Wien

Sänger wartete über 4 Jahre auf die Staatsbürgerschaft

Die Kritik an der MA35 reißt nicht ab. Nun meldet sich auch ein prominentes "Opfer" zu Wort. Auch Opernsänger René Velazquez übt Kritik. 

Heute Redaktion
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Über vier Jahre dauerte es, bis Tenor René Velazquez seinen österreichischen Pass in der Tasche hatte. 
Über vier Jahre dauerte es, bis Tenor René Velazquez seinen österreichischen Pass in der Tasche hatte. 
Bild: picturedesk.com

Anrufe, die bewusst ignoriert werden, Partys in den Amtsräumen oder Menschen, die aufgrund der viel zu langsamen Bearbeitung der Anträge in eine unsichere Zukunft schauen: Die für Einwanderung und Staatsbürgerschaft zuständige MA35 steht derzeit massiv in der Kritik.

Gegenüber dem "Ö1 Mittagsjournal" erzählte nun auch ein prominentes "Opfer" seine Mühen mit der MA35. Der mexikanische Tenor Rene Velazquez lebt seit 30 Jahren in Österreich. Vor viereinhalb Jahren stellte der Tenor, der am Mozarteum in Salzburg Gesang und Dirigieren studierte und derzeit am Metropol in Hernals angestellt ist, den Antrag auf die Staatsbürgerschaft. Danach begann das Warten und der Ärger. 

Opernsänger muss niederwertigen Sprachkurs nachholen

Velaszquez berichtet von der "Unfreundlichkeit" und dem mangelnden Entgegenkommen der MA35-Mitarbeiter. Und mit so manchen kafkaesk erscheinenden Anforderungen: So habe er seine nach drei Jahrzehnten in Österreich ausgezeichneten Deutschkenntnisse mit einer Sprachprüfung auf Niveau C1 nachgewiesen. Anerkannt wurde das aber nicht: "Die Dame, die die Dokumente übernommen hat, hat gesagt 'Nein – es muss aber B2 sein, weil hier steht B2'. Ich wollte erklären, dass C1 mehr Wert hat als B2 und sie hat das nicht verstanden", schildert der Tenor gegenüber Ö1.

Die Kritik, dass veraltete Textschablonen, das heißt vorgefertigte Texte für Entscheidungen herangezogen werden, ohne Rücksicht auf aktuelle Entwicklungen zu nehmen, übte bereits ein Wiener Rechtsanwalt

Velazquez fügte sich der Forderung und holte eine B2-Prüfung nach, Kostenpunkt: rund 250 Euro. Auch andere Unterlagen habe er erneut bringen müssen, sie neu übersetzen und anders notariell beglaubigen lassen, so der Opernsänger. Versuche, mit einem Vorgesetzten zu sprechen, verkniff sich der Opernsänger: "Da wäre sie total beleidigt gewesen und mein Fall hätte noch länger gedauert – wenn das überhaupt möglich ist", erzählt er. Und betont: "Wir haben als Ausländer alle diese gleiche Problematik, dass die Mitarbeiter des Magistrats die ganze Macht haben, sie entscheiden über das Leben eines Menschen oder sogar ganzer Familien".

Laut Volksanwaltschaft wurde Akt zwei Jahre einfach liegen gelassen

Erst heuer im Juli, über vier Jahre nach Antragstellung, erhielt Velazquez die österreichische Staatsbürgerschaft. Laut der Volksanwaltschaft sei der Fall Velazquez über zwei Jahre hinweg überhaupt nicht bearbeitet worden. Dass es schließlich doch geklappt hat, freut der Sänger, der sich als "stolzer Österreicher" sieht: "Ich bin sehr stolz, dass ich endlich die Staatsbürgerschaft habe, auch weil das der Sicherheit meiner Kinder entspricht, dass sie ruhig hier weiterleben können, auch wenn ich nicht mehr da bin, und dass sie sich auch hier wohl und zu Hause fühlen".

Für die Mitarbeiterin, die seinen Akt zuletzt bearbeitet hat, hat der Tenor jedoch jede Menge Lob: "Die freundliche, nette Dame hat innerhalb von drei Monaten alles geschafft, was die Kollegen in viereinhalb Jahren nicht geschafft haben. Sie hat sich wirklich Mühe gemacht", so Velazquez.

Sprecherin weist Vorwurf der Unfreundlichkeit als "pauschale Unterstellung" zurück

Auf Rückfrage wies eine Sprecherin der MA35 den Vorwurf von unfreundlichen Mitarbeitern als "pauschale Unterstellung" aufs Schärfste zurück. Die rund 450 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen würden pro Jahr 150.000 Anträge in hochkomplexen Verfahren nach bundesgesetzlichen Vorgaben bearbeiten und das nach bestem Wissen und Gewissen, wird betont. 

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