Ukraine
Russland: Mädchen im Heim, Vater bittet um Todesstrafe
Wegen einer kriegskritischen Zeichnung kam die Tochter von Alexey Moskaljow ins Heim, während ihm eine zweijährige Haftstrafe auferlegt wurde.
Der alleinerziehende Vater Alexey Moskaljow geriet ins Visier der russischen Behörden, nachdem seine Tochter ein Antikriegsbild gemalt hatte. Das Urteil gegen den 54-Jährigen wurde nun von einem Gericht in Tula bestätigt: Wegen "Diskreditierung der Armee" muss er zwei Jahre hinter Gitter, zusätzlich wurde ihm für die gleiche Zeitspanne die Nutzung des Internets untersagt.
Trennung unerträglich, Vater will Todesstrafe
Während der Gerichtsverhandlung verlas Moskaljow einen Brief seiner Tochter Mascha, in dem sie schreibt, wie sehr sie ihren Vater liebe und vermisse. Vor Gericht bat Moskaljow derweil darum, ihn "zum Tode zu verurteilen und die Strafe so schnell wie möglich zu vollstrecken", da die Trennung von seiner Tochter für ihn unerträglich sei.
Moskaljows Anwalt forderte einen Freispruch für seinen Mandanten und argumentierte in seinem Plädoyer, dass die Staatsanwaltschaft nicht bewiesen habe, dass der Angeklagte die angeblichen Antikriegsbeiträge in sozialen Netzwerken selbst verfasst habe. Nach der Verhandlung kündigte der Anwalt an, gegen das Urteil Berufung einzulegen, wie der "Spiegel" berichtet.
Der Fall des alleinerziehenden Vaters bewegt viele Menschen. Moskaljow geriet im Frühjahr 2022 durch eine Zeichnung seiner 13-jährigen Tochter Mascha ins Visier der Behörden. Das Mädchen hatte im Gestalterischen Unterricht an ihrer Schule ein Bild gegen den Krieg in der Ukraine gemalt. Auf die Zeichnung schrieb die Sechstklässlerin "Nein zum Krieg" und "Ruhm der Ukraine". Die Schulleiterin meldete den Vorfall daraufhin der Polizei.
Moskaljow in Belarus festgenommen
Die Ermittlungen richteten sich schließlich gegen Moskaljow. Er wurde wegen kritischer Beiträge im Internet über den Krieg in der Ukraine verurteilt. Bereits Anfang März, lange vor dem Urteil gegen ihren Vater, wurde Mascha von den Behörden in ein Kinderheim gebracht. Moskaljow floh nach Belarus, wurde jedoch dort gefangen genommen und nach Russland ausgeliefert.
Der Fall von Moskaljow hat unter russischen Menschenrechtsaktivisten viel Aufmerksamkeit erregt. Es wurde online eine Kampagne gestartet, um Vater und Tochter wieder zusammenzuführen. Die verbotene russische Menschenrechtsgruppe Memorial bezeichnete Moskaljow als politischen Gefangenen.
Tochter lebt inzwischen bei Mutter
Im April gab die Kinderrechtsbeauftragte des Kremls, Marija Lwowa-Belowa, bekannt, dass Moskaljows Tochter von ihrer Mutter, die schon seit vielen Jahren von der Familie getrennt lebt, aus dem Waisenhaus abgeholt wurde. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat Haftbefehle gegen Lwowa-Belowa und den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen der Verschleppung ukrainischer Kinder erlassen.