Politik
Trotz dreister Methoden: Viel mehr Schlepper gefasst
Am Donnerstag informierte Innenminister Karl Nehammer zusammen mit Brigadier Gerald Tatzgern über den Schleppereibericht 2020. Es gab mehr Aufgriffe.
Zusammen mit dem Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung u.a. der Schlepperkriminalität, Gerald Tatzgern, informierte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Donnerstag über den "Bericht zu Schlepperei und Menschenhandel 2020". Sein Statement begann Nehammer mit der Feststellung, dass das vergangene Jahr ein sehr herausforderndes Jahr für die Polizei gewesen sei.
Aufgrund der strengen Grenzkontrollen sei die Menschenschlepperei durch das organisierte Verbrechen zurückgegangen. Dieses habe sich auf den Schmuggel Waffen und Drogen beschränkt. Österreich würde mittlerweile als angenehmes Land verkauft werden. Dabei agierten die Schlepper gewissenlos: Sie würden ein hohes Gesundheitsrisiko für die zu Schleppenden in Kauf nehmen. Gewissenlos sei auch für dieses Vorgehen enorm hohe Geldsummen zu verlangen.
Die Pressekonferenz zum Nachsehen
Ein Drittel mehr Schlepper aufgegriffen
Gerald Tatzgern führte die Unterschiede zwischen Schlepperei und Menschenhandel aus. Bei Schlepperei würden Menschen gegen Bezahlung in ein Land gebracht, in das sie nicht dürfen. Menschenhändler würden die Betroffenen ausbeuten. Entweder sexuell oder auch im Bereich der Bettelkriminalität.
Insgesamt konnten in Österreich im abgelaufenem Jahr 311 Schlepper identifiziert werden, um rund Drittel mehr als noch 2019. Die Zahl der aufgegriffenen Geschleppten hat sich mit rund 4.800 gegenüber 2019 etwa verdoppelt (rund 2.500). Insgesamt wurde 2021 21.000 Personen aufgegriffen. Diese Zahl inkludiert neben den Schleppern und den Geschleppten auch sonstige aufgegriffene Illegale.
Tatzgern führte eine besonders perfide Strategie der Schlepper aus. Denn oftmals verstecken sie die zu schleppenden Personen ohne die Kenntnis des jeweiligen Lkw-Fahrers im Lkw. Denn aufgrund der starken Grenzkontrollen, habe sich das Schlepperwesen auf Lastwege und den Güterverkehr verlegt, weil diese trotz Pandemie relativ flüssig fließen. So nehmen die Schlepper etwa in Pausen vom Lkw-Fahrer unbemerkt Manipulationen an den Planen der Lkw vor. Beliebt ist momentan die Strategie, die obere Plane zu zerschneiden, so dass die Geflüchteten von oben in das Fahrzeug springen können. Von der Seite ist in diesem Fall dann keine Beschädigung zu erkennen.
Auch Minderjährige Opfer von sexuell bedingtem Menschenhandel
Die Zahl der durch Menschenhandel betroffenen Personen ist im Pandemiejahr deutlich zurückgegangen. Noch in den Vorjahren konnte die Polizei den Menschenhandel von 6.000 bis 8.000 Menschen nach Österreich nachweisen. Auch die Zahl der Rotlichtlokale von eins rund 800 im ganzen Land sei drastisch zurückgegangen. Dennoch bestehe nach wie vor die Gefahr für junge Frauen, ausgebeutet zu werden.
Der Menschenhandel beschränkt sich aber nicht nur auf das weibliche Geschlecht. Männer kommen oft im Zusammenhang mit Bettlerkriminalität zum Einsatz. Speziell dann, wenn sie körperlich versehrt sind. Es bedarf im Einzelfall stets akribischer Polizeiarbeit, zu erkennen ob es sich um organisierte Bettelei handle oder um eine armutsbedingte individuelle.
Besonders erschreckend: Im Zusammenhang mit dem Menschenhandel ist auch die Nachfrage nach minderjährigen Mädchen und Buben. Tatzgern spricht in diesem Zusammenhang von einem dreisten Vorgehen mancher mutmaßlicher Täter. Diese würden sich vor allem in eigens dafür geschaffenen Plattformen untereinander austauschen.