Christopher Drexler
"Sonst muss VdB wieder Expertenregierung angeloben"
Der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler sieht ein "total vergiftetes Klima" in der Bundespolitik und übt heftige Kritik an SPÖ und FPÖ.
Nicht nur die Bevölkerung ist von der aktuellen Lage in der Bundespolitik gefrustet, auch Spitzenpolitiker sind offenbar mehr als unzufrieden. Der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) spricht gegenüber den Bundesländerzeitungen von einem "total vergifteten Klima" auf Bundesebene:
„Langsam frage ich mich, wer mit wem überhaupt noch eine Koalition eingehen will. Ich höre immer nur Koalitionsabsagen. Wenn es so weitergeht, wird dem Bundespräsidenten nichts anderes übrigbleiben, als noch einmal eine Expertenregierung anzugeloben.“
Dabei richtet der seit Anfang Juni 2022 in der Steiermark regierende Landeschef auch einen dringenden Appell an SPÖ-Vorsitzenden Andreas Babler. Dieser hatte zuletzt Skepsis gegenüber einer Koalition mit der Volkspartei geäußert. Drexlers Wunsch ist aber ein rot-türkises Zusammenrücken: "Ich habe viel Verständnis für Parteitagsrhetorik. Am Ende muss auch in der SPÖ Staatsräson und Vernunft Platz greifen. Es gibt einen Markt für eine vernünftige Politik der Mitte."
Ob sich eine solch ehemalige GroKo (Große Koalition) aber ausgeht, steht noch in den Sternen. Im Grünen Herzen Österreichs würde man aber offenbar lieber ohne die Grünen werkeln. Von einer Dreier-Koalition hält Drexler nämlich nichts: "Da reicht ein Blick nach Deutschland."
Absage an Kickl
Dabei lässt Drexler einmal mehr durchblicken, dass die ÖVP durchaus auch mit Blau gut könne. Aber: "Mit der FPÖ unter Kickl ist das nicht möglich." An dem freiheitlichen Parteichef lässt der Landeshauptmann kein gutes Haar:
„Kickl war nicht nur der schwächste Innenminister der Zweiten Republik. Er hat mit der Zerschlagung des BVT ein Sicherheitsvakuum aufgetan. Seine Ansichten gehen ins Obskure und Bizarre.“
Dass die FPÖ trotz der "völlig moralischen Bankrotterklärung" ihrer Spitzenfunktionäre in Ibiza heute "den Eindruck erweckt, sie sei moralisch integer" und aktuell in den Umfragen bei 32 Prozent liegt, ist für den ÖVPler unverständlich.
Er übt sich derweil in der Zuversicht, dass Karl Nehammer das Ruder herumreißen und das Dickschiff Volkspartei wieder auf Erfolgskurs steuern kann:
„Ich traue Nehammer noch einiges zu. Ich glaube, dass er sich noch einen Kanzlerbonus erwirtschaften wird.“