Kielhauser im "Heute"-Talk

Sky-Reporter: "Grazer Stadion nicht möglich für mich"

Luca Kielhauser kommentiert auf Sky die Bundesliga – und zwar im Rollstuhl. Im "Heute"-Talk erzählt der 21-Jährige von seinen Erfahrungen.

Erich Elsigan
Sky-Reporter: "Grazer Stadion nicht möglich für mich"
Luca Kielhauser kommentiert für Sky die österreichische Bundesliga.
zVg

Luca Kielhauser ist 21 Jahre jung, Fußball-Kommentator bei Sky Sport Austria – und sitzt im Rollstuhl. Der Steirer kam mit der seltenen Glasknochenkrankheit zur Welt. Ein großes Thema? Der Steirer verneint.

"Ich sehe die Behinderung nicht als Problem, sondern als Eigenschaft", erzählt Kielhauser im "Heute"-Gespräch. "Ich denke, das ist eine gesunde Herangehensweise. Ich hatte auch als Kind nie melancholische Phasen. Über Dinge, die man nicht ändern kann, sollte man sich nicht ewig den Kopf zerbrechen."

Den Rollstuhl bezeichnet er als "Ermöglicher, nicht als Hürde. Denn ohne ihn kann ich gar nichts machen. Er trägt mich bis ins Geschäft und bis ins Stadion." Aber nicht in jedes, wie der TV-Journalist feststellen musste.

"Bislang habe ich nur bei Rapid und der Austria vor Ort kommentiert. Unter anderem geht Hartberg nicht. Auch Graz ist unmöglich. Dort führt eine schmale Wendeltreppe zu den Kommentatoren-Plätzen, es gibt keinen Lift. Das ist absurd, wobei die beiden Grazer Vereine hier keine Schuld trifft. Als ich für ein GAK-Spiel eingeteilt wurde, musste ich von Graz extra nach Wien ins Auhof-Studio fahren, um meinen Job zu machen. Dann mit dem Zug wieder nach Hause."

Kielhauser bereitet sich im noch leeren Allianz Stadion auf seinen TV-Einsatz vor.
Kielhauser bereitet sich im noch leeren Allianz Stadion auf seinen TV-Einsatz vor.
zVg

Nicht nur die zum Teil fehlende Barrierefreiheit ist ein Kriterium. "Weil ich kleinwüchsig bin, habe ich eine andere Sitzhöhe. Wenn ich also einen gewöhnlichen Schreibtisch vor mir habe und die Bildschirme, dann sehe ich nicht mehr auf das Spielfeld. Man muss ein bisschen herumtüfteln. Ich habe zum Glück extrem motivierte Kollegen, die sich bemühen, es zu ermöglichen. In der Generali-Arena bin ich zum Beispiel nicht im Kommentatoren-Kammerl, sondern draußen auf dem Plateau der Hauptkamera. Dort sind die Monitore auf Boxen aufgebaut. Man muss flexibel sein, Lösungen suchen."

"Heute" fragt nach: Gespräche mit den Sport-Stars

Jammern kommt für Kielhauser ohnehin nicht in Frage. Im Gegenteil. "Als ich im Februar meinen Job bei Sky antreten durfte, ging ein Kindheitstraum in Erfüllung. Es fühlte sich an, wie für Sturm die Quali für die Champions League. Also großartig, aber jetzt beginnt es erst richtig."

Am Samstag ist die Frohnatur beim Match Blau-Weiß Linz gegen den GAK im Einsatz. Langfristiges Ziel: "Ein Match in Barcelona, Dortmund oder Liverpool zu kommentieren. Aber ich kommentiere auch die Bundesliga sehr gerne – und viel früher, als ich es mir erwartet hätte."

Kielhauser bereitet sich auf seine Einsätze akribisch vor. "Ich arbeite Infos zu jedem Spieler aus, schaue mir im Vorfeld Besonderheiten an, die Rolle im Verein, Statistiken. Die Daten trage ich mir am Laptop in kleine Kästchen ein, mit denen ich mir dann die Aufstellungen zusammenbaue – ich habe mir ein kleines Programm erstellt, kann vieles wiederverwenden. Ich recherchiere auch Fakten zur Begegnung, zur aktuellen Form des Vereins und zum Stadion, es kommt richtig viel Material zusammen." Meist zu viel. "Aber man weiß ja nie. Vielleicht ist im Match mal eine Unterbrechung, die du überbrücken musst. Da bist du dann froh, wenn du interessante Geschichten erzählen kannst. Wenn du am Ende nicht alle Infos erzählt hast, spricht das meistens auch für ein gutes Spiel."

"Normal sind immer ein paar Idioten dabei"

Seine Erfahrung teilt Kielhauser auf seinen Social-Media-Kanälen. Die Reaktionen? "Ich habe vor Kurzem auf TikTok durchgescrollt. Da ging eine Moderation viral, die hat über 600.000 Klicks, Hunderte Kommentare. Und es hat mich wirklich überrascht, dass alle positiv waren. Normal sind immer ein paar Idioten dabei. Beim Antritt bei Sky habe ich befürchtet, dass es ein paar Menschen gibt, die unbegründeter Weise sagen: Jetzt kommentiert einer Fußball, der nicht mal gehen kann. Doch auch dieses Argument gab es noch nicht. Ich bin überwältigt."

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Auf den Punkt gebracht

  • Luca Kielhauser, ein 21-jähriger Fußball-Kommentator bei Sky, der im Rollstuhl sitzt und kleinwüchsig ist, sieht seine Behinderung nicht als Problem, sondern als Eigenschaft
  • Trotz Herausforderungen wie fehlender Barrierefreiheit in Stadien und Anpassungen an seine Sitzhöhe, bleibt er positiv und flexibel, um seinen Traumjob auszuüben, und teilt seine Erfahrungen auf Social Media, wo er überwältigend positive Reaktionen erhält
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