Niederösterreich

Seit über 5 Jahren fehlt Kinderarzt im Bezirk Mödling

Die SPÖ kritisiert den akuten Mangel an Kassenärzten. Nicht nur im Bezirk Mödling wird schon lange nach medizinischen Fachkräften gesucht.

Erich Wessely
Symbolbild eines Kinderarztes: In Niederösterreich sind einige Kassenstellen seit längerer Zeit vakant.
Symbolbild eines Kinderarztes: In Niederösterreich sind einige Kassenstellen seit längerer Zeit vakant.
Getty Images

Volle Wartezimmer in den Arztpraxen und oft wochenlanges Warten auf einen Facharzttermin gehören für immer mehr Patientinnen und Patienten im Bezirk Mödling zum Alltag, kritisiert jetzt Landtagsabgeordneter Hannes Weninger.

Immer öfters müsse auf Wahlärzte ausgewichen und dafür tief in die Tasche gegriffen werden. „Diese zusätzliche finanzielle Belastung ist angesichts der akuten Teuerungswelle vor allem für Familien, Alleinerzieherinnen, Menschen mit geringen Einkommen und PensionistInnen eine enorme Belastung“, so SPÖ-Bezirksvorsitzender Hannes Weninger, er fordert mehr Kassenärzte für den Bezirk Mödling.

SP für zeitgemäßes Honorarsystem

Da weder die angekündigte ,Landarzt-Garantie' "noch die vielgepriesene Reform der Österreichischen Gesundheitskasse Verbesserungen für die Patienten bringen, fordert die SPÖ eine Reform der Ärzteausbildung und ein zeitgemäßes Honorarsystem", heißt es in einer Aussendung.

Hannes Weninger wünscht sich mehr Kassenärzte.
Hannes Weninger wünscht sich mehr Kassenärzte.
privat

Laut Weninger spreche die Versorgungsstatistik für den Bezirk Mödling für sich. So kommen laut Weninger auf einen Hausarzt mit Kassenvertrag 2.063 Einwohner, auf Fachärzte im Bereich Innere Medizin sogar 13.292. Besonders dramatisch sei die kassenärztliche Versorgung in der Frauenheilkunde mit 12.361, in der Kinder- und Jugendheilkunde mit 4.110 und bei Lungenfachärzten bei 29.907 potenziellen Patienten.

Kassenarztstelle seit 1. Juli 2017 ausgeschrieben

Dass sich im Bezirk Mödling "für eine von der Krankenkasse seit 1. Juli 2017 ausgeschriebene Kassenarztstelle für ein/e Kinderarzt/Kinderärztin kein/e Medizinier/in findet", belege für Weninger, dass "einiges im System nicht mehr stimmt". Die Engpässe zeigen sich aber auch bei nur einem Lungen-Facharzt und nur drei Urologen mit Kassenvertrag: „Das kann sich nicht ausgehen! Somit sehen sich immer mehr PatientInnen gezwungen, auf einen Wahlarzt auszuweichen und zu zahlen oder Arztbesuche aufzuschieben.“

Um das über Jahrzehnte zu Recht gepriesene österreichische Gesundheitssystem nicht weiter zu gefährden, fordert die SPÖ patientenorientierter Reformen. „Der Bezirk Mödling ist aufgrund seiner städtischen Struktur prädestiniert für Primärversorgungszentren und Gruppenpraxen, in denen sich auch Kassenärzte zusammenschließen“, pocht der SPÖ-Abgeordnete auf nachhaltige Lösungen. Diese fordert er von der Bundes- und Landespolitik sowie von der Ärztekammer und neuen Österreichischen Gesundheitskasse ein.

Auf "Heute"-Anfrage heißt es seitens der ÖGK zu der Situation im Bezirk Mödling in einer schriftlichen Stellungnahme: "Im Bezirk Mödling ist derzeit 1 Planstellen für Kinder- und Jugendheilkunde unbesetzt. Trotz diverser Attraktivierungsversuche konnte bislang kein Interessent gefunden werden. Damit die kinderärztliche Versorgung in Mödling gesichert ist, haben wir gemeinsam mit dem Land Niederösterreich in den Räumlichkeiten des Landesklinikum Mödling eine Kinderarztordination eingerichtet, die vermehrt zu Randzeiten geöffnet ist."

"Gleichen Leistungen erbracht"

Und weiter: "Die fachärztliche Betreuung wird dort vom medizinischen Personal des Landesklinikums übernommen, aber gemeinsam von NÖGUS und Sozialversicherungen finanziert. Es werden die gleichen Leistungen wie im bei Vertragsärztinnen und –ärzten für Kinder- und Jugendheilkunde inkl. Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen erbracht. Hinsichtlich der Öffnungszeiten ist man besonders bemüht auf Tagesrandzeiten Bedacht zu nehmen, weshalb die Ambulanz jeweils bis 19:00 Uhr geöffnet ist."

Abschließend heißt es seitens der ÖGK: "Die Untersuchungen laufen in dieser kinderärztlichen Versorgungseinheit ab wie in jeder anderen niedergelassenen Kinderarztpraxis: Die Versicherten der Österreichischen Gesundheitskasse, Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB) und der Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen (SVS) bringen ihre e-card zur Anmeldung mit. Es können vorab Termine fixiert werden, ein Befund wird im Anschluss an die Untersuchung an die zuweisende Arztordination oder auf Wunsch auch an die Eltern ausgegeben."

Das sagt die Ärztekammer

Seitens der nö. Ärztekammer heißt es zu den Ausführungen Weningers: "Zum Teil kommen wir auf etwas andere Ärztezahlen. Dies kann eventuell mit der Zeitspanne oder einer fehlerhaften Abfrage zusammenhängen."

Die Ärztekammer für NÖ schreibe jede Kassenstelle aus, "von der wir einen Auftrag zur Ausschreibung von der Krankenkasse erhalten. Bietet die Gemeinde zusätzlich besondere Unterstützungen an, wie Mietkostenzuschuss, barrierefreie Ordinationsräumlichkeiten oder sonstige Hilfen, führen wir dies selbstverständlich bei der Ausschreibung an. Dies soll dazu beitragen, dass wir Kassenstellen eher nachbesetzen können", so eine Sprecherin.

Angespannte Situation in mehreren Regionen

Dennoch: Die Situation mit fehlenden Kassenkinderärzten betrifft nicht nur den Bezirk Mödling. Laut aktueller Ausschreibung fehlt im Raum St. Pölten bereits seit 1. Oktober 2016 ein Kassenkinderarzt und im Raum Lilienfeld seit 1. Jänner 2017 ein Kassenkinderarzt. Auch in Tulln wird seit 1. 4. 2019 ein Kassenkinderarzt gesucht, in Baden (seit 1. 7. 2020) und Traiskirchen (seit 1. 4. 2019) fehlen ebenfalls seit Jahren Plan-Kassenkinderärzte.

Weiters verschärft sich die Situation nun auch in Zistersdorf (Bezirk Gänserndorf): Dort musste der Kinderarzt seine Kassenstelle nun aufgeben, die Diagnose Long Covid mache für ihn eine Weiterführung unmöglich – mehr dazu hier.

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