Coronavirus

"Spitäler vor Kollaps" – Ärzte warnen vor Katastrophe

Die Ärztekammer richtet in einer Aussendung einen dringenden Appell an Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). 

Michael Rauhofer-Redl
Die Situation in den Krankenhäusern spitzt sich weiter zu, davor warnt die Ärztekammer in einer Aussendung. 
Die Situation in den Krankenhäusern spitzt sich weiter zu, davor warnt die Ärztekammer in einer Aussendung. 
Getty Images/iStockphoto

"Die Gesundheitsversorgung der Österreicherinnen und Österreicher in den Spitälern steht unmittelbar vor dem Kollaps". Der erste Satz einer Presseaussendung der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) sitzt.  "Wenn Gesundheitsminister Johannes Rauch sagt, er steht mit allen Spitalsträgern in Kontakt und es läuft seiner Einschätzung nach alles gut, dann ignoriert er entweder die drohende Implosion unseres Gesundheitssystems oder er ist schlichtweg schlecht informiert – aber auch das ist sein eigenes Versäumnis. Öffnen Sie die Augen, Herr Minister, so zu tun, als wäre alles in Ordnung in unseren Spitälern, ist eine nicht tolerierbare Farce", zeigt sich Harald Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer fassungslos. "Wir können Beispiele in jedem Bundesland geben, wo das System bereits am Zusammenbrechen ist."

Die Bundeskurie der angestellten Ärzte der ÖÄK zeigt daher neun konkrete, exemplarische Fälle auf – in jedem Bundesland einen – wo Abteilungen oder Ambulanzen geschlossen werden mussten, es Bettensperren gab und gibt und die Patientenversorgung in Österreich keineswegs mehr entsprechend der medizinischen Erfordernisse und der gebotenen Qualitätskriterien gegeben ist.

Probleme gibt es österreichweit

Um ihrem Anliegen Ausdruck zu verleihen, nennt die Ärztekammer dann tatsächlich Beispiele aus allen neun Bundesländern des Landes: 

► Im Burgenland ist die Abteilung für Innere Medizin im Krankenhaus Kittsee temporär geschlossen.
► In Kärnten fehlen mindestens 50 Spitals-Ärztinnen bzw. -Ärzte.
► In Niederösterreich gibt es OP-Sperren im Landesklinikum Korneuburg im Bereich der Orthopädie und Traumatologie aufgrund von Personalmangel.
► In Oberösterreich wartet man als Patient in Gmunden über ein Jahr auf eine notwendige Krampfadern-Operation.
► In Salzburg fehlen laut Aussage der Salzburger Landeskliniken (SALK) offiziell 50 Fachärztinnen bzw. Fachärzte.
► In der Steiermark gibt es in der Urologie im LKH Hochsteiermark, Standort Leoben, 500 Patienten auf der Warteliste für eine urologische Operation.
► In Tirol war bereits im Sommer dieses Jahres die Geburtshilfestation im Bezirkskrankenhaus Schwaz für elf Tage geschlossen.
► In Vorarlberg gibt es einzelne Stationsschließungen, selbst in Feldkirch, vor allem im Bereich der Psychiatrie wegen Pflegemangel.
► In Wien waren im November 2022 insgesamt 91 Spitals-Ärzte-Jobs offen.

Diese Fakten könne die Politik nicht mehr schönreden, verharmlosen, leugnen oder ignorieren", so Mayer zusammen. "Wenn dieser Hilfeschrei der Ärztinnen und Ärzte in unseren Spitälern nicht ernstgenommen wird, müssen jene, die dafür verantwortlich sind, politische und persönliche Konsequenzen ziehen", so der zornige Schlusssatz. 

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