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So kriegst du den letzten Rest aus der Ketchupflasche

Den letzten Rest Ketchup aus einer Plastikflasche herauszubekommen, endet meist mit Flecken. Warum das so ist, ist eine wahre Wissenschaft.

Der Kampf um den letzten Rest aus der Ketchupflaschen endet meist 1:0 für die Flasche.
Der Kampf um den letzten Rest aus der Ketchupflaschen endet meist 1:0 für die Flasche.
Getty Images/iStockphoto

Wenn es um Ketchup geht, ist auf eines Verlass: Sobald nur noch ein Rest in der Plastikflasche enthalten ist, spritzt dieser beim Versuch, ihn dort rauszuquetschen, hörbar unkontrolliert über das Essen, den Teller und mitunter über den Tellerrand hinaus. "Es ist ärgerlich, potenziell peinlich und kann einem zudem auch noch die Kleidung ruinieren", so das Fazit zweier Forscher der Oxford University an einer Konferenz der American Physical Society im amerikanischen Indianapolis. Dort präsentierten sie das Ergebnis ihrer Untersuchung des klebrigen Phänomens.

Wechselspiel von Kraft und Widerstand beim Ketchup

Die Physiker Callum Cattle und Christopher W. MacMinn hatten eine Reihe von Experimenten und mathematischen Modellen durchgeführt. So fanden sie heraus, dass ein langsames, sanftes Herausdrücken des Ketchups das Risiko roter Spritzer auf Tellerrand, Tischdecke und Kleidung deutlich verringert. Nachzulesen ist das derzeit auf dem Pre-Print-Server Arxiv.org.

Grund dafür ist ein komplexes Wechselspiel von Kraft und Widerstand: Drückt man eine Ketchup-Plastikflasche zusammen, zieht sich die Luft im oberen Teil der Flasche wie eine Feder zusammen und drückt die Flüssigkeit vor sich her. Gleichzeitig bremsen die Flaschenwände die rote Flüssigkeit ab. "Das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Kräften bestimmt die Geschwindigkeit, mit der die Flüssigkeit herausgedrückt wird", heißt es in einer Mitteilung.

Beim Ketchup Fingerspitzengefühl ist gefragt

Ist viel Ketchup in der Flasche, gelingt das in der Regel recht gut. Geht das Ketchup jedoch zur Neige, verschiebt sich das Gleichgewicht: Der Widerstand an den Flaschenwänden verringert sich und die zusammengedrückte Luft dehnt sich sehr plötzlich und kraftvoll aus – und befördert dabei das letzte Bisschen Ketchup mit Nachdruck ins Freie.

Dabei können laut den Forschenden schon Nuancen einen großen Unterschied machen: "Unsere Analyse zeigt, dass es beim Spritzen einer Ketchup-Flasche auf die kleinsten Details ankommt: Wenn man auch nur ein wenig zu stark drückt, entsteht eher ein Spritzer als ein gleichmäßiger Flüssigkeitsstrahl", erklärt Cuttle.

Redesign der Ketchup-Flaschenöffnungen

Noch weiter entschärfen würde die Situation ein Redesign der Flaschenöffnungen, so die beiden Forscher: Sie müssten breiter sein. Das Hauptproblem seien aber die bei Ketchup-Flaschen aus Kunststoff verwendeten Gummiventile. "Sie verschlimmern das Spritzproblem, weil sie einen zwingen, mit Druck an die Sache heranzugehen." Diese Ventile trügen zwar dazu bei, dass das Ketchup nicht ausläuft, "aber rein aus Sicht des Spritzens wäre es sehr sinnvoll, sie zu entfernen", so Cattle.

Das tun gegen Flecken

Er und sein Kollege raten Ketchup-Fans deshalb: "Wenn das Ketchup zur Neige geht, nehmt einfach den Deckel ab und drückt die restliche Flüssigkeit aus dem breiteren Hals." Das empfehle zwar bereits der "gesunde Menschenverstand", aber nun gebe es eine solide mathematische Erklärung, die das untermauere.