Wirtschaft

Inflationsschock: "Mittelstand muss Zeche zahlen"

Die Jahresinflation erreicht einen neuen Höchststand in fast 50 Jahren. Der Handelsverband sieht aber einen Lichtblick in der Teuer-Krise kommen.

Roman Palman
Um 12 Prozent teurer als 2021: Die rasant steigenden Lebensmittelpreise in den Supermärkten schocken Österreichs Konsumenten.
Um 12 Prozent teurer als 2021: Die rasant steigenden Lebensmittelpreise in den Supermärkten schocken Österreichs Konsumenten.
Getty Images/iStockphoto

Die Jahresbilanz der Statistik Austria gibt wenig Grund zur Freude. Zwar ist im Dezember die Inflationsrate in Österreich unter anderem dank der Strompreisbremse zwar auf 10,2 Prozent gesunken, doch bleibt es auf hohem Niveau. Aufs Jahr gerechnet kletterte die Inflation auf teure 8,6 Prozent und damit den höchsten Wert seit der Ölpreiskrise 1974.

Die bei weitem stärksten Preistreiber bleiben Gas (+90,7%), feste Brennstoffe (+96,8%) und Heizöl (+60,6%). Vor allem in den Supermärkten ist das Preisniveau stark spürbar gestiegen. Der Miniwarenkorb, der einen wöchentlichen Einkauf abbildet, ist heute im Jahresvergleich um 12 Prozent teurer.

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    <strong>Jahresinflation nach Bereichen:</strong>&nbsp;Preisentwicklung zum Vorjahr 2021 und 2022.
    Jahresinflation nach Bereichen: Preisentwicklung zum Vorjahr 2021 und 2022.
    Statistik Austria / APA-Grafik / picturedesk.com

    (Fast) alle spüren Auswirkungen der Teuerung

    Die heimischen Verbraucher spüren die Teuerung aber nicht nur beim täglichen Einkauf, sondern insbesondere bei den Miet- und Betriebskosten, an der Tankstelle und bei den Kredittilgungsraten. Die Ergebnisse der jüngsten Konsumentenbefragung von Mindtake Research im Auftrag des Handelsverbandes (n=1.001) von Dezember bestätigen dies:

    "97 Prozent der Bevölkerung spüren die Auswirkungen der Teuerung auf den eigenen Haushalt. Mehr als drei Viertel kaufen aufgrund der Inflation verstärkt günstige Lebensmittel. 20 Prozent müssen sich auf den Kauf lebensnotwendiger Güter beschränken", heißt es dazu.

    Steigende Kreditzinsen belasten

    Sorgen bereitet Kreditnehmern zurzeit vor allem die von der EZB für Anfang Februar angekündigte erneute Erhöhung des Leitzins (aktuell: 2,5%). Dadurch werden sich alle variabel verzinsten Kredite weiter verteuern und viele Schuldner in Bedrängnis kommen.

    Bereits jetzt habe ein Viertel aller Österreicher Konsumschulden aufgebaut und 18 Prozent können nicht mehr alle Kredite ordnungsgemäß bedienen, warnt der Handelsverband. Besonders betroffen seien Häuslebauer, weil hier der Effekt durch die lange Laufzeiten besonders durchschlage.

    Rainer Will ist Geschäftsführer des Handelsverbands.
    Rainer Will ist Geschäftsführer des Handelsverbands.
    Michael Gruber / EXPA / picturedesk.com

    "Die EZB hat lehrbuchartig mit den Leitzinserhöhungen reagiert, um der Inflation Herr zu werden. Die Ursache für die Teuerung ist allerdings klar den steigenden Energiekosten aufgrund der Kriegshandlungen zuzuordnen, daher hat dieser Schritt die erwarteten negativen Auswirkungen für den Mittelstand, der die Zeche zahlen muss", erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will die Krisenlage. 

    Die entstandenen finanziellen Kollateralschäden für Menschen und Betriebe könnten auch mit Förderungen "niemals treffsicher aus der Welt geschafft" werden, was dem Wirtschaftsstandort Österreich noch lange nachhängen werde. Auch weil viele jetzt lieber Geld sparen würden, anstatt zu investieren.

    "Haben uns Jahr ohne neue Krisen verdient"

    Die neuesten Zahlen der Statistik Austria und die aktuelle Konsumentenbefragung des Handelsverbandes bestätigen jedenfalls die herausfordernde Lage im Handel und in der Bevölkerung. "Für 2023 bleiben wir dennoch vorsichtig optimistisch, weil die Energiekosten ab dem Frühjahr in den Hintergrund treten werden. Wir alle haben uns jetzt mal ein Jahr ohne neue Krisen verdient", so Handelssprecher Rainer Will abschließend.

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      Karl Schöndorfer / picturedesk.com