Gesundheit

Studie – Krebspatienten trinken zu viel Alkohol

Eine neue Studie zeigt, dass Alkoholkonsum und riskantes Trinkverhalten bei Krebspatienten weit verbreitet sind. Während der Behandlung und danach.

Sabine Primes
Viele Krebspatienten greifen zum Alkohol, um mit dem körperlichen Leid und den psychischen Problemen umgehen zu können.
Viele Krebspatienten greifen zum Alkohol, um mit dem körperlichen Leid und den psychischen Problemen umgehen zu können.
iStockphoto.com; Collage: heute.at

Krebspatienten haben einen schwierigen Weg vor sich und können die körperlichen und emotionalen Auswirkungen ihrer Diagnose oft nur schwer verkraften. Eine neue Studie zeigt, dass eine überraschende Anzahl von Krebspatienten dem Alkohol in einem solchen Maße verfällt, dass sie als "Binge Drinker" gelten. "Es ist so schwierig, von einer Krebsdiagnose zu erfahren und damit zu leben. Man fühlt sich isoliert und ängstlich, und Alkohol kann helfen, diese Gefühle abzuschwächen", so Dr. Marleen Meyers, Onkologin am NYU Langone's Perlmutter Cancer Center, gegenüber der "New York Post". "Der Behandlungsstress und eine unzureichende Schmerzbehandlung können zu Schlafstörungen, extremer Müdigkeit und Gefühlen der Einsamkeit, Angst und zu sozialer Isolation führen", so Meyers weiter. "All dies können Risikofaktoren für Substanzmissbrauch sein."

Diese Patienten greifen eher zum Alkohol

Für ihre Studie kontaktierten die Forscher Menschen, die sich einer Krebsbehandlung unterziehen, und Krebsüberlebende über das "All of Us Research Program", eine große und vielfältige Gruppe von US-Patienten. Von den fast 15.200 befragten Krebsüberlebenden waren 78 Prozent (11.815) aktuelle Alkoholkonsumenten. Von diesen aktuellen Trinkern wurden 24 Prozent (2.812) als "Binge Drinker" eingestuft. Darüber hinaus tranken 38 Prozent (4.527) Alkohol in einem Maße, das als gefährlich eingestuft wurde.

Die Studie ergab, dass manche Menschen eher zum Alkoholmissbrauch neigen als andere: "Unter den derzeitigen Trinkern neigen Männer, hispanische Personen, Personen mit einer Krebsdiagnose vor dem 18. Lebensjahr und Raucher eher zu riskantem Trinkverhalten", schreiben die Studienautoren. "Wir wissen, dass jüngere Überlebende eher zu Alkohol greifen", fügte Meyers hinzu. "Es ist wichtig zu beachten, dass Menschen mit einer Vorgeschichte von Substanzmissbrauch auch ein größeres Risiko für Alkoholmissbrauch haben.

Der Zusammenhang zwischen Alkohol und Krebs

Alkoholkonsum ist für Krebsspezialisten ein wichtiges Anliegen, da er bekanntermaßen zu Brust-, Dickdarm- und Mastdarm-, Kopf- und Hals-, Speiseröhren-, Kehlkopf- und Leberkrebs beiträgt. "Frühere Studien haben ergeben, dass Alkoholkonsum mit einem höheren Risiko für das Wiederauftreten oder den Ausbruch neuer primärer Krebserkrankungen sowie mit dem Tod in Verbindung gebracht wird", schreiben die Autoren. Die Forscher untersuchten daher auch die Trinkgewohnheiten von Menschen mit alkoholbedingten Krebserkrankungen, und tatsächlich war die Wahrscheinlichkeit, dass sie trinken, um 16 Prozent höher als bei Menschen mit anderen Krebsarten.

Alkohol ist nicht die einzige Substanz, die Krebspatienten und Überlebende wahrscheinlich missbrauchen: "Krebsschmerzen werden häufig mit Opioiden behandelt, die bei unsachgemäßem Gebrauch zu Abhängigkeit führen können. Darüber hinaus kann es zu einem Missbrauch von Marihuana kommen, auch von medizinischem Marihuana, sowie von Benzodiazepinen (Beruhigungsmittel, Anm.), die zur Selbstbehandlung von Angstzuständen eingesetzt werden können. Alle diese Substanzen können verwendet werden, um mit einer Krebsdiagnose und psychischen Problemen fertig zu werden", so Meyers weiter.

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    Auswirkungen von Alkohol auf Behandlungen

    Die Ergebnisse waren besonders besorgniserregend, weil Alkoholkonsum bei verschiedenen Krebsbehandlungen, einschließlich Chemotherapie, Operation, Hormontherapie, Strahlentherapie und Immuntherapie, zu Rückschlägen führen kann. Laut der Studie ist der Konsum von Alkohol und illegalen Drogen nach einer Operation beispielsweise mit einem erhöhten Risiko für chirurgische Komplikationen, längeren Krankenhausaufenthalten, mehr chirurgischen Eingriffen, längeren Genesungszeiten und einem höheren Sterberisiko verbunden. "Diese Substanzen können die Behandlung beeinträchtigen, indem sie den Stoffwechsel bestimmter Medikamente stören, wodurch diese weniger wirksam oder giftiger werden können", so Meyers. "Darüber hinaus können Schmerzmittel und Medikamente gegen Angstzustände verschrieben werden, ohne dass der Arzt von dem Drogenmissbrauch des Patienten weiß, was die Wirkung dieser Medikamente verstärken und zu Beeinträchtigungen führen kann. "Die Beeinträchtigung durch den Drogenmissbrauch kann dazu führen, dass Patienten bestimmte Symptome wie Fieber, die lebensbedrohlich sein können, nicht mehr wahrnehmen", so Meyers weiter.

    Arzt-Patienten-Kommunikation entscheidend

    Meyers und andere Medizinexperten sind sich einig, dass sowohl Ärzte als auch Patienten eine gemeinsame Verantwortung tragen, wenn es um den Umgang mit Alkohol während und nach einer Krebsbehandlung geht. "Es ist wichtig, dass Patienten ehrlich zu ihren Ärzten sind und dass diese ohne Vorurteile nach dem Konsum von Drogen fragen", so Meyers. Die Patienten sollten über die Auswirkungen von Alkohol aufgeklärt werden und darüber, dass es keine "sichere" Alkoholmenge während oder nach der Behandlung gibt, sowie über den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebsrisiko und schlechteren Behandlungsergebnissen.