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Supermarkt-Check: Pestizide auf Küchenkräutern entdeckt

Auf Küchenkräutern im heimischen Handel finden sich immer noch zahlreiche Pestizide. Das ist das "erschreckende Ergebnis" eines Greenpeace-Checks.

Roman Palman
Greenpeace hat zahlreiche Küchenkräuter im Handel einem Pestizid-Test unterzogen.
Greenpeace hat zahlreiche Küchenkräuter im Handel einem Pestizid-Test unterzogen.
Mitja Koval / Greenpeace

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat im Marktcheck das Sortiment der fünf gängigsten Küchenkräuter in Supermärkten, Baumärkten und Gartencentern unter die Lupe genommen. Dazu wurden auch 20 verschiedene Küchenkräuter konventioneller und biologischer Landwirtschaft im Labor auf Pestizide untersucht.

Das Ergebnis, so die Non-Profit-Organisation, "ist erschreckend": In den 20 Proben seien Rückstände von 23 verschiedenen Spritzmitteln nachgewiesen worden. "Darunter auch der Bienenkiller Deltamethrin sowie die in der EU nicht zugelassenen Pestizide Carbendazim und Chloridazon."

Auch wenn alle Pestizid-Konzentrationen unter den jeweiligen Grenzwerten lagen, sei die hohe Mehrfachbelastung alarmierend: "Auf mehr als 20 Prozent der Proben wurden Rückstände von fünf oder mehr Pestiziden gefunden."

Nicht nur auf fertig abgepackten Kräutern, sondern auch auf eingetopften Pflanzen fand sich Gift.
Nicht nur auf fertig abgepackten Kräutern, sondern auch auf eingetopften Pflanzen fand sich Gift.
Mitja Koval / Greenpeace

Greenpeace fordert daher nun von Landwirtschaftsminister Totschnig, den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft deutlich zu reduzieren und seine Blockadehaltung gegen die geplante EU-Verordnung aufzugeben.

Gesamtbelastung durch Gifte "sehr bedenklich"

"Es ist schockierend, dass sogar bienenschädliche Pflanzengifte auf Topfkräutern gefunden wurden. Denn blühende Kräuter ziehen Bienen, Hummeln und Co. an, die sie dann mit Spritzmitteln vergiften", sagt Melanie Ebner, Landwirtschaftssprecherin bei Greenpeace. Auch die Gesamtbelastung durch die hohe Anzahl unterschiedlicher Pestizide stuft Greenpeace als "sehr bedenklich" ein, denn Wechselwirkungen von Pestizidwirkstoffen seien noch nicht ausreichend erforscht.

Diese Handelsketten schneiden am besten ab

Um sicher zu gehen, empfiehlt Greenpeace deshalb, zu Bio-Kräutern zu greifen. Hier könne man sich darauf verlassen, dass keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt werden. Wie der Greenpeace-Marktcheck zeigt, liegt das Bio-Angebot im Handel bei Kräutern immerhin bei 43 Prozent. "Enttäuschend ist, dass frische, geschnittene Kräuter in Bio-Qualität in keiner der geprüften Handelsketten erhältlich sind und zumeist auch nicht aus regionaler Herkunft stammen".

Beim Sortimentsvergleich von Schnittlauch, Petersilie, Minze, Basilikum, Rosmarin bzw. Thymian schneiden Greenpeace zufolge im Lebensmittelhandel Hofer und Interspar am besten ab. Während bei den Baumärkten Hornbach vorne liegt, ist bei den Gartencentern Starkl topplatziert.

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    <strong>Baumärkte</strong> im Ranking des Küchenkräuter-Marktchecks von Greenpeace.
    Baumärkte im Ranking des Küchenkräuter-Marktchecks von Greenpeace.
    Greenpeace Österreich

    "Totschnig muss seine Blockadehaltung ablegen"

    Die Europäische Kommission legt mit der Sustainable Use Regulation nun einen Gesetzesvorschlag vor, der unter anderem eine EU-weite Verringerung des Einsatzes und der Risiken chemischer Pestizide um 50 Prozent bis 2030 vorsieht.

    "Die EU-Kommission setzt mit diesem Gesetzesvorschlag einen wichtigen ersten Schritt. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig muss seine Blockadehaltung ablegen und aufhören, den Schutz unserer Artenvielfalt und die Landwirtschaft gegeneinander auszuspielen. Denn zukunftsfähige Landwirtschaft geht nur mit der Natur, nicht gegen sie", fordert Ebner.

