Wien
Schönbrunns "Pumpgun-Chef" lässt sich zur Jagd einladen
Als Jäger schießt Schönbrunn-Chef Hering-Hagenbeck gern auf Tiere. Das will er auch tun, wenn sie im Zoo ausbrechen. Polizisten traut er das nicht zu.
Die "Heute"-Enthüllung über Schönbrunn-Direktor Stephan Hering-Hagenbeck (55) sorgte für tierische Aufregung und teils animalische Kritik. Wie berichtet, befindet sich der gebürtige Deutsche im Rechtsstreit mit der Wiener Polizei, da ihm von der Polizei ein Waffenpass und eine Ausnahmebewilligung zum Führen einer Pumpgun im Tiergarten verweigert wurde.
Polizeiwaffen "nicht geeignet"
Laut Polizei-Akt habe Hering-Hagenbeck in einer Stellungnahme angegeben, "seit 1993 Inhaber eines deutschen Jagdscheins" und "regelmäßig im Bezirk Mödling zur Jagd auf Schwarzwild eingeladen" zu sein. Dies sorgt bei Tierschützern für Kopfschütteln.
Laut Stellungnahme des Direktors würden herkömmliche Waffen "einfach zu schwach" sein, "um Großraubwild und Großwild verlässlich zu stoppen. Als Beispiele führt er Löwen, Leoparden, Bären und Elefanten an, die es "im Fall eines Auskommens aus deren Gehegen rasch aufzuhalten gelte. Die bei Wega und Cobra vorhandenen Waffen und ihre Kaliber hält er für diese Aufgabe schlicht "nicht geeignet".
Und beinahe schon geschmacklos eine Parallele zum Terroranschlag von Wien am 2.11.2020. Hering-Hagenbeck kritisiert in einer von seinem Anwalt eingebrachten Stellungnahme die für ihn offenbar zu lange "Reaktionszeit der Polizei beim Terroranschlag 2020". Dass die Wega den Attentäter nur neun Minuten nach dem Notruf erschossen hatte, fand freilich weltweit Anerkennung.
"Dirty Harry"-Waffe abgelehnt
Das Waffenreferat der Wiener Polizei lehnte den Wunsch nach einer heftigen Zoo-Artillerie bestehend aus einer großkalibrigen Schrot-Repetierflinte und einer 44er-Magnum (bekannt aus "Dirty Harry" mit Clint Eastwood) ab und stellte klar: "Die Abwehr von gefährlichen Angriffen liegt grundsätzlich bei den Sicherheitsbehörden und der Sicherheitsexekutive".
Schriftliche Begründung: "Es liegt keine qualifizierte Gefahr vor, welcher am zweckmäßigsten mit Waffengewalt begegnet werden kann." Die "Bekämpfung einer etwaigen Gefahrensituation durch Waffengewalt" könne laut Polizei "auch zu einer erheblichen Gefährdung Unbeteiligter" führen.
Durchklicken: Die Affäre Hering-Hagenbeck
Hering Hagenbeck sieht das anders: "Die Polizei verfügt auch nicht über die zoologischen Kenntnisse, um beurteilen zu können, wann ein gefährliches Tier noch vergrämt werden kann, und wann es rasch getötet werden muss."
Kocher: "Vollstes Vertrauen in Prozesse"
Das zuständige Wirtschaftsministerium (BMAW) von Martin Kocher will mit der Angelegenheit offenbar nichts zu tun haben. Auf Anfrage heißt es gegenüber "Heute", dass die Erstellung des Sicherheitskonzepts "in der Verantwortung des Tiergartens" liege, "der ein höchstmögliches Schutzniveau für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für seine Besucherinnen und Besucher sicherzustellen" habe.
Ob das Ministerium über die gerichtliche Auseinandersetzung informiert worden war, ließ man offen, sagt: "Auch sämtliche damit in Zusammenhang stehende Antrags- und Genehmigungsverfahren sind in der Verantwortung des Tiergartens. Das BMAW hat hier vollstes Vertrauen in die bei den Sicherheitsbehörden und Gerichten angesiedelten Prozesse und Entscheidungsabläufe." Eine Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht hat gemäß "Heute"-Infos am 30.6. stattgefunden. Eine Entscheidung stehe aus.
Erst vergangene Woche war Hering-Hagenbeck in die Schlagzeilen geraten, da er Zoo-Tieren in Schönbrunn die Namen nehmen wollte. Die Story kannst du HIER nachlesen >>