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Sonnensturm löst Polarlichter aus dann kollabiert alles

Die Sonne faucht! Immer mehr Eruptionen schießen gigantische Mengen an Masse ins All. Wird die Erde getroffen, drohen schlimmste Konsequenzen.

Roman Palman
Die Masseauswürfe der Sonne sind gigantisch.
Die Masseauswürfe der Sonne sind gigantisch.
NASA / EPA / picturedesk.com

Die Sonne wird wieder unruhig, die Aktivitäten auf ihrer Oberfläche nehmen immer mehr zu – und das bis in den Sommer 2025. Erst dann dürfte der lebensspendende Stern das Maximum seines aktuell 25. Zyklus erreichen. 

Bis dahin werden immer häufiger Sonneneruptionen auftreten, die gigantische Massen an elektromagnetischer Strahlung und geladener Teilchen ins All schießen. Gleich mehrere solcher heftiger Ausbrüchen der X-Klasse, der höchsten Stufe, wurden in den letzten Wochen beobachtet. Glücklicherweise haben sie alle die Erde verfehlt. Bisher.

Dennoch, so schätzt das Weltraumwetterprognosezentrum (SWPC) der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA, dürften Amateurfunker und Personen in polaren Regionen das zumindest als Störgeräusche und Interferenzen auch bei Navigationsgeräten mitbekommen haben.

Der Großteil der Bevölkerung erlebt in den meisten Fällen wohl nur die absolut schönste Seite eines solchen Ereignisses. Denn je heftiger ein Sonnensturm ausfällt und auf das Magnetfeld der Erde hämmert, desto weiter südlich tanzen plötzlich bunte Polarlichter über den Himmel. Diese sind sonst nur im hohen Norden zu beobachten.

Kritische Infrastruktur droht Zusammenbruch

Wünschen, dass es zu so einem Volltreffer kommt, sollten wir uns, trotz der zu erwartenden spektakulären Lichtershow, nicht.

"Es ist jederzeit möglich, dass ein sehr extremer Sonnensturm auftritt und der kann weitreichende Folgen haben", warnt Melanie Heil von der ESA-Weltraumwettermission in Darmstadt. Doch wie schlimm kann das schon werden, wenn die weit entfernte Sonne in unsere Richtung faucht? Sehr schlimm!

ESA-Wissenschaftsdirektor Günther Hasinger.
ESA-Wissenschaftsdirektor Günther Hasinger.
Robert Michael / dpa / picturedesk.com

"Erreicht so ein Sonnensturm die Erde, kann er uns vorübergehend in die technologische Steinzeit zurückwerfen", lautet die eindringliche Warnung von ESA-Wissenschaftsdirektor Günther Hasinger in einem "Spiegel"-Interview.

Den möglichen Extremfall beschreibt er so: "Wenn der Sonnensturm auf Gebiete mit empfindlicher Infrastruktur trifft, kann er Strom- und Mobilfunknetze lahmlegen. Die digitale Kommunikation bricht zusammen, Kliniken und Kernkraftwerke müssen auf Notstromaggregate zurückgreifen."

Falschfarbendarstellung der Sonnenaktivität aus dem Jahr 2015.
Falschfarbendarstellung der Sonnenaktivität aus dem Jahr 2015.
Alzate / Science Photo Library / picturedesk.com

Erde kassierte bereits Volltreffer

Einmal schon schrammte die Erde an dieser Katastrophe vorbei. Der heftigste dokumentierte Sonnensturm ereignete sich laut NASA, ebenfalls am Höhepunkt des Zyklus, im Jahr 1859 – also einer Zeit, als es noch keine empfindlichen Computer und Elektronik gab. Dennoch ging er in die Geschichte ein. 

Die damalige Eruption auf der Sonne wird heute nach dem nach einem britischen Astronomen als Carrington-Ereignis bezeichnet. Richard Carrington beobachtete den gigantischen Ausbruch und war der erste, der einen Zusammenhang zwischen der Sonnenaktivität und den geomagnetischen Störungen auf der Erde herstellte.

