Gesundheit

Studie: Gesichtsmasken machen uns jetzt attraktiver 

Während Masken von uns früher als Warnung wahrgenommen wurden, lassen sie uns jetzt positiver auf unsere Mitmenschen zugehen. Warum ist das so?

Sabine Primes
Teilen
Männer, die blaue OP-Masken trugen (rechts), erschienen den Studienteilnehmerinnen am attraktivsten.
Männer, die blaue OP-Masken trugen (rechts), erschienen den Studienteilnehmerinnen am attraktivsten.
Getty Images/iStockphoto

Nach über einem Jahr Pandemie haben manche Menschen noch immer nicht verstanden, wie man die Maske korrekt trägt - nämlich über Mund UND Nase. Leider begegnet einem nach wie vor der eine oder andere "Nasenbär", der die Regelung nur so halb einhält und die Nase nicht bedeckt. Dabei macht uns die Maske laut einer neuen britischen Studie sogar attraktiver. 

Die in der Zeitschrift Cognitive Research: Principles and Implications veröffentlichte Studie hat gemessen, wie verschiedene Arten von Gesichtsmasken die Attraktivität von 40 männlichen Gesichtern veränderten. Die Untersuchung wurde im Februar 2021 durchgeführt, sieben Monate nachdem in Großbritannien das Tragen von Gesichtsmasken Pflicht wurde.

In der Studie bewerteten 43 weibliche Teilnehmerinnen die Attraktivität von Bildern männlicher Gesichter ohne Maske, mit einer Stoffmaske, mit einer blauen medizinischen Gesichtsmaske und mit einem einfachen schwarzen Buch, das den Bereich abdeckte, den eine Gesichtsmaske verdecken würde, auf einer Skala von 1 bis 10.

Sie fanden heraus, dass die Art der Bedeckung eine Rolle spielt und dass blaue medizinische Masken die Attraktivität des Gesichts stärker erhöhen als andere Arten von Masken.

Vor der Pandemie attraktivitätsmindernd 

Dr. Michael Lewis, Dozent an der School of Psychology der Universität Cardiff und Experte für Gesichtspsychologie, erklärt: "Untersuchungen, die vor der Pandemie durchgeführt wurden, ergaben, dass medizinische Gesichtsmasken die Attraktivität mindern - wir wollten also prüfen, ob sich dies geändert hat, seit Gesichtsbedeckungen allgegenwärtig sind, und herausfinden, ob die Art der Maske einen Einfluss hat."

"Unsere Studie deutet darauf hin, dass Gesichter als besonders attraktiv empfunden werden, wenn sie von medizinischen Gesichtsmasken bedeckt sind. Das mag daran liegen, dass wir daran gewöhnt sind, dass Mitarbeiter des Gesundheitswesens blaue Masken tragen, und dass wir diese nun mit Menschen in pflegerischen oder medizinischen Berufen assoziieren. In einer Zeit, in der wir uns verletzlich fühlen, empfinden wir das Tragen von medizinischen Masken möglicherweise als beruhigend und stehen dem Träger daher positiver gegenüber", meint der Experte. 

"Mit" attraktiver als "ohne"

"Wir haben auch festgestellt, dass Gesichter mit Stoffmasken als deutlich attraktiver empfunden werden als solche ohne Masken. Ein Teil dieses Effekts könnte darauf zurückzuführen sein, dass unerwünschte Merkmale in der unteren Gesichtshälfte verdeckt werden - dieser Effekt war jedoch sowohl bei weniger attraktiven als auch bei attraktiveren Personen zu beobachten."

Die Ergebnisse stehen laut Lewis im Gegensatz zu den Forschungsergebnissen vor der Pandemie, bei denen man davon ausging, dass Masken die Menschen an eine Krankheit denken lassen und die Person gemieden werden sollte. Die aktuelle Forschung hingegen "zeigt, dass die Pandemie unsere Psychologie verändert hat, wie wir die Träger von Masken wahrnehmen. Wenn wir jemanden sehen, der eine Maske trägt, denken wir nicht mehr 'diese Person hat eine Krankheit, ich muss mich von ihr fernhalten'".

"Verschiebung in unserer Psychologie"

"Das hat mit der Evolutionspsychologie zu tun und damit, warum wir unsere Partner so auswählen, wie wir es tun. Krankheiten und Anzeichen von Krankheiten können bei der Partnerwahl eine große Rolle spielen - früher waren alle Hinweise auf Krankheiten eine große Abschreckung. Jetzt können wir eine Verschiebung in unserer Psychologie beobachten, so dass Gesichtsmasken nicht mehr als Kontaminationshinweis dienen.
Weitere Arbeiten werden mit weiblichen und männlichen Teilnehmern durchgeführt, um zu sehen, ob die Ergebnisse für beide Geschlechter zutreffen.