Das Leben auf 3.106 Metern Seehöhe mag zwar einzigartig schön sein, doch ist es garantiert nicht jedermanns Sache. "Bergsteigererfahrung ist eine der zwingenden Bedingungen", erklärt Christian Gerstgraser, der Vorsitzende der Sektion Rauris des Österreichischen Alpenvereins. Dieser sucht dringend einen neuen Pächter für das Zittelhaus am Hohen Sonnblick.
Gerstgraser weiß, wovon er spricht. Er selbst betreute mit seiner Frau zwischen 1985 und 1996 elf Jahre lang die höchstgelegene Hütte Salzburgs. Warum er als Hüttenchef an dem "einzigartigen Ort" aufhörte: "Wir haben einen Buben bekommen. Mit kleinen Kindern ist es dort zu gefährlich. Wenn sie hinausgehen, muss immer jemand mit." Zwei Jahre lang nahmen sie ihn dennoch mit hinauf. "Immer mit der Option, ihn jederzeit zu Fuß nach Heiligenblut bringen zu können." Nach Gerstgraser übernahm sein Bruder, dann seine Nichte. Der vierte und letzte Pächter sei nun nach 14 Jahren einvernehmlich aufgrund gesundheitlicher Beschwerden ausgeschieden.
"Der über trüber Hüttenwirt, den wir suchen, ist Koch, Kellner und Bergsteiger", sagt Gerstgraser. Er müsse schon einmal zu Fuß einen 3000er erklommen haben. "Es gibt zwar eine moderne Kabinenbahn, doch die kann wetterbedingt für mehrere Tage ausfallen." Im Optimalfall handle es sich um ein Pärchen, dass sie die Arbeit teile. "Die Küche ist einfach, man muss nur einfache Hüttengerichte kochen können, allerdings auch für Ordnung in den Zimmern und im Matratzenlager sorgen." Insgesamt gibt es im Zittelhaus 80 Schlafplätze.
„Der über trüber Hüttenwirt, den wir suchen, ist Koch, Kellner und Bergsteiger.“Christian GerstgraserVorsitzender der Sektion Rauris des Österreichischen Alpenvereins
Dass es so schwer sein könnte, neue Pächter für die Schutzhütte zu finden, damit hatte er nicht gerechnet. "Bisher waren Hütten immer leicht zu vermitteln. Die winzigste Schutzhütte der Alpen, die Rojacher Hütte auf 2.700 Metern mussten wir nicht einmal ausschreiben", wundert er sich.
Bisher habe es auch schon einige Bewerbungen für das Zittelhaus gegeben. "Viele wissen jedoch gar nicht, wo der Sonnblick überhaupt ist." Fünf ernsthafte Gespräche habe man bisher zumindest geführt, jedoch habe es immer einen Haken gegeben. "Bei einem Paar, war es der Frau dort oben zu öde, in einem anderen Fall war es dem Freund zu wenig grün und wieder anderen ist die Saison zu kurz", schildert Gerstgraser. Die Hauptsaison auf der Schutzhütte dauert nämlich nur drei Monate von Ende Juni bis Ende September. Davor sei man ab Mitte März nur bei schönem Wetter an den Wochenenden für die Skitourengeher im Einsatz.
„In dem Fall muss der Alpenverein übernehmen und Koch sowie Kellner anstellen.“
Der letzte Interessent habe erst vor einem Monat abgesagt. "Dabei handelte es sich um ein Pärchen, das nahezu perfekt gewesen wäre. Aussteiger und Bergsteiger, die erst zugezogen sind. Allerdings haben sie ein 15 Monate altes Kind und weder Eltern noch sonst irgendwelche Angehörigen hier, die schnell einspringen können."
Aktuell wolle man jetzt noch einen Monat zuwarten, bis Plan B zum Einsatz komme: "In dem Fall muss der Alpenverein übernehmen und Koch sowie Kellner anstellen."