Anschlagspläne auf Steffl
Terror-Verdächtige kamen über Ukraine nach Wien
Putin nutzt den Anschlag von Moskau, um gegen die Ukraine zu hetzen. Es gibt aber Hinweise, dass von dort Radikale unterm Radar nach Europa strömten.
Der furchtbare islamistische Anschlag auf die Crocus City Hall in der Stadt Krasnagorsk bei Moskau forderte am Freitag 133 Tote und über Hundert Verletzte. Die Terroristen hatten vor dem Konzert der Rockband "Piknik" in den Zuschauersaal gefeuert und die Konzerthalle in Brand gelegt. Durch die Flammen stürzte das Dach ein.
Schwieriger Feuerwehr-Einsatz nach Anschlag auf Moskauer Konzerthalle
Während in Russland am Sonntag nun nationale Trauer herrscht, dringen erste Hintergründe der Terror-Tat ans Licht: Der IS-Ableger "Islamischer Staat Provinz Khorasan" bekannte sich zum Anschlag – jene Gruppierung, die auch versucht haben soll, den Wiener Stephansdom zu attackieren.
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB erklärte, dass elf verdächtige Personen festgenommen worden wurden, darunter alle vier direkt an dem Terroranschlag beteiligten Männer. Nach einer Verfolgungsjagd konnte in der Grenzregion zur Ukraine und zu Belarus ein weißes Fahrzeug gestoppt werden. Zwei Insassen hatten noch versucht, die Flucht zu Fuß fortzusetzen.
Spurensicherer am Tatort des Terroranschlags auf Crocus City Hall in Moskau
Die Männer sollen vorgehabt haben, sich in die Ukraine oder nach Belarus abzusetzen. Etwas, das Putin nun nutzt, um den Anschlag perfide als Propagandamittel im Krieg gegen die Ukraine auszuschlachten.
Putins Propaganda – was dahinter steckt
An dieser Stelle ist es wichtig, zu betonen: Der ukrainische Staat hat – soweit bekannt – mit der Sache nichts zu tun. Doch obwohl eine offizielle Bestätigung noch aussteht, könnten es sein, dass die Moskauer Täter Verbindungen zu Gleichgesinnten hatten, die sich auf ukrainischem Territorium aufhielten.
Geheimdienste gehen von einer Vielzahl von Verdächtigen aus, die über die Ukraine nach Europa gelangt sein sollen. Das deckt sich auch mit Ermittlungsergebnissen der Polizei zu den Terror-Verdächtigen (28, 26) von Wien, die am Vormittag des 23. Dezembers 2023 in einer Asylunterkunft in der Thaliastraße festgenommen wurden.
Austro-Verdächtige lebten in der Ukraine
Ein 28-jähriger Tadschike und seine Frau (26) sollen gemeinsam mit einem in Deutschland festgenommenen Komplizen (30) einen Anschlag mit Sprengstoff und Kalaschnikows auf den Wiener Steffl geplant haben – wir berichteten. Tatsächlich kam das Paar im Februar 2022 aus der Ukraine in die EU. Dort lebten die beiden angeblich bis zu Kriegsbeginn, weil sie sich in ihrem Heimatland Tadschikistan als Oppositionelle für "Demokratie und Rechtsstaatlichkeit" eingesetzt hatten. Daran gibt es selbstredend Zweifel.
Nach Österreich wollen sie dann mit dem Zug gekommen sein, "weil Wien ein besonders schöner Ort zum Leben ist". Doch deutschen Geheimdiensten gelang es offenbar, bei ihnen verdächtige Chat-Nachrichten im Facebook-Messenger abzufangen, die konkrete Hinweise auf islamistische Anschlagspläne auf europäische Großstädte lieferten – ebenfalls ausgeführt im Namen des "Islamischen Staats Provinz Khorasan".
Was ist der ISPK?
Der 2014 gegründete IS-Ableger "Islamischer Staat Provinz Khorasan" stammt ursprünglich aus Afghanistan und rekrutiert Kämpfer in zentralasiatischen Staaten der ehemaligen Sowjetunion – besonders im zu 90 Prozent islamischen Tadschikistan (10,1 Millionen Einwohner, zwischen China und Kirgistan gelegen). Die Gruppe gilt aktuell als die aktivste Gruppe des IS und als einzige, die laut Experten in der Lage dazu ist, im Ausland Anschläge durchzuführen. Sie deklarierte sich nun zum Moskau-Attentat mit 133 Toten. Auch Anschlagspläne auf Ziele in Europa sollen geschmiedet worden sein – unter anderem in Wien.
Dass sich die Verdächtigen von Wien und die Täter aus Moskau direkt kennen, gilt als unwahrscheinlich. Fest steht jedoch, dass beide im Namen desselben IS-Ablegers operiert haben sollen. Auch die mutmaßliche professionelle Vorgangsweise – mit militärischen Waffen, wie Sturmgewehren und Sprengstoff – spricht für die Terrororganisation im Hintergrund. Für die in Wien vor Ausführung eines möglichen Anschlags Inhaftierten gilt die Unschuldsvermutung.
Mehr als 100 Tote bei Anschlag auf Moskauer Konzerthalle
Auf den Punkt gebracht
- Die terrorverdächtigen Tadschiken (30, 28, 26), die einen Anschlag in Wien geplant haben sollen, haben sich über die Ukraine nach Europa eingeschleust
- So wie die Terroristen von Moskau sollen sie im Auftrag des ISPK – Islamsichen Staat Provinz Khorasan – gehandelt haben
- Putin nutzt das, um gegen die Ukraine zu hetzen