Noch vor wenigen Jahren war das Wohngebiet rund um die U1-Station Leopoldau ein beschauliches Eck Wiens. Familien schätzten die Ruhe, kleine Lokale luden zum Verweilen ein. Eines davon: eine liebevoll renovierte Vinothek.
Doch seit rund zwei Jahren ist es mit der Idylle vorbei. Immer wieder wird das Lokal zum Ziel mutwilliger Zerstörung. Scheiben werden eingeschlagen, Autos zerkratzt, die Betreiber werden beschimpft und bedroht. Hinter den Angriffen steckt laut Anrainern eine Jugendbande, in der sich einheimische und migrantische Jugendliche zusammengeschlossen haben.
"Ich würde das schon als Terrorismus bezeichnen", sagt Johannes (65), einer der beiden Betreiber. "Unsere Autos wurden beschädigt, Scheiben eingeschlagen, Türen eingetreten. Wir leben hier in permanenter Anspannung."
Die psychische Belastung ist enorm. "Meine Frau traut sich abends nur noch mit mir gemeinsam nach Hause. Und sie ist nicht die Einzige – viele ältere Menschen haben Angst. Das war früher ein schönes Leben hier, aber es hat sich komplett verändert."
Johannes berichtet von zerstörten Gegensprechanlagen, eingeschlagenen Hauseingängen, Brandstiftung. Die Polizei sei bemüht, könne aber oft nichts tun: "Sie sind nett, aber machtlos. Die Jugendlichen sind zu jung, um strafrechtlich belangt zu werden."
Auch Geschäftspartner Thomas (61) spürt die Auswirkungen: "Wir wollten einfach ein paar schöne Jahre verbringen, ohne Stress, ohne Angst. Aber mittlerweile fragen wir uns jeden Abend: Kommt wieder was? Wird wieder etwas zerstört?" Er beschreibt eine zunehmende Paranoia: "Man schaut jedem Jugendlichen nach, fragt sich: Ist das einer von ihnen? Das nimmt dir die Lebensqualität."
Die Täter seien meist schnell wieder weg – und selbst wenn sie gestellt würden, passiere wenig. "Die Polizei hat mir gesagt, sie dürfen nichts machen. Die lachen ihnen ins Gesicht," so der Gastronom.
Die Betreiber der Vinothek wandten sich schließlich an die FPÖ. Diese war beim Lokalaugenschein vor Ort und fordert nun konkrete Maßnahmen. "Es ist unglaublich, wie dieser Herr, der das aus Leidenschaft macht, im Stich gelassen wird", so Landesparteisekretär Michael Stumpf. "Wir fordern eine Taskforce gegen Jugendkriminalität – und eine Senkung des Strafmündigkeitsalters."
Auch Wohnombudsmann Michael Niegl spricht von einem Versagen der Stadtpolitik: "In Wien wurde der Zuzug von Syrern und Afghanen besonders forciert. Genau aus diesen Gruppen stammen die meisten Täter. Die Stadtregierung muss endlich handeln."
"Michael Ludwig sollte aufhören, mit Sozialleistungen Zuzug in den Gemeindebau zu fördern. Das verschärft die Lage nur", sagt Niegl. "In Oberösterreich geht es auch ohne. Wien könnte genauso handeln."
Stumpf ergänzt: "Auch in Ottakring erleben wir ähnliche Szenen. Es gibt massive Sicherheitsprobleme, Umsatzeinbußen für Unternehmer und eine spürbare Ungerechtigkeit gegenüber jenen, die arbeiten und Steuern zahlen."
"Heute" hat auch bei der Polizei nachgefragt. Das offizielle Statement der Landespolizeidirektion Wien:
"In den letzten beiden Jahren kam es zu einigen Sachbeschädigungen und auch Einbruchsdiebstählen durch unbekannte Täterschaft an der von Ihnen erwähnten Adresse. Diese wurden polizeilich zur Anzeige gebracht. Durch das Stadtpolizeikommando Floridsdorf wurden umgehend Maßnahmen gesetzt, die Örtlichkeit wird im Streifen- und Überwachungsdienst stark berücksichtigt. Es besteht regelmäßiger Austausch mit Bildungseinrichtungen, Anrainerinnen und Gewerbetreibenden im Bezirk. Eine polizeiliche Evaluierung zeigt sehr deutlich, dass die bereits gesetzten Maßnahmen Wirkung zeigen."
Die Betroffenen selbst sehen das differenzierter. "Wir wissen, dass die Polizei bemüht ist, aber ihre Möglichkeiten sind begrenzt. Die Täter sind oft minderjährig – sie lachen den Beamten ins Gesicht."
Die Wiener Polizei hat laut Innenministerium 2024 bereits über 50.000 Personen kontrolliert, 800 Jugendliche angezeigt und 80 festgenommen. Die neue Einsatzgruppe "EJK" (Einsatzgruppe Jugendkriminalität) soll die Lage verbessern.
"Man müsste das Strafalter senken", sagt Johannes. "Und die Polizei braucht mehr Befugnisse. Derzeit werden immer die Kleinen vorgeschickt – und die Älteren warten im Hintergrund."
Thomas klingt resignierter: "Von dieser Regierung erwarte ich nichts. Das System schützt die Täter mehr als die Opfer. Und viele Politiker wollen nur ihre Macht sichern."