Eskalation bei Red Bull
Schweigen für Horner! Verstappen stützt Marko
Bei Red Bull hängt weiterhin der Haussegen schief. Das zeigte auch eine kurze Sequenz nach dem Qualifying, in dem Max Verstappen die Pole holte.
Nach schweren Vorwürfen einer engen Mitarbeiterin gegen Red-Bull-Teamchef Christian Horner leitete die Bullen-Zentrale in Fuschl eine interne Untersuchung gegen den 50-jährigen Briten ein. Horner wurde freigesprochen, doch das war erst der Anfang einer Schlammschlacht beim Energydrink-Riesen, die immer größere Ausmaße annimmt. Denn um die eigentlichen Vorwürfe gegen den längstdienenden Teamchef der Formel 1 geht es schon lange nicht mehr.
Zumindest nicht, seit während des zweiten Freien Trainings von Bahrain vor einer Woche pikante WhatsApp-Chats zwischen Horner und der Mitarbeiterin veröffentlicht wurden. Horner hatte die Echtheit dieser Leaks nie bestritten, sie lassen Zweifel am Freispruch des 50-Jährigen aufkommen. Allerdings kann sich Horner auf die Unterstützung der Red-Bull-Mehrheitseigentümer aus Thailand verlassen. Familienoberhaupt Chalerm Yoovidhya feierte etwa den Formel-1-Auftaktsieg am vergangenen Samstag mit dem Briten gemeinsam. Einige Meter von Superhirn Adrian Newey, Red-Bull-Konsulent Helmut Marko und dem Verstappen-Klan entfernt.
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Marko vor Suspendierung
Am Freitag ließ dann "ORF"-Mann Ernst Hausleitner die Bombe platzen, verkündete, dass nun nicht Horner vor einer Suspendierung stehe, sondern Marko. So spekuliere man hinter vorgehaltener Hand, der 80-jährige Grazer sei der Urheber des Leaks. Am Montag könnte die Suspendierung dann ausgesprochen werden, wenn Marko nicht selbst den Hut nimmt und geht. Gegen den Motorsport-Konsulenten wird jedenfalls intern ermittelt.
"Es ist schwer zu beurteilen. Letztlich entscheide ich selbst, was ich mache", meinte Red-Bull-Konsulent Marko auf die Frage, ob er beim nächsten Grand Prix in Australien noch vor Ort sei. Als Hausleitner dann nachhakte, ob ein sofortiger Abschied denkbar sei, meinte Marko: "Die theoretische Möglichkeit besteht immer." Gegenüber "Sky" präzisierte Marko nach dem Qualifying dann: "Ich habe noch ein Gespräch morgen, und dann sehen wir. Aber es muss alles passen, damit ich da weiterarbeiten will." Das Gespräch werde mit Oliver Mintzlaff stattfinden, dem Red-Bull-Geschäftsführer, der an diesem Rennwochenende in Dschidda weilt.
Verstappen: "Dann gibt es ein Problem"
Dreifach-Weltmeister Verstappen ließ sich nach dem Qualifying den Umgang mit seinem Förderer nicht bieten, fand deutliche Worte. Marko hatte Verstappen entdeckt, ihn schon als 17-Jährigen ins zweite Bullen-Team Toro Rosso gesetzt, nur eineinhalb Jahre später gegen Horners Widerstand zu Red Bull befördert. Bis heute eine Erfolgsgeschichte. Marko unterstützte stets Verstappen. Diese Loyalität will der Niederländer dem Grazer nun zurückgeben. "Ohne ihn im Team wird es ein Problem geben", wurde der Formel-1-Star deutlich.
"Für mich ist klar, dass Helmut bleiben muss. Er hat dieses Team gemeinsam mit Dietrich aufgebaut. Ich habe großen Respekt für Helmut. Was wir gemeinsam erreicht haben, geht weit zurück. Meine Loyalität zu ihm ist groß, ich habe immer im Team gesagt, dass er sehr wichtig für die Entscheidungen für die Zukunft ist. Es ist extrem wichtig, dass er im Team bleibt, genauso wie dass alle anderen bleiben, denn es ist eine Teamleistung. Man muss dem Mann viel Respekt zollen für das, was er erreicht hat, und das geht zurück auf Loyalität und Integrität. Es ist sehr wichtig, dass er bleibt", stellte sich der 26-Jährige klar hinter Marko, deutete sogar indirekt seinen Abgang an, sollte der Grazer gehen müssen. Mercedes streckt bereits die Finger nach dem Dreifach-Weltmeister aus.
Eisiges Schweigen
Wie zerfahren das Verhältnis zu Horner ist, sah ein Millionenpublikum unmittelbar nach dem Ende des Qualifyings live im TV. Renningenieur Gianpiero Lambiase gratulierte dem Formel-1-Star zur 34. Karriere-Pole, Verstappen bedankte sich artig, lobte den RB20. "Es war wie auf Schienen", so der Niederländer. Dann meldete sich auch Horner am Funk, gratulierte Verstappen ebenso. Und die Antwort des Niederländers? Die gab es nicht. Verstappen strafte Horner mit eisigem Schweigen.
Auf den Punkt gebracht
- Bei Red Bull gibt es weiterhin Spannungen, nachdem interne Vorwürfe gegen Teamchef Christian Horner erhoben wurden und interne Ermittlungen eingeleitet wurden
- Die Aufmerksamkeit hat sich von den Vorwürfen jedoch auf eine mögliche Suspendierung von Helmut Marko verlagert, der als Urheber von veröffentlichten WhatsApp-Chats gehandelt wird, was zu einem öffentlichen Machtkampf und der Unterstützung von Max Verstappen für Marko geführt hat