibt ein absoluter Mehrwert der Privaten.