Grenzwerte werden gesenkt
Dicke Luft: Wegen Klima blitzt Radar auf A1 schneller
Er ist schon fast ein Wahrzeichen des oö. Zentralraums: der "Lufthunderter" auf der A1 bei Linz. Und obwohl die Luft sauberer wird, bleibt er weiter.
Im Jahr 2008 wurde zwischen Linz und Enns ein heftig umstrittener "Lufthunderter" eingeführt. Wenn die Abgasbelastung es notwendig macht, gilt seither auf dem rund 15 Kilometer langen Abschnitt ein Tempolimit. Mehrere hochmoderne "Super-Radar"-Geräte blitzen seither all jene, die zu schnell unterwegs sind.
Mittlerweile hat sich die Luftqualität am betroffenen Abschnitt deutlich gebessert. Der Ruf nach einem Abbau der Anlage wurde zuletzt immer lauter. Im Jahr 2023 ist eine erneute Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Maßnahme losgetreten worden.
Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) verwies auf Salzburg: Weil auf der Tauernautobahn (A10) ebenfalls die Schadstoffbelastung zurückgegangen ist, wurde das "nicht mehr nötige" Tempo-100-Limit aufgehoben. Der Politiker forderte auch in Oberösterreich ein Aus der Maßnahme. Ein Aufrechterhalten "aus rein ideologischen Gründen" hielt er "für demokratiepolitisch bedenklich".
Zeitverlust beträgt nur 36 Sekunden
Umweltlandesrat Stefan Kaineder verkündete aber im Herbst 2023, ein Ende des "Lufthunderters" sei "ausgeschlossen". "Im Sinne des Vorsorgeprinzips" sei es wichtig, "vorausschauend zu handeln" und Belastungen für Mensch und Umwelt "gar nicht erst eintreten zu lassen". De facto betrage der Zeitverlust auf dem Abschnitt nur 36 Sekunden, rechnete Kaineder vor.
Nun ist ohnehin alles anders. Am 10. Dezember wurde die neue EU-Luftqualitätsrichtlinie in Kraft gesetzt. Die Reform sieht vor, die Luftqualität schrittweise an die WHO-Empfehlungen anzupassen. Bis 2030 sollen die Mitgliedstaaten die Feinstaubbelastung (PM2.5) auf max. 10 (derzeit 25) und bei Stickstoffdioxid auf max. 20 Mikrogramm (derzeit 40) pro Kubikmeter Luft senken.
"Die Verkehrsbeeinflussungsanlage an der Autobahn A1 ist eine wichtige Maßnahme zur Gesundheitsvorsorge zehntausender Menschen im dicht besiedelten Umland von Linz. Diese und viele andere Maßnahmen machten es möglich, unter die von der europäischen Union festgesetzten Grenzwerte für Luftschadstoffe zu kommen", stellte Kaineder vor wenigen Tagen klar. "Jedes Mikrogramm weniger Schadstoffe in der Luft rettet Menschenleben, und jedes eingesparte Kilogramm CO₂ schützt künftige Generationen vor einem Klimakollaps."
Konkret bedeutet die Maßnahme dann jedenfalls, dass weiter der 100er gilt und somit Temposünder schneller geblitzt werden.
Aus dem Büro von Landesrat Steinkellner kommt dazu heftige Kritik. "Auf Basis neuer Studien wurde jetzt aber angeblich festgestellt, dass die Luft, die wir seit Jahrhunderten einatmen, viel lebensgefährlicher ist als bisher vermutet", heißt es da süffisant. Deshalb seien die Richtwerte vom Grenzwert 40 µg/m³ auf zukünftige Mittelwerte von 20 µg/m³ Feinstaub neu adjustiert worden.
Das Ganze sei ein "ideologisches Schauspiel". Und das Büro Steinkellner macht einen Vergleich zur Weihnachtszeit: Wenn man in einem 20 qm Raum einen Adventkranz anzündet, sei man unter Umständen einer Feinstaubbelastung von rund 50 µg/m³ ausgesetzt. "Ist dann der Verkauf von Christbäumen und Adventkränzen auf derselben Grundlage zukünftig auch verboten", fragt man sich. Die Maßnahme würde jeder Verhältnismäßigkeit entbehren.
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Auf den Punkt gebracht
- Der "Lufthunderter" auf der A1 bei Linz, ein Tempolimit zur Reduzierung der Abgasbelastung, bleibt trotz verbesserter Luftqualität bestehen, was zu erneuten Diskussionen und Kritik führt.
- Während Umweltlandesrat Stefan Kaineder die Maßnahme als wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge verteidigt, kritisiert Verkehrslandesrat Günther Steinkellner sie als ideologisch motiviert und unverhältnismäßig.