Politik
Luxus-Abend von Ministern kostet Steuerzahler 76.000 €
Ranglogen, VIP-Services, Abendessen in Luxus-Hotels und natürlich Getränke: Ein einziger Abend der Minister kostete den Steuerzahler über 76.000 Euro.
Der Opernball ist das Society-Event schlechthin – doch alles andere als ein billiges Pflaster. Ein kleines Bier kostete 13,50 Euro, ein Mineralwasser (0,33) 9,90 Euro. Bei größerem Durst schaffte die 0,75-L-Flasche Abhilfe: Sie kostete "nur" 23,50 Euro. Überfällt einen der Hunger, gibt es eine Mini-Leberkässemmel um 10 Euro und eine einzelne Schoko-Erdbeere um 5,50 Euro zur Nachspeise – was sogar die anwesenden ORF-Stars zum Schäumen brachte.
ORF-Star schockiert: 10€ für Mini-Leberkas am Opernball >>
Ein vielfaches davon kosten Plätze in den begehrten Logen. Um so verwunderter waren viele, dort auch einige Spitzenpolitiker anzutreffen. Ließen diese sich gar auf Steuerzahlerkosten mit Nobel-Snacks und Getränken verwöhnen? Genau das sollte eine Reihe parlamentarischer Anfragen der FPÖ zutage bringen.
Kanzleramt rechnete noch nicht ab
Kurz vor Ablaufen der Frist zur Beantwortung, die zwei Monate beträgt, haben die Minister nun offengelegt, ob ihr Besuch auf Kosten der Steuerzahler ging oder nicht. Bundeskanzler Karl Nehammer stellt dabei klar, dass die Direktion der Wiener Staatsoper der Bundesregierung die Prozeniumsloge zur Verfügung stellte und diese einlud. Gab es übrige Kosten? Zum Zeitpunkt der Anfrage wurden diese noch nicht abgerechnet, so Nehammer. Es dürfte also welche gegeben haben.
Begründet wird das damit, dass der Opernball "nicht nur ein Höhepunkt der jeweiligen Ballsaison, sondern auch wichtiger Treffpunkt Österreichs für Politik, Kultur und Wirtschaft aus dem In- und Ausland" sei. Hochrangige Gäste aus dem In- und Ausland würden "diese weltweit bekannte Veranstaltung noch zusätzlich aufwerten" und "machen diesen Ball zu einem unverzichtbaren Wirtschaftsfaktor für Österreich".
Frauenministerin Susanne Raab war als Begleitung des Kanzlers vor Ort und verweist in ihrer Beantwortung deswegen auch auf die seinige. Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler tut es ihr gleich. "Sparsam" gab sich auch Bildungsminister Martin Polaschek, dessen Ministerium zwei Eintrittskarten zum Gesamtpreis von 700 Euro bezahlte, die der Begleitung der Ressortleitung durch zwei Kabinettsangehörige dienten.
Kocher-Ressort: 29.550
Anders Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher. Seine Rangloge kostete 23.600 Euro, die Bewirtungskosten betrugen weitere 2.450 Euro. Zudem übernahm das Ressort die Kosten der Opernballkarten seiner Gäste, darunter der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin samt Begleitung. Das machte weitere 3.500 Euro aus.
Der Opernball hat Kocher laut Eigenangabe eine "willkommene Gelegenheit" geboten, "nicht nur mit Minister Parmelin, sondern auch mit zahlreichen hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus der österreichischen Wirtschaft und Politik, ausländischen Politikerinnen, Politikern, Wirtschaftsvertreterinnen und -vertretern sowie Medienvertreterinnen und -vertretern Gespräche zu führen".
Abendessen, VIP-Service, Loge und Drinks
Am spendabelsten war Finanzminister Magnus Brunner. Sein Ministerium buchte eine Rangloge und tätigte üppige Ausgaben für die deutsche sowie die österreichische Delegation. Loge inkl. 10 Ballkarten: 27.100,00 Euro. Neun weitere Ballkarten: 3.150,00 Euro. VIP Service Flughafen Wien: 2.577,91 Euro. Abendessen Hotel Sacher Wien: 9.496,90 Euro, Tageszimmer Grand Hotel Wien: 450,00 Euro. Bewirtungskosten (nur Getränke): 3.010,50 Euro.
Macht insgesamt: 45.785,31 Euro.
Immerhin: "Der Vollständigkeit halber wird angeführt, dass Bundesminister sowie Staatssekretäre je zwei Ehrenkarten für den Opernball erhalten." Auch hier wird darauf verwiesen, dass die Teilnahme an der Veranstaltung die Gelegenheit geboten habe, zahlreiche Dialoge mit hochrangigen Vertretern aus der österreichischen Wirtschaft, mit ausländischen Politikern und Wirtschaftsvertretern sowie mit Medienvertretern zu führen.
"Seit meinem Amtsantritt pflege ich enge Kontakte zu meinen Amtskollegen aus den angrenzenden Nachbarländern. Der Opernball diente als Plattform für den intensiven Austausch", rechtfertigt Brunner die fast 46.000 Euro für einen Abend, bei dem er von seinem deutschen Amtskollegen Christian Lindner begleitet wurde.