"Lou" ist ein echtes Allroundtalent: Der sechsjährige Border Collie ist nicht nur Lawinen- und Trümmersuchhund, sondern spürt auch verlässlich Bettwanzen und Schimmel auf: "Sie ist ein echter Workaholic, ein narrisches Schwammerl", lacht ihre Besitzerin, Elisabeth Edlinger (30).
Die schwarz-weiße "Lou" – Freunde nennen sie übrigens "Berti" – ist einer von vier Schimmelspürhunden der SMS Group – gemeinsam mit Spikey, Dizzy und Lucky sucht sie Räume nach verdeckten Schimmelpilzbefall ab. Die Kosten richten sich nach dem Aufwand und Umfang des Objekts. Eine Stunde kostet ab 175 Euro (ohne Mehrwertsteuer), hinzu kommt eine Anfahrtspauschale.
"Heute" war bei einem Einsatz in Wien-Hietzing dabei. Claudia M. (Name geändert) zog vor rund Jahren in eine Gemeindebau-Wohnung: "Damals wurden die Fenster erneuert, die jetzigen dichten sehr gut ab. Bisher hatte ich keine Probleme mit Schimmel." Ebenfalls vor drei Jahren wurde bei der 37-Jährigen aber auch das Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) diagnostiziert.
"Ich habe sehr viele Allergien und frage mich natürlich, warum es mir so schlecht geht, seitdem ich hier wohne. Da bei mir auch eine Allergie auf Aspergillus (Gießkannenschimmel, Anm.) festgestellt wurde, bin ich auf der Suche nach dem Auslöser. Schimmel in der Wohnung wäre ein möglicher Ansatzpunkt", meint Claudia M.
„Wir kommen, weil ganz viele Leute echt verzweifelt sind, die Nachfrage steigt“Elisabeth Edlingerist mit Schimmelspürhund "Lou" im Einsatz
"Lou" wartet derweil ganz ungeduldig auf ihren Einsatz. Sobald sie ihr blaues Halsband umgehängt bekommt, weiß sie, dass sie loslegen kann. Minutiös schnüffelt der Border Collie entlang des Bodens die Wände und Möbel ab: "Sie sucht mindestens zweimal die gesamte Wohnung ab. Denn auch wenn man selbst den Schimmel nicht riecht, er kann da sein", erklärt Edlinger.
Laut Edlinger – im Hauptberuf Biotechnologin – gibt es 50 bis 100 verschiedene Arten von Innenraum-Schimmel. Rund 80 Prozent aller Schimmelschäden befinden sich hinter Tapeten, Gipskarton oder Fußbodenleisten: "Wir kommen, weil ganz viele Leute echt verzweifelt sind, die Nachfrage steigt. Erschnüffelt 'Lou' an einer Stelle den Schimmel, friert sie ein und stellt ihr Hinterbein aus", berichtet die 30-Jährige.
Auch bei Claudia M. schlägt "Lou" an – direkt unterhalb eines Heizungsrohres am Boden: "Das leckt seit etwa einem Jahr. Ich habe bisher immer eine Schale darunter gestellt", meint Claudia M. Falls Nässe in den Boden eingedrungen ist, könnte das ein Problem sein: "Wir wissen ja nicht, was unter dem Boden ist. Eine kleine Stelle reicht schon, um gesundheitlichen Schaden anzurichten", erklärt Edlinger. Sie rät Claudia M. daher, einen Sachverständigen für Schimmelsanierung zu konsultieren.
Schimmel versteckt sich aber auch gerne hinter Steckdosen: "Ich hatte schon eine Wohnung, wo jede einzelne Steckdose etwas gehabt hat", so Edlinger. Rund 220 Millionen Riechzellen haben Hunde, können damit rund eine Million verborgene Gerüche wahrnehmen. Den Schimmel selbst können sie nicht erschnüffeln, aber deren Stoffwechselprodukte.
Falls die gebürtige Finnin "Lou" einmal nichts findet, sorgt eine von Edlinger ausgelegte Schimmelprobe für das nötige Erfolgserlebnis: "Sonst wird es zu langweilig für sie." Und als Belohnung für die Funde gibt es natürlich auch Leckerlis. Sobald Edlinger das blaue Halsband wieder herunternimmt, weiß "Lou": Ihre Arbeit hier ist getan. Dann wird erst einmal gechillt – bis zum nächsten Einsatz.