Expertin alarmiert
Schon zehn Kinder aus Fenstern gestürzt, zwei starben
Die Zahlen alarmieren: Alle vier Wochen stürzt in Österreich ein Kind aus großen Höhen wie Fenster oder Balkon. Eine Expertin appelliert an Eltern.
In einem unbeaufsichtigten Moment passierte es: Seine Tante war kurz weg. Das nutzte diese Woche ein vierjähriger Bub in Vöcklabruck, um auf den Balkon zu gehen und einen Sessel zum Geländer zu schieben. Plötzlich verlor das Kleinkind das Gleichgewicht, stürzte ab und wurde schwer verletzt.
Bereits im März hatte ein ähnlicher Zwischenfall in Linz tödlich geendet: Ein Fünfjähriger stürzte aus dem Fenster eines Mehrparteienhauses, während seine Mutter und der Stiefvater spazieren war. Sie standen später vor Gericht.
"Der aktuelle Unfall in Oberösterreich verdeutlicht einmal mehr, wie gefährlich Stürze aus Fenstern oder Balkonen für Kinder sind", betont Johanna Trauner-Karner, Bereichsleiterin beim Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).
Heuer haben sich bereits zehn schwere derartige Unfälle ereignet – zweimal endeten sie tödlich. "Das bedeutet leider auch einen deutlichen Anstieg zum Vorjahr", zieht Trauner-Karner eine bittere Bilanz. Die schwerwiegenden Folgen der Zwischenfälle: Prellungen und Knochenbrüche bis hin zu lebensgefährlichen Verletzungen an Kopf, Wirbelsäule und Organen.
Unkalkulierbare Gefahrenquelle
Sie kann in Sekundenschnelle zu einer unkalkulierbaren Gefahrenquelle werden: die Kombination aus Bewegungs- und Entdeckungsdrang und geöffneter oder ungesicherter Fenstern bzw. Balkontüren.
Der Gefahren eines Sturzes aus großer Höhe sind sich vor allem Kleinkinder nicht bewusst. Erschwerend kommt hinzu, dass es ihnen oft schwerfällt, die Balance zu halten. Der Grund: der Körperschwerpunkt, der im Vergleich zu Erwachsenen höher liegt.
Bei geöffnetem Fenster sollte man die Kleinen niemals unbeaufsichtigt lassen, warnt die KFV-Expertin. Gehen Erwachsene in einen anderen Raum, müssen sie Nachwuchs immer mitnehmen. Ebenfalls wichtig: reizvolle Gegenstände nicht auf Fensterbrettern oder Balkonbrüstungen und auch kein Mobiliar in der Nähe platzieren.
Lebensrettende Fenstersicherungen
In Haushalten mit Kindern sollten alle Fenster und Balkontüren mit entsprechenden Sicherungen ausgestattet sein oder nachgerüstet werden.
Am besten geeignet sind versperrbare Kindersicherheitsgriffe. Diese lassen sich auch zum Lüften kippen. Katzen- oder Fliegenschutzgitter hingegen eignen sich nicht als Schutzmaßnahme, da sie bei Druck nachgeben oder reißen können.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- In Österreich stürzt durchschnittlich alle vier Wochen ein Kind aus großer Höhe, wie Fenster oder Balkon, was bereits zu zehn schweren Unfällen in diesem Jahr geführt hat, von denen zwei tödlich endeten
- Eine Expertin vom Kuratorium für Verkehrssicherheit appelliert an Eltern, ihre Kinder niemals unbeaufsichtigt in der Nähe offener Fenster oder Balkontüren zu lassen und keine reizvollen Gegenstände in deren Reichweite zu platzieren