Geht es nach einem Tiktok-Video mit 1,1 Millionen Klicks und über 2500 Kommentaren gehören mehrere Dinge dazu, um ein guter Hotelgast zu sein. Supergäste sollten demnach das Bett abziehen, gebrauchtes Geschirr an einem Ort stapeln, Waschbecken, den Spiegel und die Oberflächen im Bad abwischen, Badetücher auf einen Haufen legen, Abfall an einem Ort sammeln und der Reinigungskraft eine Notiz und ein Trinkgeld hinterlassen.
Das Video hat jedoch eine hitzige Debatte ausgelöst: "Soll ich etwa gleich noch mein eigenes Frühstück zubereiten?", lautet ein Kommentar. "Ich gehe sicher nicht in ein Hotel, um dort den Haushalt zu verrichten", schreibt jemand anderes.
Viele teilen jedoch die Meinung von Amanda, der Creatorin des Videos. "Ich arbeite in der Hotelreinigung und diese Dinge machen mein Leben so viel einfacher", erklärt jemand. "Wenn ich Zeit habe, versuche ich all diese Sachen zu machen", lautet ein anderer Kommentar.
Doch was wünschen sich Hotels wirklich von ihren Gästen? "Unsere Mitarbeitenden schätzen es sehr, wenn das Zimmer bereits kurz gelüftet wurde, die Handtücher auf einem Haufen im Badezimmer liegen und die Tür dazu offen steht, damit der Dampf aus der Dusche abziehen kann", erklärt General Manager Stephan Köppel aus dem Ibis Hotel in Baar gegenüber "20 Minuten".
„Unsere Mitarbeitenden schätzen es sehr, wenn das Zimmer bereits kurz gelüftet wurde.“Stephan KöppelGeneral Manager im Ibis Hotel in Baar
Für Direktor Ferry Wey vom Hotel Beau Séjour in Luzern haben zudem die kleinen Gesten eine große Wirkung: "Unser Team freut sich neben einem ordentlich zurückgelassenen Zimmer auch besonders über positive Rückmeldungen zur Sauberkeit – sei es durch eine persönliche Nachricht oder eine Erwähnung in einer Bewertung."
Etwas sollten sie jedoch lassen, stellt Köppel klar: "Es ist sehr nett gemeint, wenn Gäste die Betten abziehen und alles säuberlich falten, das unterbricht jedoch unsere eingeübten Handgriffe und Abläufe." Das Reinigungspersonal müsse die Bezüge danach trotzdem entfalten, um zu kontrollieren, dass keine Fremdpartikel in die Wäscherei gelangen.
"Es geht gar nicht, Hygieneartikel, Spritzen und Kondome offen liegenzulassen oder nicht zu spülen nach dem Toilettengang", findet Lukas Meier, General Manager der 25hours Hotels in Zürich. Ein weiteres No-go seien mutwillige Beschmutzung und Zerstörung.
„Zurückgelassene illegale Substanzen im Hotelzimmer oder starke Verschmutzung, beispielsweise mit Fäkalien.“Ferry WeyDirektor vom Hotel Beau Séjour
Es komme zwar selten vor, aber etwas fordere das Reinigungsteam besonders: "Zurückgelassene illegale Substanzen im Hotelzimmer oder starke Verschmutzung, beispielsweise mit Fäkalien", sagt auch Wey. Interessant wird es im Ibis Hotel Baar: "Bei uns gibt es manchmal Gäste, die im Wasserkocher Speisen zubereiten", so Köppel.
Obwohl ein Großteil der Gäste die Zimmer ordentlich hinterlasse, gebe es Ausnahmen. "Wir hatten einmal den außerordentlichen Fall, wo wir nach einem Kurzaufenthalt zahlreiche große Müllbeutel entsorgen mussten und die Reinigung des Zimmers aufgrund der extremen Verschmutzung viermal länger als üblich gedauert hat", erzählt Köppel.
Auch in den 25hours Hotels habe man schon unschöne Erfahrungen gemacht. "Leider kommt das immer mal wieder vor. Es gab auch schon komplett zerstörte Zimmer bei uns. Wir verrechnen dann dem Gast die Zusatzreinigung oder den Schaden", sagt Meier.