"Scher dich zum Teufel"

So ekelten die Rapid-Ultras ihren Pfarrer raus

Rapid-Pfarrer Christoph Pelczar legt auf Druck der Rapid-Ultras sein Amt nieder. Sie gingen mit Plakaten auf den Geistlichen los.

Sport Heute
So ekelten die Rapid-Ultras ihren Pfarrer raus
Die Ultras plakatierten gegen Ex-Rapid-Pfarrer Pelczar.
PD, X

Rapids Pfarrer Christoph Pelczar legte nach acht Jahren sein Amt bei Rapid nieder. Großen Anteil daran hatten die Rapid-Ultras. Sie hissten im Spiel gegen Sturm Graz Banner und symbolisierten Pelczar damit klar, dass er in Hütteldorf nicht mehr willkommen sei.

Was war passiert?

Auslöser für die Ultras-Verärgerung war die Cup-Blamage gegen Stripfing unter der Woche. Der Zweitligist ist Kooperations-Verein von Erzrivale Austria Wien – sein Obmann: Pelczar.

Der Geistliche feierte nach dem Abpfiff mit dem Außenseiter, jubelte ausgelassen vor dem ORF-Mikrofon. Pelczar: "Ich realisiere es immer noch nicht. Wir haben es gerade dem österreichischen Fußball gezeigt. Ostern und Weihnachten, das ist gerade alles in einem. Es wurden alle Gebete erhört. Es ist voll verdient".

Der Ex-Rapidler weiter: "Ich werde die ganze Woche feiern und nicht auffindbar sein. Der Glaube versetzt Berge." Während des Spiels sei der Seelsorger 17 Tode gestorben, "der achtzehnte war dann die Auferstehung". Dennoch gestand er auch, dass seine Grün-Weiße-Seele geschmerzt hatte, "weil ich die traurigen Gesichter meiner Freunde gesehen habe".

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Entschuldigung auf Instagram

Einen Tag nach dem Cupspiel entschuldigte sich der Pfarrer dann auf Instagram in einem Posting für sein Verhalten. "Mein Freudenschrei hat vielleicht einigen Fans sehr weh getan. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich sollte meine Emotionen besser unter Kontrolle haben. Es war kein Jubel gegen uns."

Der Schaden war für die Rapid-Ultras schon angerichtet. Der Jubel mit der Talentschmiede des Erzrivalen? Für den harten Kern der Anhänger anscheinend unverzeihlich. Im darauffolgenden Liga-Kracher am vergangenen Samstag bei Sturm Graz (1:1) präsentierten die Ultras einen Banner mit der eindeutigen Botschaft "Pelczar: Geh mit Gott, aber geh". Fans forderten auch, der Geistliche solle sich "zum Teufel scheren".

Rapid-Ultras in Machtposition

Gewaltbereite Rapid-Fans aus dem Block-West hatten wenige Wochen zuvor mit den schweren Ausschreitungen nach dem Derbysieg gegen die Austria für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Anhänger der "Veilchen" hatten Bengalos in den Familiensektor geworfen, anschließend Fans beider Lager den Rasen im Allianz Stadion gestürmt. Die Folge: eine wüste Schlägerei mit 27 Verletzten und knapp 600 Anzeigen.

Die Spannungen zwischen den Wiener Großklubs sind dieser Tage groß. Der Einfluss der Rapid-Ultras im eigenen Klub ebenso. So war es erst vor zwei Jahren auch auf der Geschäftsstelle zum großen Beben gekommen, weil Ultras die VIP-Tribüne gestürmt, nach der Europacup-Blamage gegen Vaduz Konsequenzen gefordert hatten. Die gab es: Christoph Peschek trat als Geschäftsführer zurück.

Jetzt reagierte auch der Klub-Pfarrer rasch auf den Druck aus der eigenen Fan-Kurve, räumte sein Amt, um den Frieden zu wahren, wie er selbst einräumte. Die Schmähungen auf Bannern beim Sturm-Match seien für Pelczar Auslöser für seine Entscheidung gewesen.

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    Das sportlich hoch spannende 343. Wiener Derby wurde nur Augenblicke nach dem  Schlusspfiff zu einem Riesen-Fiasko.
    Das sportlich hoch spannende 343. Wiener Derby wurde nur Augenblicke nach dem Schlusspfiff zu einem Riesen-Fiasko.
    GEPA

    Für den Klub und seine Fans stellt die Macht der Ultras eine Gradwanderung dar. Das zeigte sich zuletzt in Folge des Skandal-Derbys, im Frühjahr durch homophobe Gesänge in Folge eines Derby-Sieges oder 2020, als die Ultras gegen Corona-Geisterspiele plakatiert hatten: "A Stadion mit leeren Plätzen is wie a schiache Oide wetzen." Die gewalttätigen, homophoben oder sexistischen Eklats führten in den letzten Jahren immer wieder zu Spannungen mit Sponsoren und anderen Teilen der Fanszene.

    red
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