Erst drei Wochen nach dem russischen Drohnenangriff auf Tschernobyl verkündete die Feuerwehr am 7. März das "Brand aus!" – die Florianis sind jedoch weiter in Alarmbereitschaft. Das Dach der Schutzhülle über dem Kernkraftwerk wurde bei dem vorsätzlichen Angriff schwer getroffen. Die daraus entstandenen Brände führten zu massiven Schäden an der Dachkonstruktion.
Um den aktuellen Zustand der neuen Schutzhülle des AKWs zu überprüfen, besuchte Greenpeace das Kernkraftwerk. Fazit von Jan Vande Putte, Atomexperte bei Greenpeace Ukraine: Die Zukunft des gesamten Schutzprojekts sei "bestenfalls ungewiss".
Aufgrund der hohen Strahlungswerte über dem Sarkophag sei es "sehr gut möglich, dass die gesamte Schutzhülle von Tschernobyl" an den Ort zurückgebracht werden müsse, an dem sie gebaut wurde, um die extrem kostenaufwändige Reparatur durchführen zu können.
Der leitende Ingenieur für die neue Schutzhülle von Tschernobyl und den ersten Sarkophag, Artem Siriy, erklärte, dass 50 Prozent des Nord- und Süddachs und der Seitenwände der Schutzhülle von den Bränden betroffen waren. Auch andere wichtige Strukturen, wie zum Beispiel das Kransystem, seien stark beschädigt.
Es bestehe nun die Gefahr, dass durch das Eindringen von Schnee und Regen in die Schutzhülle Korrosion entsteht. Dadurch ist das Bauwerk nicht mehr voll funktionsfähig. Der neue Sarkophag wurde in internationaler Zusammenarbeit von Europa, den USA und anderen Staaten errichtet.
Diese technisch komplizierte Hülle soll den havarierten, ukrainischen Reaktor 100 Jahre lang schützen und einen Austritt von Radioaktivität verhindern. Die aufwändige Konstruktion kostet mittlerweile zwei Milliarden Euro.
Der Vorfall in Tschernobyl, der Angriff auf die Schutzhülle des AKW und die jüngste Zunahme der militärischen Aktivitäten rund um das Kernkraftwerk Saporischschja unterstreichen laut den Experten die "anhaltenden Risiken für die nukleare Sicherheit" in der Ukraine.
Bei einer Freisetzung von Radioaktivität aus dem Reaktor Tschernobyl wäre nicht nur die Ukraine betroffen, sondern möglicherweise auch weitere Länder, warnen die Atomexperten.