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    Stellungnahmen

    Bellaflora

    Das Thema Pestizidreduktion hat für uns einen sehr hohen Stellenwert. So bieten wir in unserem Pflanzenschutz-Sortiment seit 2013 nur Produkte an, die auch im ökologischen Landbau zugelassen sind, alle chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel haben wir damals ausgelistet. Auch in der Lieferkette bemühen wir uns um einen verringerten Einsatz von Pestiziden und haben dafür gemeinsam mit Global 2000 eine für alle unsere Gärtnereien verpflichtende Richtlinie entwickelt, deren Einhaltung wir auch mit regelmäßigen Tests überprüfen.

    Die auf den beiden Proben nachgewiesene Wirkstoffgruppe Pyrethrine ist im biologischen Landbau zugelassen und wurde zur Bekämpfung von Läusen eingesetzt. Die gefundenen Rückstände entsprechen den von der EU für Lebensmittel vorgegebenen Maximum Residue Levels (MRL), es wurden also alle gesetzlichen Richtlinien eingehalten. Das Mittel wird aus bestimmten Chrsyanthemen-Arten gewonnen. Die Wartezeit von sieben Tagen wurde eingehalten, weshalb es für uns wie auch die Gärtnerei verwunderlich ist, dass der Wirkstoff noch in so hoher Menge nachweisbar war. Der Wirkstoff wird durch UV-Einstrahlung abgebaut und kann deshalb auch nur an bewölkten Tagen ausgebracht werden, um eine Wirkung zu erzielen.

    Wir vermuten, dass er aufgrund der im Vergleich zu Sommermonaten sonnenärmeren Frühlingstagen nicht in der üblichen Geschwindigkeit abgebaut wird. Die Gärtnerei wird zukünftig aufgrund dieser Ergebnisse die Wartezeit im Falle eines nötigen Einsatzes von Pyrehtrine um drei bis vier Tage verlängern. Ein anderes im biologischen Landbau zugelassenes Mittel, das ebenfalls gegen Läuse wirken würde, kann bei diesen beiden Kulturen nicht eingesetzt werden, da es von diesen nicht vertragen wird. Pestizide kommen in der Produktion nur dann zum Einsatz, wenn es nötig ist. Wenn in der Produktion von Kräutern Blattläuse auftreten ist dies der Fall, denn die Pflanzen würden sonst reklamiert werden.

    Bellaflora, Rewe und Spar sprechen sich gegen überbordenden Pestizid-Einsatz aus.
    Bellaflora, Rewe und Spar sprechen sich gegen überbordenden Pestizid-Einsatz aus.
    Mitja Koval / Greenpeace

    Rewe

    Im Rahmen des Pestizidreduktionsprogrammes untersuchen wir jährlich ca. 1.500 Proben. Der Probenplan dazu wird risikobasiert durch unseren Partner Global 2000 erstellt, auf Basis der bisherigen Ergebnisse und aktueller Auffälligkeiten. Bei Kräutern handelt es sich um ein kritisches Produkt, da aufgrund der hohen Oberfläche im Vergleich zum Gewicht der Pflanze viel Wirkstoff aufgenommen werden kann.

    Der Wirkstoff der bei der gezogenen Probe nachgewiesen wurde, konnte weder durch unsere engmaschigen Untersuchungen noch durch die Proben des Lieferanten in Petersilie aus Spanien festgestellt werden. In der von Ihnen untersuchten Probe wird der gesetzlich festgelegte Rahmen (Rückstandshöchstmenge bei Petersilie bei 5mg/kg) eingehalten.

    Trotzdem nehmen wir den Fund sehr ernst. Der Lieferant wurde von uns kontaktiert und hat umgehend eine Probe des betroffenen Produzenten als Expressprobe an ein akkreditiertes Labor gesendet, auch in dieser Probe konnte der Wirkstoff nicht nachgewiesen werden. Der Produzent hat uns versichert, dass es nicht zum Einsatz von Chloridazon gekommen ist.

    Spar

    SPAR legt größten Wert auf die Qualität und Sicherheit der verkauften Lebensmittel, insbesondere der SPAR-Markenartikel. Daher sind die Grenzen auch bei Pestiziden strenger als der gesetzliche Standard. Die gesetzlichen sowie auch die SPAR-internen Grenzwerte wurden bei beiden Kräutern nicht überschritten.

    SPAR akzeptiert bei Pestizidrückständen keine Messtoleranzen und erlaubt eine Reihe gesetzlich erlaubter Wirkstoffe nicht. Da es aktuell keine gesetzlichen Vorgaben für eine maximale Anzahl an nachgewiesenen Wirkstoffen gibt, setzt SPAR auf kontrollierten, integrierten Pflanzenschutz und die Vermeidung von Resistenzen und sieht daher eine Reduktion der nachgewiesenen Wirkstoffe an Obst und Gemüse, die unterschiedlichste Gründe entlang der Lieferkette haben kann, aktuell als nicht zielführend an.

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      privat, iStock