In der legendären Spanischen Hofreitschule in Wien glänzt nicht nur die Tradition der klassischen Reitkunst, sondern auch ein ganz besonderes Pferd: Maestoso Alma. Unter den 71 weißen Lipizzanern sticht der braune Hengst sofort ins Auge. Die Legende besagt, solange ein braunes Pferd im Stall steht, hat die Hofreitschule Glück.
Da dürfte wohl etwas dran sein. Seit mehr als 460 Jahren wird in der Winterreitschule in der Hofburg die klassische Reitkunst der "Hohen Schule" gelehrt. Dafür ist die Hofreitschule mittlerweile weltbekannt.
Hinter jahrhundertelanger Tradition und barocken Gemäuern verbirgt sich eine lange Geschichte. Ferdinand I., der spätere Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, wuchs in Spanien auf und brachte die prachtvollen spanischen Pferde im 16. Jahrhundert an den Hof nach Wien mit. Kaiser Karl VI. gab im 18. Jahrhundert den Bau der Winterreitschule in Auftrag.
Unter Monarchin Maria Theresia fanden zahlreiche Maskenfeste, Reiterspiele und Hofbälle statt. Heute bilden die Bereiterinnen und Bereiter der Spanischen Hofreitschule die weißen Hengste aus. "Perfektionisten der klassischen Reitkunst treffen zusammen", erzählt Emma Bröckling. Sie ist stolze Bereiteranwärterin und hat kürzlich ihren ersten Hengst – Pluto Toskana – zur Ausbildung zugeteilt bekommen. "Ich hoffe, dass ich ihn irgendwann in der Schulquadrille zeigen kann. Mal schauen, er ist noch sehr verspielt", so die 23-Jährige.
Die Bereiter durchlaufen verschiedene Ausbildungsstufen. Man beginnt als Lehrling, steigt dann zum Eleven auf. Als Bereiteranwärter bekommt man einen Lipizzaner, den man ausbildet; schließlich wird man Bereiter und letzten Endes Oberbereiter. Einer, der es bereits bis "ganz nach oben" geschafft hat, ist Herbert Seiberl. Seine Karriere begann 1994.
"Ich wollte nie etwas anderes machen, als mit Pferden zu arbeiten und da ist die Spanische Hofreitschule das Beste, das einem passieren kann", erzählt er. Auf die Frage, wie oft er in seiner langen Laufbahn schon vom Pferd gefallen ist, antwortet der 47-Jährige mit einem Schmunzeln: "Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. Aber das gehört nun einmal dazu." 2019 wurde Seiberl zum Oberbereiter ernannt.
Die Spanische Hofreitschule ist die weltweit älteste Reitakademie. Hier wird die klassische Reitkunst gelernt und perfektioniert. Das Ziel ist es, das natürliche Talent der Pferde durch systematisches Training hervorzubringen. Die Morgenarbeit dient als Gymnastizierung und Gesunderhaltung der Tiere und kann als Fitnessprogramm für die Pferde angesehen werden.
In Aufführungen und Tourneen machen die Bereiter die Reitkunst der "Hohen Schule", welche zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe der Menschheit zählt, weit über die österreichische Grenze hinaus erlebbar. Tourneen führten Reiter und Lipizzaner schon in die USA oder zuletzt nach London.