So sieht eine Sonneneruption in verschiedenen Wellenlängen des sichtbaren Lichtspektrums aus. Aufgenommen am 24. Feburar 2014.
So sieht eine Sonneneruption in verschiedenen Wellenlängen des sichtbaren Lichtspektrums aus. Aufgenommen am 24. Feburar 2014.
Reuters/NASA

Polarlichter bis in die Karibik

Als dieser heftige Sonnensturm auf das Magnetfeld der Erde traf, löste er laut "National Geographic" Polarlichter aus, die selbst noch in Kuba und Honolulu zu sehen waren. Auf der Südhalbkugel reichten sie so weit in den Norden, dass sie über Santiago de Chile tanzten. 

"Die Eruptionen waren so energiereich, dass Menschen im Nordosten der USA ihre Zeitung im Licht des Polarlichts lesen konnten", schilderte Weltraumwissenschaftler Daniel Baker von der University of Colorado vor geraumer Zeit die damaligen Ereignisse.

Solche Polarlichter sind in Europa normalerweise nur im hohen Norden zu sehen, bei einem Sonnensturm können sie sehr viel weiter südlich auch auftreten.
Solche Polarlichter sind in Europa normalerweise nur im hohen Norden zu sehen, bei einem Sonnensturm können sie sehr viel weiter südlich auch auftreten.
ESA / Eyevine / picturedesk.com

Telegrafen-Papier fing plötzlich Feuer

Die geomagnetischen Störungen seien so stark gewesen, dass Telegrafenämter von Funkenschlag aus ihren Geräten berichteten, der teilweise sogar das Papier in Brand setzte. Der Sonnensturm zerstörte damit das "Internet" der damaligen Zeit.

Und heute? "Wir leben in einem Cyber-Kokon, in den die ganze Erde eingesponnen ist. Stellen Sie sich einmal die möglichen Konsequenzen vor", so Baker weiter. Träfe ein Carrington-Ereignis heutzutage auf die Erde, dann stünde die "hochgezüchteten technischen Infrastrukturen, die inzwischen nahezu alle Bereiche unseres Lebens durchdringen, auf dem Spiel", mahnt Tom Bogdan vom SWPC.

Erde würde lahmgelegt

Besonders problematisch seien Störungen des GPS-Systems, von dem viele notwendige Dienste abhängen. Generell wären Satelliten stark gefährdet. Und: durchdringen die Sonnen-Partikel unser Magnetfeld, dann können sie Spannungsspitzen in Transformatoren und anderen Teilen der Energieversorgung verursachen.

"Derartige Transformatoren zu ersetzen, könnte sehr lange dauern – insbesondere, wenn Hunderte dieser Anlagen gleichzeitig zerstört würden", erklärt Baker, der sich intensiv mit den möglichen Folgen von Sonnenstürmen auseinander setzt. Das könnte einen Domino-Effekt auslösen – massive Blackouts wären die Folge, die Wochen, Monate oder sogar ein Jahr lang andauern könnten.

Ausreichend Vorwarnzeit

Es gibt aber auch gute Nachrichten. Die Sonne steht unter ständiger Beobachtung von Forschern aus aller Welt. Kommt es zu einem Masseausbruch, der die Erde treffen könnte, dauert es je nach Geschwindigkeit der Partikel mindestens einige Stunden bis diese hier einschlagen. Zeit genug, um Vorkehrungen zu treffen und einen Teil der kritischen Infrastruktur vorsorglich vom Netz zu nehmen.

Vor zehn Jahren entging die Erde übrigens nur knapp einem solchen absoluten Katastrophenszenario. Im Juli 2012 hatte die Sonne Billionen Tonnen magnetisiertes Plasma in unsere Richtung geschleudert, kurz nachdem unser Planet die Schussbahn verlassen hatte. Laut NASA hätte dieser Sonnensturm alles elektrisch Betriebene außer Gefecht gesetzt.

Alles Leben wird vernichtet

So wie die Sonne uns Leben spendet, so wird sie es uns auch wieder nehmen. Denn auch unser Stern wird irgendwann verglühen. Doch davor wird er die Erde noch völlig zerstören. Forscher haben nun den Zeitpunkt für das Ende allen Lebens errechnet – und das kommt früher als gedacht! Am Ende bricht dann doch wieder die absolute Dunkelheit über die Wiege der Menschheit herein.

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