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Sex-Tempel statt Straßenstrich – Alles neu in Amsterdam

Amsterdam ist nicht nur für seine Coffeeshops bekannt, sondern auch für sein Rotlichtviertel. Das soll nun durch ein "Erotikzentrum" ersetzt werden.

Sabine Primes
Wer Amsterdam besucht, kommt an den roten Fenstern nicht vorbei.
Wer Amsterdam besucht, kommt an den roten Fenstern nicht vorbei.
Getty Images

Das Rotlichtviertel Amsterdams ist ein bekannter Touristenmagnet. Nicht unbedingt, um die Dienstleistungen der Damen in Anspruch zu nehmen, sondern um den verruchten Flair der rot beleuchteten Fenster zu inhalieren. Aber nicht mehr lange, denn die ikonischen roten Neonlichter könnten für immer abgeschaltet werden. Rund 300 Sexarbeiterinnen und Beamte wollen das Viertel durch ein mehrstöckiges "Erotikzentrum" ersetzen. Letztes Jahr beschlossen die Behörden der niederländischen Stadt, das Erotikviertel abzuschaffen, um Probleme mit der Kriminalität und der Überbevölkerung in der Gegend zu lösen.

Belästigung der Prostituierten

Stattdessen wurde grünes Licht für ein neues Gebäude mit 100 Zimmern für die Beschäftigten des Viertels gegeben, das auch neue Bars, Unterhaltungsbereiche, Restaurants und ein Gesundheitszentrum beherbergen wird. Ein gehobenes Erotikzentrum, inspiriert vom weltbekannten "Moulin Rouge", ist das Vorbild. "Das Rotlichtviertel ist einer der ältesten und kleinsten Teile unserer Stadt, aber es ist derzeit voll mit Junggesellenabschieden und Touristen in Penisanzügen, die Sexarbeiterinnen belästigen", sagt Ilana Rooderkerk, Vorsitzende der örtlichen D66-Partei. "Wir wollen, dass die als Sexarbeiter arbeitenden Männer und Frauen sicher ihrer Arbeit nachgehen können, aber wir wollen auch, dass das 'Affenbeobachten' der Vergangenheit angehört. Das Erotikzentrum muss der Belästigung im Rotlichtmilieu ein Ende bereiten – ohne woanders zu belästigen."

Proteste der Anrainer

Doch es gibt ein Problem: Niemand möchte, das "Erotikzentrum" in der Nähe seines Hauses haben. Aber auch neun von zehn Sexarbeiterinnen wollen ihre Bordellfenster in einem der schönsten Teile der Innenstadt nicht verlassen. Deshalb hat die Bürgermeisterin von Amsterdam, Femke Halsema, keine andere Wahl, als einen neuen Standort für den Ersatz des Rotlichtviertels zu finden. In der Zwischenzeit wird der bald nicht mehr benötigte Standort des Rotlichtviertels in ein Wohngebiet umgewandelt.

Jährlich 200.000 "Sextouristen"

Doch trotz der Vorbehalte der Menschen gegenüber dem neuen Zentrum nimmt das Rotlichtviertel jedes Jahr 200.000 "Sextouristen" auf. Die Beliebtheit bei den Touristen reicht den Einheimischen jedoch nicht aus, um den Neubau zu begrüßen. Dennoch will Halsema noch vor Weihnachten einen neuen Standort für das Zentrum finden. Drei stehen nun in der Auswahl. Sie sagt: "Ich hoffe, dass wir noch vor Weihnachten den endgültigen Standort bekannt geben können - in der engeren Wahl sind drei, aber ich hoffe, dass wir uns auf einen beschränken können."
Und was kostet es die Stadt? "Nein, wir zahlen kein Erotikzentrum“, so die Bürgermeisterin. "Das ist eine private Initiative. Toleranz hat ihre Grenzen."

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